„Hier nimm das mal", mir wird eine Box mit verschiedenen Donuts in den Schoß gelegt, während er sich setzt und zum Sicherheitsgurt greift. Seine Haare sind durch den Regen getränkt und einzelne Tropfen fallen ihm auf die Stirn. Ich weiß nicht warum, aber das lässt ihn um einiges attraktiver erscheinen. Schnell schüttele ich diesen Gedanken wieder ab und senke meinen Blick.
Ich sende die Nachricht an meine Mum schnell ab und schiebe mein Handy wieder in meine Tasche. Ein Blick auf die Donuts, entlockt mir ein lächeln. Sie sehen mit den verschiedenen Glasuren und Toppings sehr süß aus und je länger ich hinsehe desto mehr läuft das Wasser in meinem Mund zusammen. Einer erweckt dabei besonders meine Aufmerksamkeit. Der Einhorn Donut lässt mich grinsen. Den hat sich bestimmt seine kleine Schwester gewünscht.
Nur eines stört mich. Das Projekt hat es mir echt angetan.
„Hat das Geschäft eigentlich nur Plastikverpackungen?
Theo wirft mir einen kurzen Blick zu, während er das Auto startet.
„Wovon sprichst du jetzt schon wieder?"
Ich fahre die Ecken der Verpackung nach und sehe ihn an. „Naja, wenn es die Möglichkeit gibt Plastik zu vermeiden, dann sollte man es auch tun."
Seine Mimik verrät mir, dass er genervt ist. Ich spreche nur Klartext. Es gibt schon so viel Plastik auf der Welt und das wird sich sicher nicht verändern, wenn jeder denkt, dass das schon jemand anderer in den Griff bekommen wird. Nur wird es dann schwer wenn die anderen auch so denken. Man sollte zuerst bei sich selbst anfangen. Auch wenn man einen kleinen Beitrag leistet, wird es sich dann im gesamten sehen lassen.
„Nimm dir einfach einen heraus", er biegt um die Ecke und ich sehe schon das Haus von weitem. Wow. Also ich dachte einmal kann ich normal mit ihm reden und dann ignoriert er einfach so meine Aussage. Ist ja nicht so, dass wir die Umwelt auch als Thema haben. Doch seinem Verhalten nach zu urteilen, interessiert er sich nicht dafür. Wieso wundert mich das? Ihm scheint die Schule nicht im Geringsten zu interessieren. Ich frage mich echt was seine Eltern davon halten. Gesehen habe ich sie schließlich nicht. Ob sie wohl viel arbeiten? Dem Haus nach zu urteilen, wahrscheinlich sogar.
„Wird's bald?
Ich merke erst jetzt, dass wir schon vor dem Haus stehen. Schnell schnalle ich mich ab und sehe auf die Donuts. Eigentlich möchte ich gerade keinen, aber er ist schon genervt, denn er tippt die ganze Zeit mit seinem Finger auf dem Lenkrad herum und blickt starr nach vorne.
Letztendlich entscheide ich mich für einen, bei dem das Krümelmonster abgebildet ist, nehme mir noch schnell meine Tasche mit dem Donut in der einen Hand und balanciere die restlichen in der anderen Hand. Diese lege ich dann auf den Sitz und dabei komme ich unabsichtlich mit meiner Hand an seine an. Plötzlich durchdringt mich eine Wärme und eine Gänsehaut überzieht mich. Wie klassisch. Ich ziehe sie schnell weg, murmele noch ein „Danke Nathaniel" und schließe die Tür. Theo macht nur ein Zeichen mit der Hand und schon fährt er. Na gut Worte sind anscheinend auch zu viel verlangt.
Ich konnte aber ein augenverdrehen warnehmen und muss grinsen. Das mit dem Zweitnamen musste jetzt einfach mal sein. Nur, dass mit der Berührung ist etwas komisch gewesen. Doch das ist jetzt auch egal. Es ist eine kurze Berührung gewesen. Nichts weiter.
Der Regen hat allmählich aufgehört, aber seine hinterlassenen Spuren sind immer noch zu riechen. Dieser Geruch ist durch nichts zu vergleichen und einfach nur angenehm. Ich atme ein letztes Mal tief ein, ehe ich zur Tür schreite und sie aufsperre.
„Hallo mein Schatz, wo warst du denn so lange? Und hat der Cole eigentlich ein neues Auto?", meine Mum kommt gerade aus der Küche und lächelt mich an. Sie trägt eine Schürze und das Mehl an ihren Wangen lässt mich vermuten, dass sie etwas gebacken hat. Meine Vermutung wird bestätigt als ich Erdbeertaschen rieche. Herrlich. Sie hat schon lange nicht mehr gebacken, da sie sehr beschäftigt mit ihrer Arbeit gewesen ist aber anscheinend hat das Gespräch mit Tante Sally wohl geholfen.
„Mum, ich habe dir doch eine Sms geschrieben, dass Cole krank ist und mich jemand anderer nach Hause bringt. Der hat dann noch etwas abgeholt und deshalb hat es etwas gedauert.", ich gehe auf sie zu und umarme sie. Dabei streiche ich ihr das Mehl aus dem Gesicht. Ihr einladender Geruch umhüllt mich und gerade bin ich einfach nur zufrieden.
„Oh das tut mir leid, ich war die ganze Zeit in der Küche. Wer ist denn dieser jemand?", sie löst sich von mir und geht zurück in die Küche. Ich folge ihr und wusste, dass sie das jetzt fragen wird. Den Donut, welcher sich immer noch in meiner Hand befindet, setze ich auf einen Teller ab und beschließe ihn später zu vernaschen. Der Gedanke an den Einhorn Donut lässt mich erneut lächeln. Die Kleine wird sich freuen.
„Grace?", meine Mum wirft mir einen Blick zu, ehe sie die Erdbeertaschen aus dem Ofen holt.
„Oh entschuldige, der ist nicht wichtig. Es ist nur Theo, welcher in meiner Projektgruppe ist."
Und der sehr attraktiv ist. Aber das lasse ich mal aus. Denn er ist vielleicht sehr attraktiv aber zugleich auch ein Idiot, welcher glaubt er sei der Beste. Aber dadurch, dass sein idiotisches Verhalten mich seine Attraktivität vergessen lässt, ist das kein Problem. Was ich aber nicht so ganz vergessen kann, sind seine Augen. Jedesmal wenn er mich ansieht sehe ich das Blau, welches ich bei noch nie jemanden gesehen habe.
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Deep thoughts
Teen FictionMenschen sind so wie Bücher, einige so leicht zu lesen wie Bilderbücher, andere so schwer wie tausendseitige Romane, doch lesen kann man sie. Man muss sich nur eine Zeit genauer mit ihnen beschäftigen. Und die, die verschlossen sind, sind auch leich...