07 |Jeden Nachmittag

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Beverly

Wie auch die ganze letzte Woche stand ich nachmittags wieder mit Jeremy in der Raucherecke. Er schwieg und ich auch.

Jeremy war anders als erwartet.

Er dachte nach, bevor er etwas sagte. Nicht wie viele andere, die das was sie sagten nicht einmal selbst verstanden. Er war klug, auch wenn man es ihm nicht ansah. Ich mein, er sah gut aus, aber das Klischee verbat solchen Männern nunmal schlau zusein.

Jeremy hatte mir nicht verraten wollen, was er war, wenn die Menschen hier auf der Schule Schafe waren. Und irgendwie verblieb dieser Gedanke von ihm in meinem Kopf. Ich dachte viel über ihn nach. Und das gab ich zu. Er war viel interessanter als man nach außen hin dachte. Ein Mensch der so sprach wie er, der musste schon einiges erlebt haben.

»Worüber denkst du nach?« er nippte an der Zigarette, pustete den Rauch aus und sah dann zu mir. Seine stechend blauen Augen betrachteten mich ruhig. »Ist das wichtig?« mein Blick glitt zu Ashley und Candy, die noch etwas mit dem Lehrer besprechen mussten. Vermutlich, weil sie wieder zu laut gewesen waren. Sie wussten nicht, dass ich rauchte. Ich tat es ja auch nur nach der Schule. »Wenn ich danach gehen würde was wichtig ist, dann würde ich nicht hier stehen und rauchen, Prinzessin.« er legte die Zigarette wieder zwischen seine Lippen und schwieg. Er wartete darauf, dass ich ihm antwortete.

Einige Minuten sagte ich gar nichts, bevor ich meinen Blick vom Schulhof nahm und wieder zu Jeremy schaute. Ich schnipste meine Kippe zu Boden. »Du bist schlau, Parker.« mein Blick verfing sich in seinem. Und ohne das ich etwas dagegen tun konnte, fing mein Bauch an zu Kribbeln. Wie winzige Schmetterlinge, die hastig in meinem Bauch herum flogen und nach einem Ausweg suchten. »ich bin schlau.« flüsterte er als müsste er realisieren, was ich gerade gesagt hatte.

»Darüber hast du nachgedacht?« sein Kopf legte sich schief. Nussbraune, weiche Haare glitten über seine Stirn und verlieben auf der linken Seite. »Ist das so schlimm?« ich trat die Zigarette auf dem Boden aus und zog mir die Kapuze über meine braunen Locken. Der Regen platschte laut auf den Boden und der Herbst trat langsam durch die Tür. Das bemerkte man dieses Jahr radikal. »Nein, garnicht.« es waren die letzten Worte, die ich hörte, bevor ich unter den Regen hinweg rannte und versuchte den Tropfen auszuweichen.

An meinem Auto angekommen, schmiss ich meine Tasche auf den Beifahrersitz und setzte mich dann in den Wagen. Mein Blick huschte zu Jeremy, der noch immer in der Raucherecke stand und mir entgegen blickte. Er schmiss die Kippe zu Boden und ließ seine Hände in seine Jackentasche versinken, bevor er in den Regen trat.

Das es regnete war ihm wohl egal gewesen.

Ich warf ihm einen letzten Blick zu, bevor er hinter den anderen Autos verschwand. Wie von selbst starteten meine Hände den Porsche und fuhren mich von dem Parkplatz auf die volle, rutschige Straße. Der Regen prasselte Lautstark gegen die Frontscheibe und hinterließ eine wohlige Melodie. Da wir halb Fünf hatten, fuhren viele Menschen von der Arbeit zurück nachhause und verlangsamten meinen Weg, was ich aber nicht wirklich schlimm fand. Ich fuhr sowieso langsam, nicht nur wegen des Regens.

An der großen Villa meines Vaters angekommen, stieg ich aus dem Porsche und betrat das große Gebäude. Ich war mir sicher, dass mein Vater in seinem Arbeitszimmer war und den Rest bearbeitete, den er in der Firma nicht geschafft hatte. Gähnend trat ich die Treppe rauf, in mein Zimmer und ließ mich auf meinem Bett nieder.

Als die Tür aufging, zuckte ich erschrocken zusammen und sah in die braunen Augen meines Vaters. »Du bist zurück.« er lehnte sich an den Rahmen und schenkte mir ein leichtes Lächeln. »Ja, ich musste noch etwas besprechen.« versuchte ich auszuweichen. Das ich rauchte wusste so gut wie niemand und wenn meine Eltern das wüssten, dann würden sie das nicht als Gut heißen. »Also Candy und Ashley haben dich diesmal nicht aufgehalten.« sein Lachen hallte durch mein Zimmer. »Nein.« ich lachte auf und schüttelte meinen Kopf. »Weißt du wann Mom wieder kommt?« wollte ich wissen. Mein Blick wandte sich von seinem ab und fuhr zu meiner Tasche, die neben mir auf dem Bett lag.

Mein Vater trat in das Zimmer. »Ich denke heute Abend. -« er stoppt. Ich öffnete langsam den Rucksack und hielt bei der Hälfte inne. »Vielleicht können wir dann alle zusammen essen. Wir haben so wenig Zeit miteinander.« ja, so wenig Zeit. Ich nickte stumm und schenkte ihm ein weiteres Lächeln. »gerne.« ich riss den Rest der Tasche auf und vergaß dabei die Zigaretten Schachtel, die aus der Tasche rutschte und vor die schwarzen Lederschuhe meines Vaters fiel.

Erschrocken zuckte ich zusammen und riss meinen Blick nach oben.

Verdammt!

Wie er das leben erlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt