Kapitel 4: Familienrat

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Bei all den Turbulenzen fragt man sich natürlich, wie die Lage in Bünde ist. Zu sagen sie sei angespannt, ist die Übertreibung des Jahrzehnts.
Die Luft im Wohnzimmer von Hedi Reinelt ist zum zerreißen gespannt. Die Mutter von drei Kindern hat den Familienrat zusammengerufen. Dies kam bisher nur 2 mal vor. Zumindest in dieser größe. Das erste mal war ihr Mann noch dabei. Vorsichtig haben sie den Kinder übermittelt, dass ihr geliebter Vater schwer Krank war und bald sterben wird. Danach versanken sie auf dem Sofa in einem Meer aus Tränen. Das letze mal war das schlimmste Mal gewesen. Es war der Morgen an dem ihr Mann starb. Fassungslos haben sie an diesem Tisch gesessen und ihrer Trauer still Ausdruck verliehen. Nun sitzen sie heute hier, um den jüngsten der Reinelt Kinder die Ohren lang zu ziehen. Alle ihre Kinder mit Frau und Mann sitzen am großen Esstisch. Ihre Enkelkinder sind bei Freunden oder in der Schule. Doch die meisten Sorgen macht sich die ältere Dame um ihren jüngsten Sohn. Chris sitzt an seinem Platz am Esstisch und starrt stur auf den Tisch. Geschockt, wütend und zu einem kleinen Teil enttäuscht, haben alle Anwesenden die Nachricht der eventuellen Vaterschaft entgegengenommen.
,,Du erzählst uns jetzt ganz genau, was passiert ist." ungewohnt streng fodert die Mutter ihren jüngsten dazu auf sein Schweigen zu brechen. 
,,Ich war doch mit den Jungs in Berlin unterwegs. In einem Club habe ich mich dann voll laufen lassen. Dann war sie da. An der Bar. Sie war so schön und dann kam anscheind eins zum andern." berichtet der jüngste der Familie.
,,Warum lässt du dich überhaupt zu laufen?" Sylvia, die goldene Mitte der Geschwister, fragt ihren Bruder mit einem deutlichen Unterton.
,,Ich war gefrustet. Seit Jahren habe ich keine Freundin mehr. Alle um mich herum kriegen Kinder und heiraten." verzweifelt fährt sich der Mann durch die Haare.
,,Aber warum redest du nicht mit uns?" Steffi sieht ihren Schwager enttäuscht an. Dachte sie doch, ihn nach 15 Jahren zu kennen und ihm das Gefühl gegeben zu haben ihr vertrauen zu können.
,,Ihr habt sicherlich besseres zu tun, als euch mein Sorgen anzuhören." antwortet er ihr nun.
,,Wir sind doch eine Familie. Anscheind hat das jeder Begriffen, außer du." Tom, der Ehemann seiner Schwester, sieht genau so entsetzt aus wie der Rest.
,,Hat man dir eigenlich nie gesagt, dass man ein Kondom benutzt." Chris großer Bruder legt seine Stirn in Falten. Das ist dann doch zu viel für den 39 jährigen. Er springt auf und stürmt die Treppe hoch. Der braunhaarige Mann mit der blonden Strähne knallt die Tür seines ehemaligen Kinderzimmers hinter sich zu. Deprimiert setzt sich der Mann auf das Bett. Sein Gesicht vergräbt er seinen Händen. Nur schwer kann er die Tränen zurück halten. Was würde er alles dafür geben, um nun einen Rat von seinem Papa zu bekommen. Mit ihm hätte er über das alles reden können. Wie wird es weitergehen, wenn das Baby wirklich sein Kind ist? Ob er es besuchen dürfte? Würde er sich mit der Mutter verstehen? So viele Fragen schießen dem verletzlichen Mann durch den Kopf. Hilde hatte heute in der Firma genau so getobt wie seine Mama. Erst hatte sie die Anschuldigung dieser Tina für einen üblen Scherz gehalten und der Dame eine Email geschrieben. Doch als der Brief vom Anwalt kam, blieb ihr das Lachen förmlich im Hals stecken. Noch am selben Tag wurde das vorgeschlagene Labor der Gegenseite akzeptiert und in wenigen Tagen würde dann ein Vaterschaftstest gemacht werden. Leise klopft es an der Tür.
,,Chris? Können wir rein kommen? Wir sind es! Andreas und Sylvia." dringt die Stimme seiner Schwester durch die Tür.
,,Seid ihr gekommen, um mir weiter Vorwürfe zu machen?" fragt Chris mit einer unglaublich zerbrechlichen Stimme.
,,Nein." antwortet Andreas prompt. ,,Wir kommen jetzt rein." die Tür zum Zimmer wird geöffnet. Zwei  besorgte Geschwister betreten das Zimmer und schließen die Tür. Wie selbstverständlich setzen sie sich jeweils neben den kleinen Bruder und legen einen Arm um ihn.
,,Es tut mir Leid, was ich zu dir gesagt habe. Ich war nur so sauer, dass du uns nicht so vertraust und deinen Kummer lieber in Alkohol ertränkst." entschuldigend blickt sein älterer Bruder ihn an.
,,Ich will euch mit meinen Sorgen nicht auf die Nerven gehen. Seit Jahren bin ich allein. Ich fühle mich abgehängt und habe das Gefühl auf der Stelle zu trampeln. " traurig blickt er auf seine Hände.
,,Ach kleiner Bruder. Wir sind doch alle für dich da." seine große Schwester zieht ihn liebevoll an ihre Schulter.
,,Ich weis." murmelt er. ,,Was wohl Papa gesagt hätte?"
,,Der hätte dir die Leviten gelesen und die Ohren und Beine bis zum Mond lang gezogen. Aber dann hätte er dir bestimmt einen Rat gegeben und dich unterstützet." lacht mein Bruder. Doch die Erinnerung an ihn, auch wenn sie langsam verblasst, ist immer noch sehr prägnant.
,,Wäre er sauer darauf, dass ich ein Kind mit einer fremden Frau gezeugt hätte?" fragend blickt er seine Geschwister an.
,,Nein." verhemmt schüttelt Sylvia den Kopf. ,, Nur enttäuscht. Aber noch ist es ja nicht mal sicher, dass du ein Kind hast."
,,Nun komm und lass das herumgezicke. Mama und der Rest warten unten auf dich." ermutigend klopft Andreas ihm auf die Schulter und zieht ihn hoch. Sie verlassen das Zimmer. Im Wohnzimmer wartet der Rest der Familie. Hedi zieht ihren Sohn und in eine feste, mütterliche Umarmung.
,,Wir meinen es doch nur gut. Ich habe dich doch lieb Chris. Mein kleiner Spatz." flüstert sie und wurschelt durch sein Haar.
,,Ach Mama, ich habe dich doch auch lieb. Aber bitte nenne mich nicht Spatz und hör auf meine Haare zu durchwuscheln." beschwert sich der jüngere.
,,Ich bin deine Mutter Chris. Ich werde dir immer durch die Haare wuscheln. Ob du willst oder nicht." liebevoll streicht sie ihrem Sohn durch sein Haar. Langsam lässt er sich neben seiner Schwägerin und seinem Schwager auf dem Sofa sinken.
,,Es tut mir leid Steffi. Wirklich. " sagt der Mann leise.
,,Ach ist schon gut liebster Schwager. Aber rede das nächste mal mit einem von uns." bittend sieht die hübsche Frau den Mann an.
,,Versprochen." nickt Chris.

Hallo ihr Lieben. Vielen lieben dank für eure Kommentare und Votings. Bei mir hat es heute geschneit und es ist nicht mal schöner Schnee. Es ist diese Ekelhafte Mischung aus halb angetauten und frischem Schnee.  Ich würde mich sehr über ein Kommentar und Votings freuen.

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