Grace
Langsam öffne ich meine Augen und greife nach meinem Handy. Durch das plötzliche helle Licht kneife ich meine Augen zusammen und sehe auf die Uhrzeit.
7:59. Sogar nach einer langen Nacht schaffe ich es vor meinem Wecker aufzuwachen.
Einen Moment scheine ich mich gut zu fühlen ehe das Pochen in meinem Kopf anfängt. Meinen kopfmassierend richte ich mich auf und begebe mich zum Badezimmer. Die Erinnerungen von letzter Nacht kommen mir nach und nach in den Sinn und ich stütze mich am Waschbecken. Theo ist genau richtig gekommen. Ich bin ihm dankbar, ich will mir nicht vorstellen wie es hätte anders ausgehen können. Mein Körper war wie erstarrt und meine Gedanken verstummt.
Ich lasse kaltes Wasser laufen und wasche mir mein Gesicht. Die Kühle fühlt sich gut an. Während ich mir dann die Zähne putze, schreibe ich Cole, dass wir uns in der Schule sehen.
Nachdem ich mich etwas frisch gemacht habe schlendere ich nach unten und sehe meine Mutter in der Küche. Ich schließe die Augen und atme den köstlichen Duft ein. Sie hat Pancakes gemacht. Das ist genau das richtige Frühstück nach so einem verkorksten Abend.
„Morgen Schatz, setz dich." Sie lächelt mich an und reicht mir einen Teller.
„Morgen Mum, das riecht köstlich."
Ich nehme ihr den Teller aus der Hand und setze mich. Während ich den Ahornsirup schön flächenmäßig verteile setzt sie sich auch dazu. Ich möchte ihr gerade den Sirup reichen, doch sie lehnt kopfschüttelnd ab. Nun gut mehr für mich.
„Rate mal wer uns bald besuchen kommt."
Ich möchte gerade zu einem Biss ansetzen ehe ich zu meiner Mutter sehe. Sie lächelt vielsagend. Wir bekommen nicht viel Besuch. Es gibt demnach nicht viel Auswahl. Die einzigen sind Oma und Tante Sally. Nach dem Blick meiner Mutter zu urteilen trifft wohl eher das letztere zu.
„Wann kommt Tante Sally denn?" Das Gesicht meiner Mutter ist nicht verblüfft. Sie weiß, dass ich nur auf zwei Personen getippt hätte.
„In drei Wochen kommen sie und bleiben leider nur eine Woche. Du weißt ja da ist dieser Computerwettbewerb von Brandon."
Ist schon ein Zufall, dass der Wettbewerb genau in unserer Schule stattfindet. Ich freue mich aber für und auf Brandon. Als Kinder waren wir ziemlich nah und er hat auch mit Cole und mir sehr oft gespielt. Je älter er aber geworden ist desto mehr hat er sich etwas abgeschottet und hat angefangen den IT Bereich zu erkunden. Er hat wirklich viel drauf. Es war schon immer ein Vorteil nicht zum nächsten Handyshop zu rennen als mein Handy irgendetwas hatte. Brandon konnte immer das Problem beheben. Auch wenn er vermutlich viel öfter mit Computer als mit Menschen ist, ist er ein toller Mensch und ist für mich wie ein Bruder.
„Er wird bestimmt gewinnen", sage ich und nippe an meinem Orangensaft.
Mum nickt und gabelt ihre Pancakes bevor sie einen nachdenklichen Blick aufsetzt und zu mir sieht.
„Wem gehört eigentlich das Auto neben meinem?", sie sieht nach rechts aus dem Fenster.
Ich schlucke hart. Theos Auto habe ich ganz vergessen.
„Ein Freund hat es mir gestern geborgt, da ich Cole auch nirgends entdecken konnte." Und da ich fast vergewaltigt worden wäre, füge ich in meinem Gedanken hinzu. Einen Augenblick hätte ich es fast vergessen. Das wird mich aber mein Leben lang begleiten. Seine dreckigen Hände die meinen Körper entlang wandern. Ich die kein Wort rausgebraucht habe.
Meine Wut scheint sich wiederaufzubauen ehe ich zurück denke.
Ich will mir nicht vorstellen was mit mir gewesen wäre, wenn er nicht aufgetaucht werde. Er hat mich vor körperlichen Narben bewahrt.
Meine Sinne waren wie betäubt. Ich habe nichts mehr richtig wahrgenommen und doch kommt das wohle Gefühl von gestern wieder auf, wenn ich daran denke wie er meinen Arm gegriffen hat und mich zu sich gezogen hat. Das habe ich gebraucht. Ich habe mich sicher in seinen Armen gefühlt. Es hat sich richtig angefühlt und doch wieder so falsch.
„Das ist ja sehr nett.", unterbricht Mum meine Gedanken und nippt lächelnd den Orangensaft.
Ja ist es und doch weiß ich nicht was das Ganze zu bedeuten hat.
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Deep thoughts
Teen FictionMenschen sind so wie Bücher, einige so leicht zu lesen wie Bilderbücher, andere so schwer wie tausendseitige Romane, doch lesen kann man sie. Man muss sich nur eine Zeit genauer mit ihnen beschäftigen. Und die, die verschlossen sind, sind auch leich...