Kapitel 12: Las Bünde

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Stolz schiebt Chris den Kinderwagen durch die Straßen von Bünde.
,,Wissen deine Familie das David und ich jüdisch sind?" platzt es aus mir heraus. Andreas hat jetzt nicht irgendwie gezögert bei der Begrüßung oder mich skeptisch angeschaut.
,,Ja. Es war mit das erste was ich ihnen erzählt habe." berichtete er ruhig.
,,Wie...wie haben sie reagiert?" Beklemmung macht sich in mir breit. Hoffentlich muss sich Chris nicht zwischen seinem Sohn und der Familie entscheiden.
,,Recht normal. Wir hatten und haben nicht wirklich etwas mit Religion zu tun. Daher spielt es überhaupt keine Rolle." erklärt er mir. Erleichtert atme ich auf.
,,Wie ging es in deinem Leben weiter nach dem das Ergebnis vom Vaterschaftstest?" interessiert blicke ich ihn an.
,,Erst habe ich in meiner Wohnung gesessen und Bier getrunken. Mein Bruder hat mich dann besucht und sich meine Sorgen angehört. Schon da habe ich mir vorgenommen dir zu schreiben. Aber ich habe aber auch mit meiner Mama, meiner Schwägerin  und meiner Schwester gesprochen. Sie sind mit die wichtigste weibliche Unterstützung in meinem Leben. Auch sie haben mich unterstützt." erzählt Chris. In seiner Stimme schwingt so viel Liebe mit. Er scheint seine Familie wirklich zu lieben.
,,Warum nicht die wichtigste weibliche Unterstützung?" ich betone dabei das die besonders stark.
,,Die wichtigste weibliche Unterstützung soll irgenwann mal meine Frau sein. Das würde mich schon sehr freuen." erklärt er mir und wechselt die Straßenseite da der Bürgersteig zu ende ist. ,,Bei dir? Wie ging es bei dir weiter?"
,,Ehrlich gesagt, ich habe geweint. Mir liefen die Tränen. Mein Bruder hat dann meine Eltern informiert. Du musst wissen, dass meine Eltern geheiratet mit 18 Jahren geheiratet und die älteste von uns ist Jenny. Sie wurde geboren da war meine Mutter 20. Auch meine Geschwister haben alle früh geheiratet. Dann kam die Sache mit uns und für meine Eltern brach irgendwie eine Welt zusammen." erkläre ich und stecke mir die Hände in die Jackentasche.
,,Das ist wirklich früh. Meine Eltern waren mitte, ende 20. Wieso heiratet man so früh?" kritisch blickt er mich an.
,,Naja das liegt daran, dass man erst Sex hat, wenn man verheiratet hat. 14 Tage lang im Monat ist Sex im Monat tabu. Während Frauen ihre Tage haben und 7 Tage danach. In diesem Zeitraum schläft man sogar in getrennten Betten." erkläre ich und beisse mir auf die Lippe. Sein Gesichtsausdruck wird quälend. Lachend über diesen Gesichtsausdruck schlage ich den Rückweg ein.
,,Das kann doch nicht gut sein für eine Beziehung." schüttelt Chris den Kopf.
,,Das Gegenteil ist der Fall. Dieser Verzicht und Aufschub verbessert sogar eine Beziehung." grinse ich. ,,Nun zu dir. Warum nicht Las Vegas?"
,,Ich war mit meinem Bruder in Las Vegas. Dort haben wir festgestellt, dass wir das Tour leben viel zu viel genießen. Daher bevorzugen wir Las Bünde." berichtet er und schiebt den Kinderwagen Richtung Werkstatt.
,,Stimmt es, dass David Copperfield bei dir angerufen hat?" neugirig blicke ich ihn an.
,,Hey hat mich da jemand gegoogelt?" lacht Chris und versucht mir in die Seite zu knupfen. Quietschend hüpfe ich zur Seite.
,,Ich habe dich eventuell gegoogelt." gestehe ich ein und denke an die 2 Interview die ich gelesen habe.
,,Aber um deine Frage zu beantworten, ja David Copperfield hat bei uns angerufen. Er wollte einige Illusion abkaufen. Aber unser Papa hat uns davon abgehalten. Er meinte, wenn Copperfield eure Illusion aufführen möchte, dann müssen sie es von uns sehen. So hat er den Stein ins Rollen gebracht. Aber er hat unseren Durchbruch nicht mehr miterlebt. Unser Papa hatte Leukämie." seine Stimme wird traurig. Ich lächle ihn von der Seite aus warm an.
,,Das tut mir sehr leid für euch." sage ich und beuge mich kurz über den Kinderwagen. David schläft tief und fest.
,,Möchtest du noch die Werkstatt sehen?" fragt er mich, als wir in die Nähe der Werkstatt kommen.
,,Gerne." lächle ich und folge ihm in die Werkstatt. Es ist eine riesige Halle. In Regalen stehen Kisten mit Requisiten. Genaueres kann ich jedoch nicht erkennen. Zögerlich sehe ich mich um. An den Wänden hängen einige Schraubenschlüssel und andere Werkzeuge. Sie sind sauber und hängen der größe nach an ihrem Platz. Meine Finger fahren über eine Wekbank. Ausser ein wenig Staub an meinen Fingern ist der Platz sauber.
,,Bevor du Magie zu deinem Beruf gemacht hast, was hast du da gemacht? Wie kannst du zur Magie?" neugirig blicke ich ihn an und drehe mich zu ihm um.
,,Das ist eine lustige Geschichte. Mein Bruder hat sich zu Weihnachten einen Zauberkasten gewünscht. Wie Kinder so sind, hat mein Bruder schon vor Weihnachten damit heimlich gespielt. Ich war dann seine Assistentin. Bei mir hat es dann bis zu einem Austauschjahr in Frankreich gedauert. Um mit Mädchen in Kontakt zu kommen, habe ich mir von meinem Bruder ein paar Kartentricks schicken lassen.  Eigentlich wollte ich dann Lehrer werden. Aber dann habe ich eine Ausbildung zum Pyrotechniker gemacht." berichtet er. ,,Was machst du beruflich?"
,,Ich bin Tierärztin." lächle ich. ,, Ich habe noch nie einen Kartentrick gesehen." stelle ich fest und lehne mich an die Werkbank. In der Werkstatt ist es ruhig. Anscheind haben alle Feierabend.
,,Das muss ich ändern." er läuft zu einem Regal und holt ein Kartenspiel.
,,So das ist ein Kartenspiel." er mischt die Karten und überreicht sie mir. Ich untersuche die Karten und nicke.
,,Such dir eine Karte aus, merk sie dir und leg sie zurück ins Kartenspiel. Dann mischt du die Karten." erklärt er mir. Ich tue genau das was er von mir will.
,,Ich glaube, dass das ..." er mischt  das Spiel noch einmal durch und wühlt sich durch die Karten. ,,deine Karte ist." er nimmt eine Karte aus dem Spiel und dreht die Karte um.
,,Ist die Herz Bube Karte deine Karte?" fragt er mich begeistert. Mit großen Augen blicke ich ihn an.
,,Ja die Herz Bube Karte ist meine Karte." begeistert blicke ich ihn an.
,,Hammer." quietscht er mit hoher Stimme und ich fange an zu strahlen. ,,Ich würde mich übrigens freuen, wenn du mal ein paar Tage bei mir bleiben könntest. Ihr könntet meine Familie kennenlernen. Du könntest in meinem Gästezimmer schlafen." zögerlich blickt er mich an. Er krammt nach einem Stift und schreibt seine Adresse auf die Rückseite meiner Karte.
,,Meine möchte dich aber auch kennenlernen. Aber ich überlege es mir." lächle ich und stecke die Karte in mein Portmonee.

Hallo ihr Lieben. Vielen Dank für eure Kommentare und Votings. Was für ein Tag heute. In tiefer Trauer habe ich über die Medien vom Tod Siegfrieds erfahren. Chris und Andreas muss die Sache ebenfalls sehr nah gehen. Ich habe dann eine Kerze angezündet und das Kaddisch Gebet gesprochen. Es ist zwar kein Totengebet, aber es dient zur Erinnerung an die Toten. Ihr findet den deutschen Text unten. Ich würde mich sehr über Kommentare und Votings freuen.

Kaddisch Gebet:

Erhoben und geheiligt werde sein großer Name
auf der Welt, die nach seinem Willen von Ihm erschaffen wurde – sein Reich soll in eurem Leben in den eurigen Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel schnell und in nächster Zeit erstehen.
Und wir sprechen: Amein!
Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten.
Gepriesen sei und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht, gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei Name des Heiligen, gelobt sei er, hoch über jedem Lob und Gesang, Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprechet Amein!
Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz Israel zuteil werden,
sprechet Amein.
Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, stifte Frieden unter uns und ganz Israel,
sprechet Amein.

Wenn Magie Träume wahr werden lässt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt