13 |Diese Maske

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Jeremy

Nach einigen Stunden, die Beverly und ich auf dem Dach verbracht hatten und in den Himmel gestarrt hatten, sah ich zu ihr und begutachtete ihr hübsches Gesicht. Sie war still und beobachtete die Sterne und den Mond und die Dunkelheit, die uns einbettete. »Ich will dich besser kennenlernen, Bev.« hauchte ich und kam ihr näher. Sie drehte ihren Kopf zu mir und setzte ein leichtes Lächeln auf. »Du kenn-« ich unterbrach sie. »Ich will dich so kennen wie es kein anderer tut.« meine Stimme war nur ein Hauchen in der dunklen Nacht.

Die Sterne leuchteten so hell wie nie zuvor und trotzdem nahm ich nur nur die Leuchtend grünen Augen von Bev wahr. Sie schien einige Sekunden überfordert zusein, da ihre Hand durch ihr Haar fuhr und ein lautes Atem ihre Lippen verließ. »Du kennst mich bereits besser als jeder andere Mensch, Parker.« ihre Stimme war leise und ihr heißer Atem prallte gegen meine Lippen ab. So nahe waren wir uns.

Ich fing an zu Lächeln und konnte die Wärme spüren, die sich in meinem Bauch ansammelte. »Dann will ich dich besser kennen als mich selbst, Beverly Hernandez.« sie biss sich auf ihre Unterlippe und lachte leise. Ich sollte mir albern vorkommen und einwenig schnulzig, aber jedes meiner Worte meinte ich ernst.

Ich wollte sie besser kennen als mich selbst. Wollte jede Seite ihres Buches lesen. Zwei mal drei mal vier mal. »Okay-« sie nickte und sah auf meine Lippen herab, bevor sich ihr Blick wieder in meinem verfing. »Aber ich will dich auch kennenlernen, Parker-« sie stoppte, weshalb ich schwieg und sie weiterreden ließ. Ich lauschte ihr zu gerne.

»Und ich meine damit nicht deine kriminelle Maske, die du dir irgendwann mal angezogen hast, sondern den Jungen der viel zu viel Nachdenkt und erst spricht, wenn die Worte in einer Reihe stehen.« hauchte sie. Sie redete in Metaphern, was mir gefiel. Allgemein Bev's Denkweise gefiel mir. »Der Junge den ich jetzt vor mir sehe. Denkst du ich bekomme ihn öfters zusehen?« sie kam mir näher. So nahe das unsere Lippen aneinander rührten.

»Für dich ziehe ich diese Maske ab, Bev, aber ich glaube, dass weißt du.« mein Herz raste und mein Atem blieb mir im Hals stecken. Noch nie hatte sich etwas so gut angefühlt. Sie lächelte leicht und strich mit ihrer Hand über meinen Nacken. »Ich habe Hunger.« sie streifte mit ihren Lippen über meine Wange und hauchte mir einen zarten Kuss auf diese. Ihr Körper löste sich leicht von meinem.

»Ich kenne hier in der Nähe einen kleinen Laden-« ich legte meinen Kopf schief und betrachtete die Brünette mit den wilden Locken von hinten. Sie trug eine lockere Jeans und ein weites schwarzes T-Shirt, darüber eine leichte Strickjacke. Obwohl es so einfach war, sah es so gut aus. »Okay.« sie drehte sich zu mir um und grinste. »Mir ist eigentlich egal wohin. Ich habe einfach nur Hunger.« lachte sie und zog die Ärmel der Jacke über ihre Finger. Ob ihr kalt war?

Es war zwar nicht sonderlich kalt, aber vor allem jetzt in der Dunkelheit konnte es manch einem kalt sein. Besonders so einem zierlichen Mädchen wie Bev. Wie von selbst zog ich mir die Lederjacke von meinen Schultern und reichte es Beverly. Einen Moment war sie überrascht, lächelte aber dann und nahm die Jacke an. »Also weist du mir den Weg?« murmelte sie.

Ich nickte und ging voraus. Nach wenigen Minuten standen wir vor einem kleinen Restaurant. »Weißt du wie viel Uhr wir haben?« nuschelte sie und gähnte leise. Ein sanftes Lächeln nahm meine Lippen ein, während mein Blick über ihr müdes Gesicht glitt.

»Halb Zwölf.« ich hielt ihr die Tür auf und führte sie zu einem Tisch an der Fensterscheibe. »Halb zwölf schon?« sie zog ihre Augenbrauen zusammen und biss sich angespannt auf ihre Unterlippe. »Musst du noch irgendwo hin?« ich legte meinen Kopf schief. »Nein« sie schüttelte ihren Kopf und legte ihn auf ihrer Hand ab. »Meine Eltern wollen bloß, dass ich um zwölf zuhause bin, aber sie werden wohl wegschauen.« sie öffnete ihre Augen wieder und sah direkt in meine. Auf ihren vollen Lippen bildete sich ein leichtes Lächeln, bevor ihre Hand nach der Karte griff.

»Weil sie denken, dass du mit Henry unterwegs bist.« ich nahm mir die andere Karte und ließ meine Augen über die Wörter gleiten. »Ja.« sie zuckte mit ihren Schultern und warf mir einen prüfenden Blick zu. Ich brauchte ihr nicht sagen, dass mir das nicht gefiel. Sie bemerkte es. Als ein Kellner an den Tisch trat bestellten wir etwas und legten die Karten zur Seite.

Beverly legte ihren Kopf schief und betrachtete mich weiterhin. Auf ihren Lippen lag noch immer dieses kleine Lächeln, das sich noch lange in mein Gedächtnis einprägen würde. »Wieso hast du etwas dagegen? Ich kann Henry als Ausrede nutzen-« fragte sie leise. »Ich vertraue ihm einfach nicht.« ich zuckte mit meinen Schultern. »Wieso?«

Wie er das leben erlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt