Ich trat an der Psychologin vorbei und setzte mich auf die Couch. Seufzend lehnte ich mich zurück und ließ meinen Blick aus dem Fenster gleiten. »Schön dich zusehen, Jeremy« sagte sie leise und schloss die Tür. Madeleine ging auf den Sessel mir gegenüber zu und setzte sich mit einem leisen seufzen. Sie bemerkte ebenso wie ich die stickige Luft in dem Raum. Ich schwieg und beobachtete sie stattdessen. Es gab nichts zu bereden oder zu klären.
»Ist etwas mit Beverly passiert?« augenblicklich verspannte sich mein Körper. Ich wollte nicht mit ihr über Beverly reden. Wir blieben unter uns und da hatte meine Psychologin nichts zu suchen. Also schwieg ich erneut und ließ meinen Blick in ihrem versinken. Sie war nervös. Sie konnte meinem Blick nicht standhalten, aber was sie nicht wusste war, dass ich nicht sie an sah, sondern durch sie hindurch sah.
Sie war uninteressant für mich. Meine Gedanken galten ausschließlich Beverly. »Jeremy du musst hier schon etwas sagen.« sie seufzte frustriert und verlor wohl langsam ihre Geduld. »Ich muss?« ich hob eine Augenbraue und betrachtete sie weiterhin trocken. »Nein, aber es wäre besser für die Notizen, die ich deiner Schule gebe.« ein genervtes ausatmen entkam ihren Lippen.
»Hast du einen Mann?« Ich legte meinen Kopf ein paar Millimeter zur Seite. »Einen Freund, ja.« sie nickte langsam und schien noch nicht zu wissen, was ich damit sagen wollte. »Musst du es geheim halten?« fragte ich mit langsam Worten nach. »Nein.« sie lachte, weil der Gedanke wohl lustig war, eine Beziehung geheim halten zu müssen.
»Wollen es ihre Eltern nicht.« sie setzte ihre ernste Miene auf und schien nachdenklicher zu werden. Jetzt war der Gedanke nicht mehr so lustig. Denn jetzt war es Realität. »oder wieso haltet ihr es geheim?« fragte sie und legte ihren Kopf schief. »Es ist besser so.« gestand ich. »Denke ich.« ich beugte mich vor und ließ meine Hände in mein Haar nieder.
»Sie will es nicht öffentlich machen?« fragte Madeleine weiter nach. Natürlich wollte sie es nicht. Nicht direkt. Sie wollte ihr Leben nicht verlieren und das konnte ich verstehen. Ihre Eltern würden uns niemals akzeptieren. »Wir sollten das Thema wechseln.« grummelte ich und lehnte mich wieder zurück. Mein Atem ging flach und meine Augen untersuchten das schlichte Zimmer. Vielleicht suchte ich nach einem Fluchtweg. Denn mir wäre nichts lieber als jetzt von hier zu verschwinden.
Ich hatte keine Lust mit ihr über diese Dinge zu reden. Bei Beverly wäre das ganze anders. »Ich werde jetzt gehen.« ich erhob mich von der Couch. »Du bist gerade mal eine viertel Stunde hier. Du kannst noch nicht gehen.« Madeleine folgte mir zu Tür. »Bis nächste Woche.« mit den Worten trat ich aus der Tür und verließ das Gebäude.
Die Kälte erfasste mich als ich die Tür aufschlug. Brummend drückte ich die Jacke enger an mich und ging den Weg entlang. Vermutlich dachte Madeleine, dass wir irgendeine Mauer durchbrochen hatten oder irgendwie näher an mich heran gekommen waren, da ich ihr von Beverly erzählt hatte. Doch so war es nicht.
Was Beverly wohl gerade tat? Ich sah auf die Uhr. Halb fünf. Ob sie mit ihren Eltern aß? Seufzend kramte ich meinen Schlüssen aus meiner Tasche und schloss die Tür des Gebäudes auf. Mit lauthallenden Schritten ging ich Treppenstufe für Treppenstufe rauf und kramte nebenbei den anderen Schlüssel heraus, um oben angekommen, die zweite Tür aufzuschließen, herein zu treten und die Tür mit einem lauten Knall zu schließen.
Es war ruhig in der Wohnung und nur das kleine gelbe Radio in der Küche war zu hören. Melissa hatte es immer mit Sorgfalt behandelt, weil es mal meiner Mutter gehört hatte. Ich durfte es niemals auch nur zu lange anschauen und wenn ich vorgehabt hätte es mir unter den Nagel zu reißen, dann hätte sie es an meinem Blick gesehen und mich gewarnt. Doch ich akzeptierte, dass es ihrer Schwester und meiner Mutter gehörte, auch wenn die Versuchung immer groß gewesen war.
Einen Moment betrachtete ich die Wand am Ende des Flures, bevor ich Kraft zusammen sammelte; meine Jacke und Schuhe auszog und meinen Schlüssel auf seinen Platz legte. »Melissa?« rief ich in die dunkele Wohnung herein und öffnete die Tür des Wohnzimmers. Eine dünne Gestalt lag auf dem Sofa. Die Heizung musste schon seit Stunden an sein, so warum war es hier. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und schaltete das Licht des Wohnzimmers ein.
Normalerweise schaute sie Fernsehen oder sah YouTube auf ihrem Handy. »Melissa?« schlief sie etwa? Mein Blick landete auf den Wohnzimmertisch, der von vielen leeren Tablettenschachtel übersät war. Augenblicklich rannte ich zu Melissa an das Sofa und zog ihr die Decke vom Körper. Mein Augen untersuchten ihr blasses Gesicht.
Sie sah so friedlich aus.
»Melissa!« ich packte ihre Schultern und rüttelte an ihrem leblosen Körper. Erschrocken zuckte ich zurück als mir klar wurde, was geschehen war. Nach Halt suchend packte ich mein Handy und gab die Nummer des Notarztes ein. Mein Körper fing an zu zittern und eine leere füllte meine Brust. Obwohl ich Melissa nicht in diesem Zustand sehen wollte, klebten meine Augen an ihrem Gesicht und hatten nicht vor sich abzuwenden.
»Hallo?« Nach Luft hechelnd zwang ich mich, mich weg zu drehen und aus dem hitzigen Zimmer zu verschwinden. Der Schweiß ragte über mein Gesicht und spürbare Tränen sammelten sich in meinen Augen, die ich versuchte zu unterdrücken. Ebenso mein Schlurzen, das mir die Luft zum Atem nehmen wollte. »Ich-« ich keuchte. Luft. Ich brauchte Luft. Hechelnd nahm ich meinen Schlüssel und rannte ohne Schuhe oder Jacke direkt aus der Wohnung hinaus. »Ich glaube-« ich riss die Tür auf und nahm einen tiefen Atemzug. Bilder der Vergangenheit tauchten vor meinen Augen auf und rissen mich in das tiefe Loch. »Ich glaube meine Tante hat sich umgebracht-«
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Wie er das leben erlernte
Romance»Du musst es lernen, Jeremy« »Was?« »Zu leben« Das Leben der Reichen Milliardärs Tochter Beverly Hernandez wurde auf den Kopf gestellt als ein Junge versuchte ihren Porsche zu klauen. Das wunderschöne Cover ist von @TabbysBook