Mittlerweile bin ich schon neun Wochen in dieser Stadt doch richtig anfreunden mit ihr kann ich mich immer noch nicht. Die letzte Zeit war ganz schön stressig, wegen den vielen Tests und unserem Abschlussprojekt. Aber überstanden habe ich sie und ich hoffe die nächsten Monate überlebe ich auch noch. Könnte zwar schwer werden wegen einer gewissen Person in unserem Team aber aufgeben werde ich so schnell nicht nicht. Mum geht es immer besser und besser und ich wünschte ich könnte auch einfach mal glücklich sein und loslassen, jedoch stellen meine Albträume und die ständige Bitterkeit Hindernisse dar, welche nicht sehr leicht zu umgehen sind.
"Wollen wir ins Klassenzimmer?"
Lola nimmt ihre Bücher aus dem Spind und sieht mich fragend an.
Ich nicke nur, sperre meinen auch zu und möchte ihr folgen, bis ich das Szenario nebenan bemerke. Auch Lola bleibt stehen und macht große Augen.
"Du bist so ein Nerd Jeremy und ein tollpatschiges Pferd auf Stöckelschuhen noch dazu.", zischt Theo und versucht den Kaffee vom Pullover abzuwischen. Ich muss kichern als ich den Fleck sehe.
"Den wird er nicht so schnell herausbekommen.", flüstert Lola.
"E..es tt..tut mir wirklich sehr leid. B..bitte es war nicht mit Absicht.", stammelt wie ich gehört habe Jeremy und er tut mir in dem Moment so leid.
Zitternd will er versuchen Theo mit dem Fleck zu helfen doch Luke stößt ihn von ihm weg.
"Bist du eigentlich komplett bescheuert. Fass ihn nicht an wer weiß was du noch so ruinieren wirst.", raunt Luke und schubst ihn gegen die Spinde. Dabei fällt Jeremys Brille auf den Boden und er hält sich jaulend seinen Arm. Man sieht ihm an wie nah er den Tränen ist.
"Jetzt bist du auch noch eine Heulsuse. Soll ich vielleicht gleich deine Mutti anrufen. Wie erbärmlich bist du eigentlich und schau dir mal deine Kleidung an. Kein Wunder, dass du nicht checkst was für einen teuren Pullover du ruiniert hast, wenn du selbst am Flohmarkt deine Kleidung kaufst." Luke sieht ihn vernichtend an, verpasst ihm noch einen Stoß und Theo grinst.
Luke ist so ein Mistkerl und Theo genauso. Natürlich bin ich nicht betroffen aber so behandelt man doch keinen Menschen. Früher habe ich oft genug zugesehen doch jetzt reicht es.
Ich schlängele mich durch die Menge nach vorne, hebe die braune Brille vom Boden und reiche sie Jeremy, der sie dankend annimmt aber immer noch seinen Arm hält. Luke muss ihn kräftig gestoßen haben.
"Tut es sehr weh?" frage ich besorgt und nehme ein Lachen war. Augenverdrehend drehe ich mich zu Luke.
"Schau mal Theo Wonder Woman an Ort und Stelle, dass ich nicht lache.", meint er und klopft Theo auf den Rücken.
"Bei dir frage ich mich echt Luke ob dein Gehirn Arbeitslosengeld bekommt.", sage ich und sehe ihn prüfend an. Alle fangen an laut zu lachen und die Blicke werden noch neugieriger. Luke sieht mich wütend an und ballt seine Hände zu Fäusten.
"Misch dich nicht in Sachen ein, die dich nicht betreffen Anderson.", nehme ich eine Stimme neben ihm war und sehe zu Theo. Zum ersten Mal hat er mich mit meinem Nachnamen angesprochen. Er hat lässig seine Arme verschränkt und ist leicht am Spind angelehnt. Als ich wieder dieses blau in seinen Augen sehe zieht sich etwas in meinem Bauch zusammen, aber dennoch versuche ich ihn genauso wütend anzuschauen. Jetzt werde ich bestimmt keinen Rückzieher machen obwohl mir mein Gewissen, das sehr ans Herz legt.
"Ich kann mich einmischen wo ich will und wenn ich sehe, dass Idioten Leute runtermachen, die zu große Angst haben um etwas zu erwidern, dann komme ich erst recht dazwischen. Außerdem hat er sich ja eh entschuldigt aber ihr lasst ja nicht locker und müsst euch so aufspielen, um natürlich zu beweisen wer hier das sagen hat. Es handelt sich hierbei um eine Schule verdammt und man sollte sich zu benehmen wissen.", zische ich und merke wie meine Stimme bebt.
"Mit einer Sache hast du recht, denn wir haben hier das sagen und von einer die erst neu ist lasse ich mich ganz sicher nicht zurechtweisen. Du bist vorgewarnt, mach so etwas nie wieder."
Ehe ich wahrnehme was er gerade gesagt hat, gehen sie an mir vorbei, rempeln noch einmal Jeremy an und schon sind sie verschwunden. Will er mich auf den Arm nehmen? Glaubt er wirklich, dass er mich bedrohen kann. So ein egoistischer bescheuerter Idiot. Vielleicht glaubt er, dass er so mit mir reden kann, da ich sonst auch immer still bin aber bei so etwas kann ich mich nicht zurückhalten.
"Grace was machst du immer nur für Sachen." Lola kommt auf mich zu und umarmt mich.
"Obwohl ich schon sagen muss, dass du Luke richtig blamiert hast, sogar Theo musste lachen als du das Arbeitslosengeld erwähnt hast." Grinsend löst sie sich von mir und auch ich muss nun lachen. Manchmal frage ich mich auch woher ich meine Wörter nehme.
"Geht es dir gut?", widme ich mich nun an Jeremy.
"Ja. Vielen Dank, dass du versucht hast mir zu helfen."
Ich lächele nur und gehe mit Lola endlich zum Klassenzimmer.
DU LIEST GERADE
Deep thoughts
Teen FictionMenschen sind so wie Bücher, einige so leicht zu lesen wie Bilderbücher, andere so schwer wie tausendseitige Romane, doch lesen kann man sie. Man muss sich nur eine Zeit genauer mit ihnen beschäftigen. Und die, die verschlossen sind, sind auch leich...