15 |"Für wen machst du das eigentlich?"

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Beverly

Am nächsten Morgen raffte ich mich auf und bewegte mich geradewegs zum Kleiderschrank, um mir etwas anzuziehen.

Henry würde mich heute abholen kommen, da meine Eltern uns auch mal zusammen sehen sollten. Ich sagte zwar immer, dass ich zu ihm ging, aber wenn sie uns nicht einmal mit einander sahen, dann kam das unglaubwürdig rüber.

Fertig bekleidet und gewaschen, trat ich aus meinem Zimmer, die Treppe herab. Mein Vater saß an der Küchentheke und laß seine Zeitung, während meine Mutter bloß an der Wand lehnte und grinste. Vermutlich stand Henry schon vor der Tür, denn außer mir wusste niemand, dass er mich holen würde.

Er hatte es mir kurzfristig über Snapchat geschrieben und mir gleich seine Nummer rüber geschickt, da wir ja vor unserer kleinen Fake Beziehung keinerlei Kontakt hatten. Natürlich kannten wir uns vom sehen und hören her, aber lange Gespräche oder Fake Beziehungen hatten wir noch nie geführt.

»Bis heute Abend mein Schatz.« grinste meine Mum und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn. »Bis dann.« ich schenkte ihr ein Zuversichtliches Lächeln und trat dann aus der großen Villa. Henry stand mit seinem Mercedes vor der Tür und stieg aus als er mich erblickte. »Babe« er grinste schief und schielte hinter mich. Es verriet mir, dass Mum hinter mir stand und uns beobachtete. Ich drehte mich also um und hob meine Augenbrauen. »Geh wieder rein Mum. Hier gibt es nichts zu gucken.« ich lachte leicht und nahm Henry kurz in den Arm.

Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und gab ein leises Seufzen von mir. Henry hob seine Hand und verabschiedete sich so von meiner Mutter, die anscheinend wirklich begeistert von dem blonden Jungen neben mir war. Nachdem er den Motor gestartet hatte und es stiller im Wagen wurde, wandte ich meinen Kopf von ihm ab. »Für wen machst du das eigentlich?« fragte er plötzlich.

»Für mich selbst.« ich zuckte mit meinen Schultern und musste zugleich doch an Jeremy denken. Ich konnte mehr Zeit mit ihm verbringen, wenn meine Eltern dachten, dass ich mit Henry unterwegs war. »Ich wollte nur nicht das sie wissen, dass ich rauche.« ich sah zu dem blonden Jungen und musterte sein Gesicht. Er zog seine Augenbrauen zusammen und sah kurz zu mir, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte.

»Aber mit wem triffst du dich, wenn du deinen Eltern erzählst, dass du mit mir bist?« bohrte er weiter nach. Ich seufzte genervt. »Wieso Interessiert dich das?« murmelte ich. Der Mercedes hielt auf dem Parkplatz der Schule. »Ist er hier auf der Schule?« er ließ seinen Blick über den Schulhof schweifen. Meiner blieb direkt an Jeremy hängen, der in der Raucherecke stand und sich umsah.

Ob er wohl nach mir suchte? »Vielleicht bin ich auch lesbisch.« scherzte ich und stieg aus dem Wagen. Mein Blick hing noch immer auf Jeremy, der endlich zu mir sah. Sein Blick war aber alles andere als zufrieden. Grimmig sah er zu Henry, der die Tür des Wagens zuknallte und das Auto umrundete. »Du machst ein Geheimnis daraus, Beverly, aber ich werde es trotzdem heraus finden.« er grinste boshaft, was mich die Augenbrauen zusammen ziehen ließ.

»Mit wem triffst du dich denn, wenn du behauptest mit mir zusammen zusein?« Ich sah zu Henry auf, der leise lachte und seinen Kopf schüttelte. Er ging geradewegs auf die Raucherecke zu und hatte wohl vor sich noch eine zu rauchen, bevor die Schule begann.

»Bist du nicht der Neue?« fragte Henry und lehnte sich an die Wand. Sein Arm war noch immer um meine Taille geschlungen und machte mich noch nervöser als zuvor. Jeremy schwieg und sah zu mir.

Seine Augen waren so schön. Sie waren so unglaublich blau und zugleich so beruhigend. Wenn man ihn ansah, dann hörte man die ruhigen Wellen des Ozeans und den leichten Wind, der das Haar durcheinander brachte. Aber das war nicht schlimm, weil alles andere, die Wellen, das Wasser und die Sicht so unglaublich schön und beruhigend war.

»Jeremy Parker.« meinte Henry dann leise und klickte mit dem Feuerzeug. Das Feuer sprang an die Oberfläche und leuchtete kräftig. Er hielt es an die dünne Stange, die sich vom Feuer verzehren ließ. Jeremy wandte seinen Blick von mir ab und sah zu Henry auf, der an seiner Kippe nippte. Er sah so selbstbewusst und selbstsicher aus, ganz anders als ich. Normalerweise war ich selbstbewusst, aber nicht wenn wir gegenüber von Jeremy standen. Ich in Henrys Armen, anstatt in Jeremys.

»Ich habe dich schonmal gesehen.« überlegte er dann, doch hielt inne. Er schien sich zu erinnern, schwieg aber. Interessiert schaute ich zwischen den beiden her und versuchte einwenig Abstand von Henry zu gewinnen.

Jeremy schnipste die Zigarette zu Boden und stieß sich von der Wand ab. Er trug die Lederjacke, die ich gestern getragen hatte und die Jeremy mir gegeben hatte, weil mir kalt gewesen war. Er war aufmerksam. Anders als viele andere Jungs in seinem Alter.

»Henry.« verabschiedete er sich und verschwand aus der Ecke. Ihm gefiel es nicht mich mit Henry zusehen und mir gefiel es nicht, dass er mich mit ihm sah. »Ashley und Candy kommen.« Brummte der blonde Junge neben mir, weshalb ich zu den zwei Mädchen schaute, die auf uns zukamen. »Kommst du mit uns, Beverly?« fragte Ashley und sah kurz zu Henry rauf.

»Ja.« ich nickte, löste mich von Henry und warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor ich den beiden in das Gebäude folgte. »Ist er gut im Bett? Ich hab gehört er soll gut im Bett sein-« kicherte Ashley. Ich zuckte nur mit meinen Schultern und betrat den Klassenraum.

Wie er das leben erlernteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt