Kapitel 25: Ich umarme dich ganz fest

213 14 2
                                    

Das Ende des Schabbats kam mal wieder viel zu schnell. Ich greife nach meinem Handy. Chris hat mir um 00:30 Uhr eine Sprachnachricht geschickt. Dazu auch noch eine die 7:22 Minuten lang ist. Skeptisch aktivere ich die Abspielung der Nachricht.
,,Hallo. Ich weis es ist wirklich spät und ich weis du hörst die Nachricht erst später, aber ich kann wirklich nicht schlafen. Kannst du dir vorstellen, dass mein Bruder mich die ganze Zeit aufzieht? Ich wäre die  ganze Zeit abgelenkt und würde so unverschämt grinsen. Ist das denn so schlimm, dass ich einfach nur glücklich bin? Vor allem mein Bruder ist doch auch glücklich. Naja ich schweife ab." ,flüstert Chris leise. Er scheint wirklich hellwach zu sein. Im Hintergrund ist ein leises schnarchen zu hören. ,,Du fragst dich bestimmt, wo ich gerade bin. Ich liege in meinem Bett im Tourbus. Es ist etwas beengt und für zwei Personen auf jeden Fall zu eng. Auf jeden Fall ist das Bad noch enger. Vor allem, wenn mein Bruder dort eine exklusive Duftmarke hinterlässt und wir nicht lüften können. Morgen früh fahren wir dann alle zusammen los. Die ersten Crew Mitglieder und einige LKWs sind schon auf dem Weg zur nächsten Arena. Das leise schnarchen kommt von meinem Bruder." ,erklärt er mir fachmänisch. Es scheint wohl noch lustig zu werden. Zumindest sagt mir das mein Gefühl. ,,Vergeht die Zeit bei dir auch so langsam wie bei mir? Natürlich die Stunden in der Maske, beim Proben und beim Stylen vergehen wie immer schnell. Aber die Zeit dazwischen, scheint fast rückwärts zu laufen. Irgendwie sehne ich mich nach euch, vor allem nach den Gesprächen mit dir. Ich habe gerade das große Bedürfnis dich zu umarmen.", seufzt Chris und ich kann hören wie das Kissen raschelt. Eine leichte röte kriecht in meinen Kopf. Wie gerne wäre ich jetzt bei dir.
,,Und ich habe das Bedürfnis dich zu erschlagen, wenn du nicht gleich aufhörst eine Sprachnachricht aufzunehmen." ,ertönt die verschlafene Stimme Andreas.
,,Na sorry, aber du sägst hier Wälder ab und ich kann nicht schlafen. Ich darf doch wohl eine Sprachnachricht schicken." ,echauffiert sich Chris und ich kann mir sein Gesicht richtig vorstellen. Die Lippen sind bestimmt gekräuselt.
,,Natürlich darfst du das, aber nicht um 00:33 Uhr.", eine Bettdecke raschelt wieder. ,,Du solltest ihr das alles lieber besser ins Gesicht sagen und jetzt packst du dein Handy weg und schläfst. Sonst muss ich dir das Handy abziehen." ,schimpft Andreas und die Müdigkeit schwingt in seiner Stimme mit.
,,Du bist aber nur mein Bruder und nicht mein Vater." ,erwiedert Chris und scheint die Luft anzuhalten.
,,Na dem Himmel und allen höheren Mächten sei Dank." ,murmelt Andreas leise. Amüsiert beisse ich mir auf die Lippe. Ungefähr 30 Sekunden ist es nun ruhig. Doch dann fängt Chris munter weiter an zu erzählen, als hätte das Gespräch mit Andreas gar nicht stattgefunden.
,,Wie gesagt mein Bruder ist ein alter Mann der seinen schlaf braucht und ich finde, dass die Zeit immer noch nicht vergeht...." doch den Satz beenden kann Chris nicht.
,,Christian! Mina und ich ebenfalls auch haben verstanden, dass du beide vermisst, mit Mina gerne kuscheln würdest und das die Zeit langsam vergeht. Ich würde mich nun aber wirklich freuen, wenn du aufhören würdest eine Sprachnachricht aufzunehmen und schlafen würdest. Außerdem bin ich kein alter Mann." ,schreit Andreas fast schon.
,,Ja ja. Ich würde mich sehr über eine Rückantwort freuen und erzähl mal wie dein Schabbat war. " dann endet die Nachricht. Belustigt setze ich mich aufs Sofa und ziehe meine Beine an. Ich aktivere die Whatsapp Audiofunktion.
,,Hey Chrisy. Vielen Dank für deine lustige Audio. Es ist immer wieder lustig dir und deinem Bruder zu zu hören. Mein Schabbat war einfach schön. Wir alle waren bei meinen Eltern, haben gegessen und uns nett unterhalten. Übrigens würden meine Eltern sich sehr freuen, wenn du uns an Chanukka besuchen würdest. Wenn das Bett so eng ist, dann hoffe ich mal, dass du nicht raus fällst. Bei mir vergeht die Zeit ein wenig schneller als bei dir. Ich schmeiße den Haushalt und habe wenig Zeit zum nachdenken. Viel mehr glaube ich, dass ich ganz froh bin nicht nachdenken zu müssen. Wie gesagt, ich hoffe die Show verläuft gut und du lässt dich von deinem Bruder nicht ärgern. Natürlich ist es nicht schlimm glücklich zu sein. Es ist doch etwas schönes und ich bin übrigens auch sehr glücklich. Außerdem meint dein Bruder das bestimmt nicht böse. Ältere Geschwister sind eben nun  mal so und dafür lieben wir sie doch. Auf jeden Fall würde ich mich auch gerne mit dir unterhalten. Mit dir sind Gespräche immer ultra leicht. Auch eine Umarmung von dir wäre mal toll. Du riechst immer so gut. Dein Tshirt übrigens auch. Ist es kitschig wenn ich sage, dass es mein Kopfkissenbezug ergänzt? Aber es ist nicht das gleiche wie die Nacht bei dir im Gästezimmer." ,plappere ich drauf los und zum Schluss mischt das Schicksal dir Karten noch einmal ordentlich auf.  Ich ergänze zögerlich, ,,Ich vermisse dich auch Chris. Sehr sogar. Mehr als ich je zu hoffen gewagt habe. "
Nun, sagen wir mal so. Eigentlich wollte ich das Audio schon nach der Umarmung abschicken. Doch eine kleine Kette von ,,kleinen" technischen Problemen sorgte dann dafür, dass der Bildschirm sich aufgehängt hat. Die Audiofunktion hat also brav seinen Job erledigt und alles das aufgezeichnet, was Chris nun nicht gerade hören sollte. Schockiert schaue ich auf die ladene Audiodatei. Der Ladekreis rast dem Ende entgegen wie der Apfel dem Boden, wenn er vom Baum fällt. Mein Herz setzt zwei Schläge aus als die Nachricht erfolgreich verschickt und angekommen ist. Verschlimmert wird es noch, als das Wort ,,Online" unter Chris Profilname erscheint. Aus den zwei weißen Symbolen werden blaue. Chris hört sich nun meinen kleinen unfreiwilligen, freiwilligen Seelenstripteas an. Hätte ich doch nur mal die Klappe gehalten. Liebe Erde tu dich auf. Als dann noch der Satz erscheint ,,Audio wird aufgenommen" breche ich in Schweiß aus. Schneller als mir lieb ist, bekomme ich seine Nachricht. Ein relativ kurzes Audio. Zitternd drücke ich auf play. Als erstes höre ich ihn leise lachen.
,,Die Einleitung zu Chanukka nehme ich gerne an. Mina Mandelbaum, weist du überhaupt wie süß du bist? Um deine Wangen noch mehr zum glühen zu bringen, oute ich mich jetzt auch. Auch ich habe dein Tshirt als Kissen benutzt und du riechst ebenfalls sooo gut. Ich melde mich nachher noch einmal. Die Show geht gleich los. Ich denke an euch."
Wie recht er doch hat. Meine Wangen können einem Feuermelder konkurrenz machen.

Hallo ihr Lieben. Vielen Dank für eure Kommentare und Votings. Voll schön, dass sich einige die Mühe gemacht haben, Chris ein Geschenk zu schicken. Er war sichtlich sehr berühert von all dem. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht was ich ihm schenken sollte. Einen jüdischen Kalender? Ich glaube nicht, dass er damit etwas anfangen kann. Ich würde mich sehr über Kommentare und Votings freuen.

Wenn Magie Träume wahr werden lässt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt