32

41 2 8
                                    

Die Zeit vergeht wie im Flug. Das ist für viele nur ein dahingesagter Spruch aber wenn man viel zu tun hat, merkt man wieviel Wahrheit eigentlich dahintersteckt. Die letzten Wochen waren ein auf und ab. Die meiste Zeit habe ich mich in mein Zimmer oder in die Bibliothek verkrochen um zu lernen. Allein letzte Woche mussten zwei Referate fertig sein und dazu kamen noch drei Tests. Ich wusste gar nicht mehr wo mir der Kopf gestanden ist. Aber nicht nur mich hat das Ganze mitgenommen auch Lola hielt es auf Trapp. Für Nelly, Lisa und die Jungs war die Zeit zwar auch nervenaufreibend, aber sie wollten nur positiv sein und haben sie sich somit nicht ganz so viel Aufwand gemacht. Wann immer sie also auf Partys waren, waren ich und Lola noch am Lernen. Manchmal war Cole auch dabei, aber viel öfters war er mit Lisa. Die letzte Party, die ich am liebsten vergessen möchte, hat ihn und Lisa anscheinend geholfen sich näher zu kommen.

„Und wie ist es bei euch zwei Strebern ausgefallen?"

Carter sieht von seinem Handy auf und blickt mich und Lola fragend an.

„Nenn uns nicht so du Idiot und ja die Ergebnisse waren eigentlich ganz okay.", sagt Lola ehe ich was sagen kann. Ich nicke ihr nur zustimmend zu. Ganz okay ist eine Untertreibung. Sie hat überall glatt eine 1 geschrieben, was sie aber auch verdient hat nachdem sie so viel gelernt hat. Oft hat sie sogar weitergelernt als wir uns verabschiedet haben. Ich bewundere ihr Durchhaltevermögen, obwohl ich weiß, dass es an ihren Eltern liegt, da sie sich viel von ihr erwarten und somit Druck ausüben. Damit ist sie einmal rausgerückt, als wir nach sechs Stunden lernen uns in einem Burger Laden Milkshakes als Belohnung gegönnt haben.

„Ich bin einfach nur froh, dass es vorbei ist und wir die Woche endlich aufatmen können.", sagt Nelly und legt einen Arm um Lisa, die zum Eingang sieht.

Nachdem heute Deutsch bei uns entfallen ist, haben wir eine Stunde früher ausgehabt als die anderen. Da mich aber Cole mitnehmen wollte, dachte ich mir bleibe ich noch eine Weile in der Bibliothek aber Lola und die anderen hatten andere Pläne. Sie haben darauf bestanden mit mir zu warten, da Nate auch erst später aushat und Carter auf ihn warten muss. Somit haben wir uns in den Hof gesetzt und ein Kartenspiel, welches Lola spontan dabeihatte gespielt bis wir dann die Klingel gehört und uns zum Eingang gestellt haben. Nun stehen wir hier und schauen gespannt auf den Eingang. Von außen hin müssen wir wie eine Gang aussehen. Bei dem Gedanken muss ich lächeln, ehe mir meine alte Gang in den Sinn kommt. Automatisch sehe ich auf mein Handy. Keine Nachrichten. Linas spontaner Besuch ist drei Wochen her und bisher habe ich nichts von ihr gehört. Ich habe aber ein Gefühl, dass das nicht lange anhalten wird auch so sehr ich mir diese Ruhe wünsche. Aber es ist vermutlich nur eine Ruhe vor dem Sturm.

„Da sind sie." Lisa winkt Nate und Cole zu ehe sie hinaustreten.

„Wurde auch Zeit, ich muss noch meine Bestellung abholen." Nelly blickt auf ihr Handy und lässt es schließlich in ihre Tasche verschwinden.

„Hat dich ja keiner gezwungen zu warten." Carter grinst sie an und bekommt nur einen Mittelfinger ihrerseits. Würde Lisa nicht warten, wäre Nelly vermutlich schon längst gegangen. Da sie aber etwas weiter entfernt wohnt, kommt es ihr gelegen, wenn Lisa sie immer mitnimmt.

„Hey Leute." Cole und Nate stellen sich lachend zu uns und klatschen mit allen ab. Mir entgeht der Blick den Cole Lisa zuwirft als er sie umarmt ganz und gar nicht. Auch die anderen grinsen als er sich von ihr löst.

„Da wir nun alle versammelt sind, wie wäre es, wenn wir uns heute gegen acht treffen und ins Santos fahren. Schließlich haben wir lang nichts mehr als Gruppe unternommen?" Lola sieht alle erwartungsvoll an.

Das Santos kenne ich bisher nur dem Namen nach. Lisa hat letztens nur erzählt, dass es da die besten Nachos gibt und man auch Billard spielen kann.

Schon als sie mal davon erzählt hat wollte ich da unbedingt hin, da ich Nachos liebe aber heute würde Tante Sally kommen. Brandons Wettbewerb ist immerhin diese Woche Freitag und Mum möchte bestimmt, dass ich ihm die Stadt zeige.

„Ich kann leider nicht mit da mein Cousin mit seinen Eltern heute kommt." Ich sehe die Enttäuschung in den Gesichtern ehe Lola zu lächeln beginnt.

„Ist doch kein Problem, nimm ihn doch einfach mit. Das wird bestimmt lustig."

Ich weiß gar nicht ob Brandon Billard mag. Auf die Nachos steht er bestimmt, da das unsere Lieblingschips waren als wir noch Kinder waren aber ich bin mir nicht sicher ob er sich in der Gruppe wohlfühlen wird, da mir Tante Sally jedes Mal nur erzählt, dass er vor Bildschirmen hockt und sich kaum mit seinen Freunden trifft.

Ich möchte Lola eigentlich widersprechen aber ich sehe mich nur nicken. Dann ist alles geklärt und wir gehen zu den Autos und verabschieden uns. Ich sehe mich noch einmal zum Parkplatz blicken ehe Cole losfährt und Lisa und den anderen zuwinkt. Ich weiß nicht was ich mir erwarte. Er ist schon längst weg.

„Alles ok?"

„Ja sicher, wieso fragst du?", ich sehe ihn fragend an.

Er zuckt die Schultern. „Nur so, ich muss doch sichergehen ob dir das Lernen nicht allzu viele Gehirnzellen verbrannt hat."

Ich grinse und schlage ihn leicht auf die Schulter, die er von mir weg zuckt. „Ey ich fahre."

„Keine Sorge ich habe alle meine Gehirnzellen noch aber bei dir bin ich mir da nicht so sicher. Immerhin kannst du ja nicht klar denken sobald Lisa dabei ist. Dabei warst du ja sehr abgeschreckt von ihr und ihrem Hund." Ich erinnere mich an Coles verstörten Gesichtsausdruck als er von Lisas Hund erzählt hat.

Seine Wangen nehmen eine rötliche Farbe an. Wir hatten in den letzten Wochen nicht wirklich Zeit zum Reden. Ich frage mich was da zwischen den beiden genau läuft. Coles Bekanntschaften hielten nicht länger als eine Woche und es ging dabei immer nur ums körperliche aber diesmal lässt er sich wirklich Zeit mit Lisa. Ich denke dabei ist er auf einem guten Weg.

„Ich kann sehr wohl klar denken. Immerhin habe ich die letzten Wochen nichts anderes mehr gemacht. Ich bin wirklich froh, dass diese Woche nichts ist. Eine weitere Woche durchlernen würde ich nicht überleben."

Er hat geschickt vom Thema abgelenkt. Die restliche Fahrt über reden wir nur mehr über die Schule und über unsere Testergebnisse. Lisa erwähne ich nicht mehr, er wird es mir erzählen sobald er es für richtig hält. Beziehungsweise wenn er sich über seine Gefühle im Klaren ist. Ich erinnere mich an unsere nächtlichen Gespräche in Portland. Er konnte nicht ganz zuordnen ob er ein Beziehungsmensch ist, nachdem seine letzte Beziehung gescheitert ist. Die Sache macht ohne Gefühle einfach mehr Spaß und man kann damit auch keinen verletzen, hat er damals gemeint. Wie es momentan aussieht weiß ich nicht aber ich hoffe er trifft die richtigen Entscheidungen. Er ist ein toller Junge und ich denke Lisa sieht das auch so.

„Wir haben heute in Bio ein Arbeitsblatt bekommen, was ihr wahrscheinlich die nächste Stunde bekommen werdet. Die Lösungen habe ich dir gemailt.", sage ich während ich den Gurt löse.

„Danke Gray." Er lächelt mich an. Wir beide wissen, dass er sich nicht wegen dem Arbeitsblatt bedankt. Ich werde ihn nicht ausfragen. Er hat mich schließlich auch nicht ausgefragt über die Party. Als ich gesagt habe, dass ich nie wieder auf eine Party mehr gehen werde, wusste er schon, dass etwas passiert sein muss. Ich habe es in seinem Gesicht gesehen. Er hat aber dennoch geschwiegen. Es lief schon immer so bei uns, dass man geredet hat, wenn man sich bereit dazu gefühlt hat. Zugegeben waren das die besten Abende. Auch wenn sie lange her sind.

„Bis später Loser." Ich schließe die Autotür und möchte meine Schlüssel aus der Tasche herausholen, ehe ich einen allzu bekannten Wagen in unserer Einfahrt stehen sehe. 

Deep thoughtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt