Kapitel 5: Ein Test, ein Ergebnis und seine Folgen

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Mehr als nur aufgeregt tipple ich mit meinen Fingern auf meinen Tisch. Vor mir steht die leere Teetasse. Sie sollte mich eigentlich ein wenig beruhigen, geholfen hat es trotzdem nicht. Die Nacht war auch dementsprechend früh zu Ende. Das lag aber nicht nur daran das David alle 90 Minuten gefüttert werden wollte. Schon um kurz nach 5 habe ich gefrühstückt und mich anschließend um den Haushalt gekümmert. Auch über Tina habe ich mir Gedanken gemacht. Ist es sinnvoll eine Freundschaft weiterzuführen in der man sich nicht aufeinader verlassen kann? Sie hat mir versprochen ihm nichts zu sagen. In wie weit kann ich ihr je wieder vertrauen? Mein Blick heftet auf den Zeigern meiner Uhr. Fast schon in Zeitlupe streicht der Zeiger über das Ziffernblatt. Einfach grausam. In wenigen Minuten geht es los zu Yaacov. 10 Tage sind seit dem Tag vergangen, seit dem ich den Briefumschlag mit der Speichelprobe von David in den Briefkasten geworfen habe. In einer kleinen Telefonkonfernz würden wir das Ergebnis erhalten. Besser gesagt der Anwalt der Gegenseite würde es vorlesen. Die letzten Tage habe damit verbracht mir unglaubliche viele Szenarien auszumalen. Eines schlimmer als das Andere. Was ist, wenn ich den Typen verwechselt habe? Ist es mit einem einfachen, es tut mir Leid getan? Wenn er der Vater ist, möchte er an Davids Leben teil haben oder ihn mir sogar ganz weg nehmen? Ich schüttle den Kopf in der Hoffnung die bösen Geister zu vertreiben. Pünktlich mache ich mich mit David auf den Weg. Die Kanzlei liegt in einem Altbau. Große, helle Räume mit viel Platz für Möbel. Es ist ein grauer Dienstag. Der Wind fegt durch die Straßen und graue Wolken schieben sich vor die Sonne. Es sieht nach Regen aus. Vor dem Mehrfamilienhaus wartet mein Bruder auf mich. Er würde mich bei diesem Termin unterstützen.
,,Ich bin so aufgeregt." murmle ich und drücke ihn fest.
,,Musst du nicht." ermutigt er mich. Zögernd betreten wir die Kanzlei. Yaacov wartet schon auf uns. Wir begrüßen uns.
,,Er ist aber schon gut gewachsen." behauptet er und schaut sich mein schlafendes Baby an.
,,Fast 6 kg wiegt er." unterstütze ich sein Behauptung.
,,Auch ich habe ein Brief vom Labor bekommen und werde parallel mitlesen." erklärt Yaacov und hält den geschlossenen Brief hoch. Schweigend sitzen wir in seinem Büro. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Wir starren alle auf das Telefon. Keiner ist gewillt die Stille zu durchbrechen. Bei seiner Vorzimmerdame Mira klingelt das Telefon. Keine 3 Sekunden später das auf dem Schreibtisch vor mir. Ich zucke heftig zusammen.
,,Rechtsanwaltskanzlei Goldberg. Yaacov Goldberg am Telefon." begrüßt Yaacov die Fremden am anderen Ende der Leitung. Er stellt den Hörer auf laut.
,,Hallo Rechtsanwalt Dr. Müller hier. Ich rufe an, um mit Ihnen und Ihrer Klientin das Ergebnis des Vaterschaftstest besprechen. Ist Sie denn schon da?" freundlich klingt die Stimme des Anwalts.
,,Ja, Frau Mandelbaum sitzt neben mir. Ist Ihr Klient denn da?" stellt Yaacov die Gegenfrage.
,,Ja ist er. Fangen wir an. Meiner Meinung nach wollen alle zum wesentlichen kommen.Ich öffne den Brief." erklärt der Anwalt der Gegenseite. Nur das Reißen von Papier ist zu hören. Eine ungeheure Angst durchfährt mich. Der Moment ist gekommen von dem ich am Meisten angst hatte. Verkrampft klammere ich mich in den Arm meines Bruders. Yaacov entfallte den Brief und Herr Dr. Müller beginnt zu lesen.
,,Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bestätige ich das Eingehen der DNA- Proben von David Mandelbaum und Christian Reinelt. Beide Proben  wurden noch am selben Tag fachgerecht gelagert. Nach der Analyse der Proben, die mit der PCR- Methode durchgeführt wurde, liegt folgendes Ergebniss vor. Nach mehrfacher Überprüfung des Ergebnis ist das folgende Ergebnis als rechtskräftig anzusehen.
Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.9% kann die Vaterschaft von Herrn Christian Reinelt als erwiesen, bestätigt werden.
Bei weiteren Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Professor Dr. Alexander Meier
Laborchef"

Stille. Eine Lasst fällt von meinen Schultern, die so groß ist, dass ich es kaum beschreiben kann. Ich habe mich nicht getäuscht. Dieser Typ auf dem LKW ist Davids Vater. Tränen der Erleichterung laufen meine Wange entlang. Eigentlich wollte ich gar  nicht weinen. Aber die Tränen laufen einfach. Am Ende der Leitung ist das schieben eines Stuhls zu hören. Eine Person steht hektisch auf und dann knallt eine Tür.
,,Bruder." ruft eine Person.
,,Vielen Dank lieber Kollege. Ich gehe davon aus das sie sich melden werden?" Yaacov übernimmt seriös den Faden.
,,Äh ja. Auf Wiederhören." fasselt Dr Müller.
,,Auf Wiederhören." Yaacov beendet das Gespräch.
,,Du hast ihn gefunden." lächelt mein Bruder sanft.
,,Ich weis." in meiner Tasche krame ich ein Taschentuch heraus. Halb weinend und halb lachend wische ich  mir eine Träne weg. ,,Danke Yaacov." dankend lächle ich ihn. ,, Als Dank würde ich dich und deine Familie mal am Schabbat zum Essen einladen."
,,Ach quatsch. Das ist mein Job. Aber danke für die Einladung. Da spreche ich mal mit meiner Frau und wir melden uns, um einen passenden Tag zu finden." winkt Yaacov ab und lächelt mich erleichtert an.
,,Ob er sich melden wird?" fragt mein Bruder und blickt in die Runde.
,,Ich weis es nicht. Meiner Meinung nach, muss er das erst einmal verarbeiten. Wie dem auch sei, ich werde mich verabschieden. Ich brauche ein paar Minuten für mich." schniefe ich und stehe auf.
,,Natürlich. Ich bringe dich noch zur Tür." lächelt Yaacov. Er ist ebenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
,,Kommst du Eliyah?" fragend blicke ich ihn an.
,,Gleich." entschuldigend hebt er sein Handy. Wie besprochen bringt Yaacov  uns zur Tür. Ich achte penible darauf, dass David dick eingepackt ist.
,,Er wird sich melden. Mein Gefühl sagt mir, dass er kein schlechter Mensch ist. Er braucht nur einen tritt in den Hintern." murmelt Yaacov mir zu. Stumm nicke ich nur.
,,Danke Yaacov. Für alles. Melde dich wegen dem Essen und bestell bitte Grüße an deine Frau." sanft lächle ich den besten Freund meines Bruders an. Kenne ich ihn mittlerweile ebenfalls seit fast 20 Jahren.
,,Natürlich."
Eliyah ist nun auch endlich im Flur. Der Sportverein hat das Trainig seines ältesten Sohnes abgesagt. Das Wetter ist zu schlecht, um draußen Fußball zu spielen und die Turnhalle hat einen Wasserschaden. Nun heißt es, dass Papa Bespaßungsprogramm zu starten, um ihn heute Abend ins Bett zu bekommen.  Beschwingt schiebe ich mein Kind in Richtung meiner Wohnung. Innerlich hoffe ich, dass Yaacov mit seiner Einschätzung richtig liegt.

Hallo ihr Lieben. Vielen Dank für eure Kommentare und Votings. Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen start in die Woche.
Ich würde mich sehr über Kommentare und Votings freuen.

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