Kapitel 6: Schwammige Erinnerung

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Eine halb gegessene Pizza liegt in ihrer Schachtel auf dem Wohnzimmertisch. Über den Fernsehbildschirm flimmert irgendein Film. Chris sitzt in einem Schlabberlook auf dem Sofa und trinkt ein Bier. Nach der Bekanntgabe des Ergebnis hat er fluchtartig das Büro des Anwalts verlassen. Er hatte sich nicht getraut in das Gesicht seiner Mutter zu sehen. Zu groß war die Angst die Enttäuschung in ihren Augen schimmern zu sehen. Er rechnete jeden Moment mit dem Besuch seiner Mutter oder seines Bruders. Immerhin hat er seine Wohnung seit 3 Tagen nicht verlassen und die Anrufe sowie Nachrichten ignoriert. Im Familienchat wurde die Botschaft schon verkündet. Gerade fühlt es sich an wie nach einem Kater. Der Abend beginnt wunderschön und   der Morgen ist von Bitterkeit geprägt. Wie zu erwarten war klingelt es an der Tür. Seufzend landet die Bierflasche auf dem Wohnzimmertisch. Chris verlässt sein Wohnzimmer und läuft zur Tür, um den Türsummer zu betätigen. Er öffnet die Tür zu seiner Wohnung. Wie zu erwarten, kommt Andreas hoch.
,,Mensch Chris." besorgt blickt er mich an. ,, Schweigend öffnet er die Tür weiter und lässt ihn in seine Wohnung.
,,Bier?" fragt Chris ihn und geht in seine Küche.
,,Gerne."
Klirrend wird der Kühlschrank geöffnet und eine Flasche herausgeholt. Immer noch schweigend reicht Chris Andreas sein Bier.
,,Ist Sie dolle wütend?" fragt Chris seinen Bruder gespannt.
,,Nein. Sie kann verstehen das du aus der Situation raus musstest. Aber Mama wollte nie so Oma werden. Besser gesagt nicht auf diese Art." berichtet der ältere und nippt am Bier.
,,Und ich nie so Vater. Es ist mir so peinlich." beschämt schlägt er die Hände über dem Kopf zussmmen.
,,Ich weis nicht was ich dir sagen soll Chris. An was kannst du dich überhaupt  erinnern?"
,,An nicht viel. Nur an ihre unheimlich schöne Erscheinung. Braune Augen, braune Haare und verdammt weiche Haut. Ich weis nicht mal ihren Namen." seufzt er und lehnt sich zurück.
,,Wirst du dich bei ihr melden?" vorsichtig spricht der ältere Bruder den kleineren an.
,,Ich weis es nicht. Wie denn? Ich habe ja nicht mal Kontaktdaten." er greift nach der Bierflasche und trinkt einen Schluck.
,,Hat Hilde ihr nicht eine Email geschrieben? Die Email müsste dann noch im Mailfach sein." erinnert Andreas ihn.
,,Wie toll." kommt es ironisch von Chris.
,,Was ist los Chris?" besorgt blickt Andreas ihn an.
,,Ich habe Angst Bruder. Was ist, wenn ich ihr schreibe und sie nichts von mir wissen will? Wird Sie mir meinen Sohn vorenthalten? Was machen wir, wenn das an die Presse gelangt? Werde ich mich mit ihr verstehen?" so viele Fragen stolpern aus dem Mund von Chris.
,,Warte mal Chris. Atme mal tief durch." besänftigend legt Andreas eine Hand auf die Schulter seines Bruders.
,,Warum stellst du mir diese Fragen und nicht ihr? Was wäre sie für eine Mutter, wenn sie dir dein Kind vorenthält? Ich denke mal sie würde sich freuen, wenn du dich meldest. Immerhin habt ihr ein Kind zusammen. Was die Presse nicht weis, macht sie nicht heiß. Jetzt geht es darum das du ihr schreibst."
Eine Zeit lang ist es still im Raum. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Nachdenklich fährt Chris über die Öffnung seiner Bierflasche. Sollte er dieser Frau wirklich schreiben? Eigentlich ist er überhaupt nicht der Typ dazu einer wildfremden Frau sein Herz auszuschütten. Doch die Gewissheit zu haben, ein Kind zu haben, macht die Sache so viel schwerer. Am liebsten würde er sofort in ein Auto steigen, um zu seinem Kind zu kommen. Die Mutter seines Sohnes lies ihn nicht mehr los. Immer wieder tanzt ihr verschwommenes Gesicht vor seinem inneren Augen umher. Neben ihrer Schönheit ist ihm noch eine Sache im Gedächtnis geblieben. Ihr Lachen. Hell und einfach nur warm. Wie ein warmer Sommerregen.
,,Was hälst du davon? Du gehst jetzt duschen und beseitigst das Chaos hier und ich fahre nach Hause. Steffi hat dich zum Abendessen eingeladen und die Kinder fragen auch schon nach dir. Es würde uns freuen, wenn du kommst." schlägt Andreas ihm vor und durchbricht die Stille.
,,Ähm ja gerne." nimmt Chris den Vorschlag an. Schnell trinkt Andreas sein Bier aus und macht sich aus dem Weg nach Hause. Wie abgemacht, beginnt Chris damit sein Wohnzimmer von Bier und Pizza zu begreifen. Selbst zum lüften und Staubsaugen kann er sich durchringen. Endlich traut er sich auch auf sein Handy zu schaun. Die Nachricht seiner Vaterschaft muss sich herumgesprochen haben wie ein Lauffeuer. Seine Kumpels haben ihn geschrieben und Unterstützung angeboten. Die Crew möchte natürlich ebenfalls auf dem laufenden gehalten werden und freuen sich über ein weiteres Ehrlich Baby. Doch am meisten berühren ihn die Nachrichten seiner Familie. Sie würden ihn unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mit mehr Zuversicht steigt Chris unter die Dusche. Morgen würde er wieder in die Werkstatt fahren und alles dafür tun, um ihre Mailadresse zu finden. Dann würde er ihr schreiben. Ja, dass würde er tun. Nach einer erfrischenden Dusche angelt er nach dem Handtuch und greift auch gleich nach dem Rasierer. Ein wenig pflege würde diesem gut tun. Grinsend verzieht er das Gesicht und setzt den Rasierer an. Das mochte er am rasieren am meisten. Dabei kann er so schön das Gesicht verziehen. Frisch angezogen greift Chris nach dem Handy, Jacke und Autoschlüssel. Er war bereit sich seiner Verantwortung zu stellen.

Hallo ihr Lieben. Vielen lieben dank für eure Kommentare und Votings. Ich habe nie mit solchen positiven Kommentaren gerechnet. Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst dieses Thema in einer Fanfiction zu verpacken. Leider ist Antisemitismus ein Teil des öffentlichen Lebens in Deutschland. Oft habe ich das Gefühl ganz viele haben nichts gelernt. Das macht angst. Der Anschlag in Halle zeigte wie wenig Menschen über das jüdische Leben Wissen und wie tief rechtes Gedankengut sitzt. Daher noch einmal vielen lieben Dank für eure so positiven Kommentare. Wenn ihr fragen habt, stellt sie ruhig.
Ich würde mich sehr über Kommentare und Votings freuen.

Wenn Magie Träume wahr werden lässt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt