Kapitel 10: Vater trifft Sohn

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Konzentriert rühre ich das Putengulasch um. Ich hoffe, dass es ihm schmeckt. Koschere Küche ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Fleisch und Milchprodukte werden niemals zusammen gegessen. Dazu kommt noch das diese Produkte nicht im selben Topf oder Pfanne gekocht oder mit dem gleichen Besteck gegessen. Kurz gesagt, ich habe Töpfe, Teller und Besteck in der zweifachen Ausführung. Dazu habe ich noch selber Brotgebacken. In weniger als 20 Minuten würde er kommen. Ich bin so verdammt aufgeregt. Mit zittrigen Fingern streiche ich meinen Rock glatt. Mein Weg führt mich ins Bad. Ich greife nach meiner Bürste und kümmere mich um meine Haare. Sie fallen mir in leichten Wellen den Rücken herab. Zu frieden betrachte ich mich im Spiegel. Die Kleidung ist sauber und ordentlich. Aufgeregt stelle mich an die Tür von Davids Zimmer. Er schläft tief und fest. Noch bekommt er etwas davon mit, dass sein Papa kommt. Erschrocken zucke ich zusammen als mein Handy klingelt. Chris findet mein Klingelschild nicht. Lachend drücke ich den Türsummer. Das er mein Klingelschild nicht findet, liegt daran das dieses gut versteckt ist. Vorsichtig öffne ich die Tür. Schritte sind im Treppenhaus zu hören. Nach und nach werden sie lauter. Schließlich kommt jemand um die Ecke. Ein Mann etwas über 1.80 m kommt hoch. Er trägt Jeans mit Sneakers und einem Shirt. Darüber trägt er eine Übergangsjacke.
,,Hi." begrüßt er mich und sieht mich skeptisch an. Er lächelt und weis nicht wie er mich begrüßen soll.   
,,Hi." lächle ich und reiche ihm die Hand. Er ergreift sie und schüttelt sie.
,,Na dann komm mal herein." ich trette beiseite und lasse ihn herein. Chris zieht sich die Jacke aus und hängt sie an die Jacke. Neugirig blickt er sich um.
,,Hübsch hast du es hier." sagt Chris und sieht mich an.
,,Danke. Ich hoffe du hast Hunger." bedanke ich mich und führe ihn in die Küche. Wie gewünscht bekommt er ein Glas Wasser.
,,Ja. Das Frühstück ist schon etwas her." grinst Chris mich an und blickt sich vorsichtig um.
,,Das Essen braucht noch 10 Minuten. Wenn du willst, geh den Flur entlang und die angelehnte Tür öffnen. Sei aber bitte leise. Er schläft erst seit einer guten Stunde." sage ich und drehe mich zum Herd. Dies brauchte ich nicht noch einmal sagen. Sofort steht er auf und verschwindet im Flur.
Grinsend decke ich nun den Tisch und stelle das Geschirr und Besteck für Fleisch auf dem Tisch. Vorsichtig schneide ich dazu auch noch mein Brot auf.  Ich verschwinde im Bad und wasche mir die Hände und spreche einen Segen dazu. Danach spreche ich die Segenssprüche für das Essen. Leise schleiche ich nun in Davids Kinderzimmer. Chris steht stock steif im Türrahmen. Aus der Ferne beobachtet Chris David.
,,Du hättest ruhig näher heran gehen können." flüstere ich.
,,Ich habe mich nicht wirklich getraut." flüstert er ebenfalls und zuckt mit den Schultern.
,,Kommst du essen?" frage ich und gehe zurück in die Küche. Er kommt mir hinterher und ich setze mich an den Tisch.
,,Ich hoffe Putengulasch ist okay? Wusste nicht was du gerne isst. Stört es dich, wenn ich kurz bette?" seufze ich und tue uns etwas auf.
,,Ist okay. Mach ruhig.  Lass dich von mir dabei nicht stören. Gerne esse ich aber Sachen mit Senfsoße." berichtet er und greift nach der Gabel. Ich spreche noch das Tischgebet und fange dann ebenfalls an zu essen.
,,Wer kocht denn für euch, wenn ihr auf Tour seid?" frage ich interessiert und greife nach einem Stück Brot.
,,Wir haben auf Tour meist ein Buffet aber es schmeckt bei weitem nicht so gut wie das hier. Wie hast du das Fleisch so weich bekommen?" beantwortet Chris und isst weiter.
,,Gerne. Das kann ich dir nicht mal beantworten. Kochst du gerne?" harke ich weiter nach.
,,Eigentlich schon. Nur das aufräumen hasse ich. Aber dann gibt es Momente  da bekomme ich nicht mal die Olivenölflasche auf." lacht Chris und nippt am Wasser.
,,Erinnert mich stark an meinen Bruder der mich mal panisch angerufen hat, um mich zu fragen ob er die Pfanne in die Geschirrspüler packen kann." erzähle ich die Anekdote die auf Familienfeiern zum besten gegeben wird.
,,Das würde mein Bruder auch jedes mal erzählen." grinst Chris und schiebt den leeren Teller von sich. Auch ich bin fertig mit essen und bette noch einmal kurz das Tischgebet.
,,Ich verstehe dein Gemurmel nicht." peinlich berührt blickt er mich an als ich das Geschirr in den Geschirrspüler stelle.
,,Ist ja auch hebräisch." erkläre ich und winke ihn ins Wohnzimmer.
,,Fühl dich wie zu Hause." betone ich und schleiche mich zu David. Dieser schlug in diesem Moment die Augen auf und fängt an zu quengeln. Vorsichtig hebe ich ihm hoch und setze mich in den Sessel im Raum. Ich lege ihn an und stille ihn so. Doch wirklich Hunger kann er nicht haben. Schon nach 10 Minuten ist er satt. Sanft massiere ich seinen Bauch und wickle ihn dann.
,,Dann bringen wir dich mal zu deinem Papa. Der hat sich noch nicht getraut, dir näher als 2 Meter zu kommen. Ich glaube, dass dein Papa ein wenig schüchtern ist." murmle ich und küsse seine Stirn. Ich hebe ihn vom Wickeltisch und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Chris sitzt auf dem Sofa und scheint wirklich ein wenig nervös. Er macht unbewusst einen langen Hals und möchte einen Blick auf seinen Sohn erhaschen.
,,Rechts oder Links?" frage ich ihn.
,,Was?" fragt er mich ein wenig ahnungslos.
,,Welche Seite ist besser? Die Rechte oder die Linke?" erkläre ich ihm.
,,Ähm rechts." noch immer fragend sieht er mich an.
,,Dann nimm mal das Kissen dort und leg ihn dir unter den rechten Arm." sage ich und beobachte wie er das Kissen wie befohlen plaziert.
,,Ich glaube nicht, dass du nur zum schauen gekommen bist." damit lege ich ihm David in den Arm. Sprachlos blickt er mich an und drückt seinen Sohn näher an sich. Mit großen Augen blickt David seinen Vater an. Chris drückt seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn und wie auf Kommando tritt eine Träne aus seinem Auge. Sie läuft die Wange hinab und tropft von seinem Kinn.
,,Ich hoffe du weist, dass du immer willkommen bist. Wir werden dich auch mal besuchen kommen. Ich denke mal, deine Familie will David sicherlich mal kennenlernen." breche ich die Stille.
,,Das würde mich sehr freuen." murmlet Chris. Schnell greife ich nach meinem Handy und fotografiere die Beiden schnell. Chris schaut seinen Sohn an und lächelt dabei so liebevoll. Ein Moment der einfach festgehalten werden muss.

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