19 |Man hat immer eine Wahl

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Beverly

»Henry?« fragte ich in den Hörer. »Beverly« er atmete zufrieden aus. »Was ist los?« mein Blick huschte zu Jeremy, der sich am gesamten Körper angespannt hatte und mich anstarrte. »Deine Eltern denken, dass du bei mir bist und wollen uns zum Essen einladen« gestand er mir.

»Was?« fragte ich aufgebracht. »Hast du nein gesagt?« ich biss mir auf meine Unterlippe und kniff meine Augen zusammen. Wieso mussten meine Eltern bloß so sein? »Sag mir bitte wie ich zu deiner Mutter nein sagen soll« seine Stimme klang genervt. Ob er wohl bei seiner richtigen Freundin war? Oder einfach nur bei anderen Jungs.

»Wann sollen wir da sein?« brummte ich und verfing mich in Jeremys Augen. Sie stürmten. Das stechende Blau verlor sich in dem stürmischen Ozean und zeigte mir, dass das Thema Henry ihn doch mehr ärgerte als er zu gab. Aber wieso? Ob damals etwas bei ihnen vorgefallen war? »In einer Stunde.« ich konnte mir nur vorstellen wie Henry mit seinen Augen rollte. »Okay. Ich bin in einer drei viertel Stunde bei dir.« ich legte auf und erhob mich von dem Sitz.

Mein Hand war noch immer in Jeremys, weshalb ich ihn mit nach oben zog. »Ich bezahl-« ich unterbrach den Jungen neben mir schnell. »Ich hab schon.« ich sah zu Jeremy auf. Seine Augen betrachteten mich forschend und schienen nach etwas zu suchen. »Mir gefällt das nicht, Bev.« gab er leise zu als wir aus dem Café zurück in den Bahnhof gingen. »mir auch nicht.« ich zuckte mit meinen Schultern und stieg in den Zug ein. »Aber ich habe keine Wahl.« mein Blick geriet geradewegs in seinen.

»Man hat immer eine Wahl.« murmelte er. »Achja?« ich setzte mich in den Vierer, genau gegenüber von Jeremy und hob meine Augenbrauen. Seine Aussage war nicht fair. »Ja« er nickte stur. »Das ist nicht fair, Jeremy« ich schüttelte meinen Kopf und sah aus dem Fenster. »Bin ich etwa der erste, der dir einfach mal die Wahrheit sagt, Bev?« seine Stimme war angespannt. Eine Stille folgte. Eine Minute zwei Minuten drei Minuten. Dann ein Seufzen meinerseits.

»Hattest du denn eine Wahl als du ins Gefängnis musstest?« ich lehnte mich vor und suchte seinen Blick, der augenblicklich auf meinen traf. Zorn wütete in ihnen und ein leises Schnauben entkam ihm. »Das ist nicht das selbe« Zischte er und spannte sich an. Meine Augen fuhren seinen Körper ab, bevor ich mich zurück lehnte. Er war sauer. Mehr noch. Ich nickte einfach nur und erhob mich als der Zug an unserer Haltestelle hielt. Ohne Jeremy noch einen Blick zu zuwerfen verschwand ich aus dem Zug und ging mit zügigen Schritten aus dem Bahnhof.

Es tat weh mit ihm zu streiten. Denn das taten wir, auch wenn ich es nicht wollte. »Beverly« die raue Stimme von Jeremy schallte zu mir, doch ich schüttelte nur meinen Kopf und drehte mich zu ihm um. »Nein. Du sagst, dass ich eine Wahl habe, aber selbst gibst du es bei deinen ganzen Kriminellen Dingen nicht zu. Denn du hattest auch eine Wahl, aber nur weil man eine Wahl hatte kann man sich nicht immer für das richtig entscheiden und du müsstest das am besten wissen, Parker« zischte ich und drehte mich endgültig um.

Er stand da und er blieb da stehen bis ich hinter der nächsten Ecke verschwand. Frustriert ging ich mir durch mein Haar und schüttelte verständnislos meinen Kopf. Er wusste, dass ich keine wirkliche Wahl hatte, ebenso wie er damals oder auch heute noch. Gerade er hätte das verstehen müssen, aber sein Hass auf Henry vernebelte seinen Kopf.

Wieso auch immer er Henry nicht mochte. Er wollte nämlich sichtlich nicht, dass ich etwas mit Henry zutun hatte. »Beverly« eine Stimme durchquerte die Straße. Mein Blick huschte zu dem Mercedes, der langsam neben mir her fuhr. »Worüber denkst du denn nach, das du mich nichtmal bemerkt hast?« Henry grinste schief. Seufzend riss ich die Tür auf, ließ meine Augen rollen und setzte mich in den Wagen. »Ich habe dich schon ein paar mal angerufen, aber du gehst einfach nicht dran.« meinte er und klang nicht erfreut.

Mein Blick flog auf mein Handy und tatsächlich waren schon einige Anrufe darauf zu sehen. Vermutlich war er gerade auf den Weg zu seinem Haus gewesen, da ich fast bei ihm war. »Mit wem warst du denn unterwegs?« seine Stimme war voller Neugier. Ich hob meine Augenbrauen und sah zu den blonden Jungen. »Und du? Du warst anscheinend ja auch nicht zuhause« murmelte ich und wandte meinen Blick aus dem Fenster.

Sollte ich ihn fragen was zwischen Jeremy und ihm vorgefallen war? Vielleicht würde das Klarheit schaffen. Zumindest bei mir und vielleicht würde ich das mit Henry dann wirklich beenden, auch wenn ich dann eine andere ausrede brauchte um von Zuhause weg zu kommen. Denn so leicht war das garnicht. Von Maja wussten meine Eltern nicht und Ashley und Candy würden mir niemals helfen den Kontakt zwischen Jeremy und mir geheim zu halten. Ich schwieg.

Denn so lange ich nichts wusste, musste ich nichts ändern. Jeremy würde es mir sagen, wenn es ihn weiterhin störte und wenn es tatsächlich so schlimm war, dann war ich natürlich auf Jeremy Seite. Henry war mir nicht wichtig. Er war da und er war nützlich. Wir nutzten einander. Mehr nicht. »Mit einem Mädchen.« gestand er. Ich hob meine Augenbrauen und sah zu ihm. »Achja?« ein Lächeln nahm meine Lippen ein. »Ja« er nickte und konzentrierte sich auf die Straße.

»Jetzt musst du sagen mit wem du unterwegs warst.« Versuchte er zu heraus zu dealen, doch ich lachte nur laut auf und schüttelte meinen Kopf. »Das kannst du vergessen.« an einem Restaurant blieb das Auto stehen. Es sah vornehm aus, was meinen Blick zu meinen Klamotten gleiten ließ. »Dafür bin ich nicht angezogen.« gab ich also von mir und zog krampfhaft meine Augenbrauen zusammen. »Hinten liegt ein Kleid drinnen.« Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. »Wenn du aussteigst, dann kann ich mich umziehen.« ich stieg aus und setzte mich auf den hinteren Sitz.

»Okay. Aber beeil dich.« mit den Worten verließ er das Auto und knallte die Tür zu.

Wie er das leben erlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt