32 |"Ich weiß, dass du das denkst."

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Minute um Minute und Minute um Minute verging, während ich heulend in Jeremys Armen lag. Er hatte mich zu sich geholt. In seine Wohnung und das obwohl hier alles so schmerzvoll für ihn war. Hier hatte seine Tante Selbstmord begannen und trotzdem brachte er mich hier her.

»Du wirst nicht mehr zu ihm gehen, Beverly.« hauchte er mir immer und immer wieder zu. Ich wollte nicht zurück. Ich wollte nicht nach Hause. Alles was ich wollte war hier bei Jeremy zu bleiben. In seinen Armen. Ich sog seinen gewohnten Geruch tief in mich ein und schloss meine Augen. Mein Atem beruhigte sich und meine Augen starrten an die Wand.

Plötzlich spürte ich nichts mehr. Keine Trauer, keinen Hass und auch keine Schuld. Ich spürte nur Leere und ich wusste nicht, ob es mir gefiel oder ob es mir Angst machte. Oder Angst machen sollte, denn rein gar nichts zu fühle war an sich nicht schlimm. Nicht in dieser Situation. Ich rollte mich auf meinen Rücken und lag mit meinen Kopf auf Jeremy Oberschenkel. Er sah auf mich hinab und strich mir sanft die Haare von meiner Stirn.

Wir schauten uns nur an, aber das reichte. Unsere Blicke sagten alles aus. Jeremy und ich hatten noch nie viele Worte benötigt und es gefiel mir. Das was wir hatten gefiel mir. Seit Anfang an hatten wir dieses etwas. »Sollte ich-«ich schluckte leise. »Ja solltest du.« hauchte er leise. Ja, er hatte recht. Ich sollte zur Polizei gehen, aber es war mein Vater.

Mein Vater.
Mein verdammter Vater.
»Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Jer-« meine Stimme war nicht mehr als ein Windstoß. Die Ruhe hatte die gesamte Wohnung eingenommen. In allen Ecken lauerte die Dunkelheit, die uns zwei drohte zu verschlingen. Wir waren beide jung und vielleicht naiv. Wie sollte das alles weiter gehen, wenn ich damit zur Polizei ging. Ich zerstörte doch alles und ich wusste nicht, ob meine Mutter dann mich oder meinen Vater hasste. Denn ich konnte mir beides gut vorstellen. Was war, wenn mir niemand glaubte. Wenn ich bloß die verwöhnte Göre war, die Aufmerksamkeit suchte. Mein Vater war nicht dumm. Er war Anwalt. Er hatte jeden in Griff.

»Ich bin bei dir, Beverly.« Jeremy beugte sich zu mir runter. »Und ich lass dich niemals alleine.« sein warmer Atem streifte meine Lippen, bevor seine sie sanft auf meine legte. Ich schloss meine Augen und konnte das Lächeln ebenso wenig wie die Tränen unterdrücken. Meine Hand fuhr langsam in seinen Nacken und krallte sich in seinem Haar fest. Nach Halt suchend und ich wurde fündig. Ich drückte mich Jeremy entgegen und ließ unsere Lippen melodisch mit einander tanzen. Unser Kuss beruhigte meinen Körper endgültig und auch die Leere füllte sich mit seiner Liebe.

»Hast du deshalb nach der Schule immer geraucht?« fragte er leise gegen meine Lippen und löste sich von mir. Seine Hand legte sich auf meine Wange und sein Daumen strich ganz zart über meine gerötete Haut. Seufzend nickte ich und sah beschämend weg. Ich hatte mir immer Zeit gelassen auf den weg nachhause. Ich hatte mich nie beeilt. Zumindest nicht nach der Schule. »Bev.« mit seinen Fingern, die sich um mein Kinn legten, zwang er mich ihn anzusehen. »Ich weiß, du denkst du bist das schuld-« Jeremy fuhr mein Gesicht ab und stoppte an meinen Augen. »Aber du sollst auch wissen, das ich das nicht denke. Es ist seine Schuld.« sein Körper spannte sich an und in seinen Augen loderte die Wut. »Ich weiß, dass du das denkst, Jeremy.« meine Hand fuhr aus seinem Haar, zu seiner Wange.

»Und vielleicht werde ich das auch irgendwann.« ich drehte mich zur Seite und starrte wieder auf die Wand. Mein Körper genoss einfach nur die Liebkosung seinerseits. Er war sanft, nicht hart. Er war forschend und bedrängte mich nicht. Ich schluckte leise, schloss meine Augen und krallte mich in die Seiten seiner Hose fest.

»Ich liebe dich, Jer.« erschöpft ließ ich mich fallen und sank in ein Meer, hinab in die Dunkelheit. Die Last fiel mit einemmal von meinen Schultern.

Wie er das leben erlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt