Kapitel 16 - Noch ein Plan

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Blake kratzte sich am Hinterkopf und sah unschlüssig zu Lucy. Diese legte ihre Hand an die Stirn und machte dabei einen theatralischen Seufzer.
"Erzähl es ihr einfach...", murmelte sie und ließ sich auf Blakes Couch fallen. Ich nickte kräftig, um ihre Aussage zu bestärken.
"Naja...", begann er und ließ sich wieder auf einen seiner Essstühle nieder. Es war offensichtlich, dass er versuchte es extra spannend zu machen.
"Lu und ich haben uns über den Kerl unterhalten, in den sie sich verliebt hat. Sie meinte halt, dass er sich noch etwas ziert mit den Gefühlen und so. Daraufhin habe ich ihr den besten Tipp überhaupt gegeben, wie man einen Typen rum bekommt...", er machte eine kurze Pause während sich bei mir einzelne Bruchstücke zusammen setzten.
"Bester Tipp überhaupt? Pff...", mischte Lucy sich ein.
"Hat der Tipp irgendwas mit sexy Unterwäsche zu tun?", riet ich spontan drauf los und konnte mir dabei ein aufgeregtes Grinsen nicht verkneifen. Lucy schien das jedoch gar nicht lustig zu finden und legte beschämt ihre Hand vor ihr Gesicht. Das war wohl ein ja.
"Der Typ ist sicher schwul. Lucy, sag mir doch einfach wer es ist und ich finde es für dich raus.", murmelte Blake unschuldig blinzelnd. Wieso hatte ich dabei nur ein Kopfkino, wie Blake und Dylan sich küssten?!
"Nein ich werde es dir nicht sagen. Und Brooke, du wirst es ihm auch nicht sagen, verstanden."
"Brooke? Woher weißt du es?" Blake schien ein wenig eingeschnappt, dass ich wusste, für wen Lucy schwärmte und er nicht. Obwohl ich es ja eigentlich nur zufällig wusste, aber es mir vorher so wieso schon klar war. Oh Gott ist das verwirrend.
"Ich habe sie so zu sagen auf frischer Tat ertappt.", murmelte ich mit vollem Mund und einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich war so erleichtert, dass Dylan und Lucy es offensichtlich doch nicht getrieben hatten. Gott, wie konnte ich nur glauben, dass Dylan so eine Art von Typ ist.
Entweder war es mein Anblick oder der zweideutige Gedanke, der Blake anekelte, aber auf jeden Fall verzog er ganz schön das Gesicht.
"Wie genau hat er denn reagiert?", fragte ich sie betont lässig und gleichgültig. In Wahrheit jedoch, wollte ich im Moment nichts sehnlicher wissen als das.

"Er hat so getan, als wäre alles normal! Nicht mal einen Blick hat er auf mich geworfen. Als wäre ich so was, wie seine beste fette Freundin.", jammerte Lucy und irgendwie tat sie mir ein wenig leid, auch wenn sie sich unschön ausgedrückt hatte.
Das musste echt verdammt peinlich gewesen sein. Gerade, als ich Mitleid mit ihr bekam, erinnerte ich mich, an all die wirklich schlimmen Dinge, die sie den Menschen schon angetan hatte und schwups, da war das Mitgefühl auch schon weg.
"Ist irgendwie verständlich, oder? Ich mein welcher einigermaßen gut erzogene Junge fällt einfach so über ein Mädchen her. - Blake wollte gerade protestieren, als ich fortsetzte - "Ich sagte gut erzogen, Blake." Er sagte nichts mehr...
"Ich kann ihm nie wieder unter die Augen treten.", jammerte Lucy weiter, ohne auf das einzugehen, was ich kurz zuvor gesagt hatte. Ich verdreht nur die Augen, doch innerlich freute ich mich richtig. Lucy wollte Dylan verführen und dieser hat abgelehnt.

"Ich geh mich mal fertig machen...", murmelte ich, da ich keine Lust hatte, Lucy länger zuzuhören. Ich wusste alles, was ich wissen musste.
Die sah das ganze jedoch ein wenig anders.
"Buhuuu... Lucy geht es schlecht. Mir doch egal, ich bin schließlich glücklich verliebt!"
Verwirrt sah ich zu Lucy. Anscheinend versuchte sie mich gerade nach zu äffen. Und das ziemlich schlecht. Jedoch konnte ich es nicht auf mir sitzen lassen, dass sie immer noch dachte, dass ich in Blake verliebt war. Mit verschränkten Armen ging ich ein paar Schritte auf sie zu.
"Ich bin nicht in Blake verliebt, ich..."
"...liebe ihn abgöttisch!", setzte Blake meinen Satz ungefragt und absolut falsch fort. "Ich liebe dich auch Baby.", murmelte er und fiel mir in die Arme. Jedoch konnte er sein falsches Spiel keine zehn Sekunden lang aufrecht halten, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. Ich konnte nur die Augen verdrehen, bevor ich mich von ihm löste und in seinem Bad verschwand, um zu duschen.

Vor sechs Wochen hätte sich bei mir, bei seinen Worten, egal ob echt oder nicht, wohl eine Gänsehaut über den ganzen Körper verteilt, aber jetzt fand ich das ganze eher lästig. Blake war schon immer ein Mann, der mit einem befreundet war und es sich gleichzeitig auch erlaubte, mit einem zu flirten. Irgendwie fand ich das immer süß... Irgendwie.

Nach dem ich mich frisch gemacht hatte, ging ich wieder zu den Beiden ins Wohnzimmer. Die Beiden saßen auf der Couch und schienen sich über irgendetwas zu beraten. Neugierig ging ich auf sie zu und setzte mich.
"Meinst du wirklich? Das würde natürlich erklären, warum er mich nicht wollte... Was meinst du Brooke?", fragte Lucy in meine Richtung. Beim erwähnen meines Namen zuckte ich kurz zusammen.
"Ich denke nicht das Dy... das er auf Männer steht.", witzelte ich. Lucy stöhnte daraufhin nur genervt auf.
"Das weiß ich auch selbst. Es geht darum, dass er vielleicht eine Freundin hat oder zumindest in irgendein anderes Mädchen verliebt ist. Meinst du das kann sein?"
Sie sah mich ehrlich fragend an. Ich schluckte leise. Plötzlich fühlte ich mich irgendwie unbehaglich.
"Ich ähh... Ja, das kann sein.", murmelte ich und wickelte dabei eine meiner, noch etwas nassen, Haarsträhnen um meinen Finger.
"Wenn das wirklich so ist, dann... Oh ich schwöre, wenn ich herausfinde, wer diese Bitch ist, dann bringe ich sie höchstpersönlich ins Grab, aber nicht ohne vorher nochmal drauf zu spucken!"
Bei Lucys Worten klappte mein Mund auf. Sie war sich noch nicht mal sicher, ob es dieses besagte Mädchen überhaupt gab und trotzdem schmiedete sie schon Rachepläne.
"Ich werde dieses Mädchen finden und dann werde ich jedes ihrer kleinen, schmutzigen Geheimnisse herausfinden und damit werde ich sie solange quälen, bis sie..."
"Lucy! Findest du das nicht etwas übertrieben?", mischte sich Blake glücklicherweise ein. Die Eiskönigen schien völlig wahnsinnig und wieder völlig in ihrer alten Rolle zu sein, wenn es um Dylan ging. Gott, das war schon ein wenig beängstigend.
"Nein, ich finde es ist angemessen."
Sie erhob sich und automatisch senkte ich meinen Kopf.
"Ich muss herausfinden, ob es wirklich ein Mädchen gibt. Und dafür brauch ich deine Hilfe."
Ich spürte einen Windzug, traute mich aber nicht hochzugucken. Hoffentlich zeigte sie gerade auf Blake und nicht auf mich. Langsam hob ich meinen Kopf an... Bitte, bitte, bitte...
"Komm Brooke. Um so früher wir wissen was Sache ist, um so eher kann ich mich an die Recherche setzten."
Verflucht! Sie zog mich am Arm hoch, zur Wohnungstür von Blake.
"Aber meine Haare sind noch nicht trocken...", unternahm ich einen schwachen Versuch Lucy aufzuhalten.
"Die trocknen während der Fahrt. Tschüss Blake.", sagte sie fröhlich erst an mich und dann an Blake gewandt.
Ich hatte gerade mal noch genug Zeit, ihm zuzuwinken, bevor wir schon aus der Tür waren.

Als wir kurze Zeit später im Auto saßen, erklärte sie mir ihren Plan. Langsam hatte ich genug von all den Plänen. Unsere Clique war anscheinend sehr Pläne-süchtig... Erst Ryan mit seinem Plan Rose zurück zubekommen, ich musste ihn noch fragen, wie es ausgegangen war, dann Lucy mit ihrem Plan Dylan für sich zu gewinnen und jetzt der neue Plan. Das waren jedoch nur die, von den ich wusste. Wer weiß, wie viel es noch gab.

"Also hast du alles verstanden?", fragte Lucy sicherheitshalber nochmal nach.
-Ja, natürlich. Ich war ja nicht dumm und der Plan nicht besonders kompliziert.
"Ich geh zu Dylan, verbringe den Tag mit ihm und frage ihn dabei aus, wie es mit den Frauen aussieht. Nicht sehr komplex..."
Ich zuckte mit den Schultern und sah aus dem Augenwinkel, wie Lucy eine Schnute zog, so als wäre sie beleidigt, weil ich ihren Einfall nicht als genial betitelt hatte. Sollte mir doch egal sein. Ich hatte gerade schließlich ganz andere Probleme. Obwohl ich nach außen hin cool tat, war ich doch ziemlich aufgeregt. Jedes Mal, wenn ich die letzten Tage versucht hatte mit diesem Kerl zu sprechen, dann hatte er abgeblockt und ist einfach verschwunden. Ich hatte also allen Grund nervös zu sein.

Lucy hielt vor seinem Haus und ich betete, dass er nicht da war, als ich die Autotür öffnete und langsam auf den Eingang zu marschierte.
"Denk an den Plan.", rief sie mir noch zu, bevor sie mit ihrem Auto davon brauste. Wir hatten uns gegen 18:00 Uhr zum telefonieren verabredet, damit ich ihr mitteilen konnte, was bei dem Gespräch raus kam.

Mit leicht zittrigen Händen klingelte ich. Was wenn es wirklich ein Mädchen gab? Ich wusste nicht genau wie (oder ob) ich damit umgehen könnte. Was wenn das Mädchen vielleicht sogar genau jetzt bei ihm war und sie mir, genau wie Lucy gestern, die Tür öffnen würde. Ich konnte doch nicht einfach so abhauen, schon wieder.

Elendig langsam verging die Zeit, bevor ich endlich Schritte hörte und dann sah wie die Tür geöffnet wurde. Als ich Dylan an der Tür stehen sah, atmete ich erleichtert aus. Unbewusst hatte ich die Luft angehalten. Ich war erleichtert ihn zu sehen und niemand anders. Ihm schien es jedoch nicht so zu gehen. Seinem Gesichtsausdruck zu Folge würde er sich mehr freuen, wenn ich ein Postbote gewesen wäre.
"Brooke was willst du hier?", murmelte er anscheinend genervt. Na das konnte ja spaßig werden... Nicht.

Sometimes love is not enoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt