Kapitel 23: Gedankenspiel

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Traurig sitze ich auf dem Wannenrand meiner Badewanne. Vor mir dreht sich die Trommel meiner Waschmaschine. Seit gerade einmal 3 Stunden bin ich wieder zu Hause. David schläft friedlich und hat noch gar nicht mit bekommen, dass wir zu Hause sind. Meine Wohnung ist so schrecklich still. Kein Chris der pfeift oder mit dem ich mich unterhalten kann. In meiner Hand halte ich ein Shirt. Doch es ist nicht mein Shirt. Es gehört Chris und ich habe es anscheind eingepackt. Verträumt halte ich es mir an die Nase. Sein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase. Zu gut ist mir noch die Verabschiedung in Erinnerung geblieben. Wir haben uns umarmt und mit den Tränen gekämpft. Wie gerne ich ihn geküsst hätte und verdammt ja, wenn er mich gefragt hätte ob ich bleiben möchte, hätte ich ja gesagt. Doch nun sitze ich hier, weit weg von ihm und mit unserem Sohn allein. Laut los stehe ich auf und laufe ins Schlafzimmer. Das Tshirt lege ich auf mein Kopfkissen. Aus der Küche höre ich mein Handyton. Es konnte sich nur um meine Familie handeln. Morgen ist immerhin Shabbat. Doch mein Blick fällt auf mein Chatverlauf mit Chris. Er freut sich auf jeden Fall, dass wir sicher zu Hause angekommen sind. Fest nehme ich mir vor, Chris bald wieder zu sehen. Mein Handy lege ich zurück auf den Küchentisch und koche mir einen Tee. Nebenbei fällt mein Blick auf den Kalender. Bald ist Channukka und für Chris Weihnachten. Wie er wohl Weihnachten feiert? Ob er sich vorstellen kann, einmal mit mir Channuka oder Shabbat zu feiern? Ich vermisse ihn wirklich. Das klicken des Wasserkochers reißt mich aus den Gedanken. Vorsichtig kippe ich das heiße Wasser in meine Tasse und hänge einen Früchteteebeutel hinein. Mein Handy klingelt. Ich stelle die Tasse ab und nehme den Anruf an. Meine Traurigkeit verpufft sofort, denn Chris ist am Telefon.
M: ,,Hallo" ,begrüße ich ihn und mache es mir auf dem Küchenstuhl bequem.
C: ,,Hallo Mina." Seine Stimme klingt bedrückt.
M: ,,Alles gut? Möchtest du etwas?" ,frage ich ihn. Nebenbei spiele ich mit dem Bündchen meines Teebeutels.
C: ,,Ich möchte einfach nur deine Stimme hören, ihr fehlt  mir so schrecklich."
Schmerzvoll zieht sich mein Herz zusammen. Chris Fähigkeit sein Herz auf der Zunge zu tragen, lässt mein Herz nun schneller schlagen.
M: ,,Ich dich auch." ,flüstere ich leise. ,,Wann können wir dich wieder sehen?" ,platzt es aus mir heraus.
C: ,,Bald. Wenn du möchtest, kannst du Weihnachten mit mir und meiner Familie feiern. Vielleicht auch den Jahreswechsel."
M: ,,Ich feiere kein Weihnachten." ,berichtige ich ihn.
C: ,,Gar nicht?" ,eingesetzt erklingt seine Stimme.
M: ,,Weihnachten ist ein christliches Fest. Ich bin jüdisch. Wir feiern im Dezember aber Chanukka." ,erkläre ich und nippe an meinem heißen Tee.
C: ,,Was machst du dann Weihnachten?" ,fragt Chris interessiert.
M: ,,Am Heiligen Abend sitze ich traditionell mit chinesischen Essen vom Lieferdienst auf dem Sofa und schaue Fernsehen." ,berichte ich und massiere meine Schulter.
C: ,,Was ist nun Channuka?"
M: ,,Eines meiner liebsten jüdischen Feiertage. Man bezeichnet es auch als Lichterfest. Es dauert 8 Tage. Es erinnert an die beiden Tempel in Jerusalm, Befreiung des Volkes von den Griechen und ein Lichterwunder. Es wäre aber toll, wenn du es miterleben würdest." 
C: ,,Das würde ich wirklich gerne. Könntest du dir vorstellen, mit mir und meiner Familie Weihnachten zu feiern? Eventuell sogar den Jahreswechsel oder feierst du das mit Freunden oder Familie?" ,schlägt er vor und ich kann mir seinen Hundeblick schon richtig vorstellen.
M:,,Auch Silvester feiere ich nicht. Ich kann mir sogar sehr gut vorstellen mit euch zu feiern." ,sage ich und streiche mir eine Locke zurück.
C:,,Kann ich dann auch einen Chanukkatag mit euch feiern?" 
M: ,,Aber natürlich. Du musst nur sagen, wann du kommen möchtest."
C: ,,Aber sicher doch. Was macht David?" ,Chris wechselt das Thema.
M: ,,Er schläft. Aber es wird nicht mehr lange dauern, dann wird er  hunger haben." ich schwenke meine Tasse und nehme einen kräftigen Schluck. Der Tee ist nun lauwarm und lässt sich perfekt trinken.
C: ,,Meine Familie ist übrigens völlig begeistert von euch. Mia spricht ununterbrochen von dir."
Herzhaft fange ich an zu lachen.
M: ,,Das freut mich aber. Ich finde deine Familie übrigens sehr nett." ,werfe ich ein und lächle leicht.
C: ,,Sie werden sich freuen, dass ihr kommt. "
Ein Lächeln ziert mein Gesicht. Wie sehr ich es mag mit ihm zu reden, aber auch zu schweigen. Wieder nehme ich einen Schluck Tee.
M: ,,Ich habe übrigens ausversehen  ein Tshirt von dir eingepackt. Natürlich wasche ich dir das und schicke dir es zurück." ,sage ich und hoffe, dass er es mir nicht übel nehmen wird. Kräftig fängt Chris an zu lachen.
M: ,,Was ist denn nun los?" ,frage ich unsicher.
C: ,,Wenn du schon anfängst mit Beichten, dann muss ich das wohl auch." ,seufzt Chris und ich ziehe meine Augenbraue hoch. ,,Ich habe das Tshirt in deinen Koffer gescmuckelt und dein Schlaftshirt heruasgenommen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse?"
Mutig, aber eine wundervolle Geste. Meine Wangen fangen an zu brennen.
M: ,,Nein, bin ich nicht." ,seufze ich und freue mich schon auf heute Abend. Dann kann ich mein Gesicht in sein Shirt vergraben.
C: ,,Dann bin ich ja beruhigt. So gerne ich mit dir noch telefonieren würde, aber ich muss noch ins Büro." ,seufzt Chris bedrückt.
M: ,,Dann werde ich dich nicht länger aufhalten. Fühl dich gedrückt und wir hören voneinader." ,murmle ich leise.
C: ,,Ich drücke dich ebenfalls fest. Knutsch David bitte fest."
So verabschieden wir uns und ein unheimliches Lächeln springt auf meine Lippen. Wie sehr ich diesen Mann doch mag.

Hallo ihr ihr Lieben. Vielen Dank für eure Kommentare und Votings. Morgen hat doch unser guter Chris Geburtstag. Ich hoffe einfach nur, dass er trotz allem einen schönen Geburtstag hat. Soll ich mal ein ausführliches Kapitel über den Shabbat schreiben, so das ihr euch besser  vorstellen könnt wie das von statten geht?
Ich würde mich sehr über Kommentare und Votings freuen.

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