Bücher haben mich immer schon fasziniert. Egal ob Liebesromane, Thriller, Krimis, Fantasy, Sachbücher oder Graphic Novels. Nicht nur der Fakt, dass das Abtauchen in verschiedene Welten die Vorstellungskraft fördert, sondern auch die Tatsache das man als Leser selbst, Bilder zum Text entstehen lassen kann, zeigt mir immer wieder aufs Neue was Bücher einem alles bieten können.
Mein erstes Buch habe ich mit fünf bekommen. Ein Märchen. Ich habe es regelrecht verschlungen, obwohl ich nicht ganz so gut lesen konnte. Danach habe ich mir ein Rotkäppchen Kostüm gekauft und auch nach Wochen die Geschichte im Garten nachgestellt.
Mit der Zeit sind weit mehr Genres dazugekommen und nach jedem Buch habe ich Leere gefühlt, da es vorbei war. In letzter Zeit bin ich nicht ganz zum Lesen gekommen, da mir die Zeit gefehlt hat. Dennoch möchte ich wieder anfangen eine Regelmäßigkeit in meine Leseroutine zu bringen.
Auch jetzt würde ich wenn ich könnte einfach aufspringen und mir jedes Buch in dieser riesigen Schulbibliothek genauer ansehen, doch dann würden meine Teamkollegen mich wohl verdattert ansehen und denken ich hätte eine an der Meise. Beim letzten Mal waren wir bei den Tischen am Eingang und ich habe überhaupt nicht wahrgenommen wie riesig die Bibliothek hier tatsächlich ist, doch jetzt wo vorne alles besetzt ist hat Mr. Moore den Entschluss gefasst die mittleren Räumlichkeiten für die gesamte Klasse in Anspruch zu nehmen, damit wir auch gut vorankommen mit unserem Projekt.
„Das ist das letzte Mal, dass ihr im Unterricht an dem Projekt arbeiten dürft. Wir müssen schließlich weiterkommen mit dem Stoff und deshalb müsst ihr euch wohl oder übel privat treffen. Nicht zu vergessen, müsst ihr am Ende des Schuljahres noch eine Rede halten zu euren Projekten."
Ich wende meinen Blick von den Büchern ab und fixiere Mr. Moore. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Anscheinend bin ich nicht die Einzige, der das nicht sehr erfreut, denn alle seufzen auf und fangen an zu tuscheln.
„Ruhe jetzt. Arbeitet weiter!"
Mr. Moore ist ein sehr gepflegt aussehender Mann, dessen Altersklasse sich vermutlich zwischen 30 und 40 befindet. Er ist zwar wie ich gehört habe letztes Jahr auf die Schule zugestoßen, dennoch wirkt er sehr seriös. Er ist der Typ Lehrer, welcher dein Freund sowie dein Vorgesetzter sein kann. Dementsprechend haben auch alle Respekt vor ihm.
„So ein Trottel. Jetzt soll ich auch noch meine Freizeit dem Schwachsinn widmen?"
Okay ich nehme es zurück. Die meisten.
Theo sieht Mr. Moore abschätzig an und schaut dann wieder auf sein Handy. Lustig ist nur, dass er bis jetzt kaum etwas zu unserem Thema beigetragen hat, da sein Handy unter dem Tisch anscheinend interessanter ist. Eigentlich sind es nur Loren und ich, die die ganze Arbeit machen.
„Machen wir einfach weiter und schauen wir mal wie weit wir kommen." Loren neben mir sieht unsicher auf ihre Notizen.
„Du hast leicht reden, vermutlich besteht deine Freizeit nur aus Schulkram." Bill sieht Loren abschätzig an und holt dann sein Handy heraus. Gegenüber höre ich ein verdächtiges lachen und sehe zu Theo. Sein Blick ist auf seinem Handy unter dem Tisch und diesmal verdeckt eine rote Cap seine Haare. Ohne würde er besser aussehen. Loren senkt ihren Blick und sieht peinlich berührt auf ihre Schuhspitzen. Dennoch habe ich den Schmerz in ihren Augen gesehen.
Warum ist er so gemein zu ihr? Früher hätte ich auch mitgelacht, um einfach dazuzugehören, doch jetzt gibt es wichtigere Dinge als beliebt zu sein.
„Halt die Klappe Bill, anstatt solche Kommentare abzugeben könntest du und am besten auch dein Freund euch beteiligen. Immerhin heißt es Teamarbeit und das deutet eindeutig darauf hin, dass nicht nur zwei arbeiten und die anderen zwei sich alles in ihren Allerwertesten schieben lassen und entspannen." Ich zeige abwechselnd von Bill zu Theo und werde unbeabsichtigt dem Ende hin immer lauter. Als ich dann realisiere, was ich da von mir gegeben habe schlucke ich hart. Ich wollte mich doch zivilisiert benehmen und das Projekt hinter mich bringen.
Als ich es endlich über mich bringe zu den beiden zu schauen, stelle ich erstaunt fest, dass ich eine andere Reaktion erwartet hätte. Bill grinst nur dämlich und Theo hat immer noch seinen emotionslosen Blick drauf, nur gilt der jetzt nicht seinem Handy, sondern mir.
Er erdolcht mich förmlich mit seinem Blick und mir breitet sich eine Gänsehaut aus.
„Von dir würde ich mir nie im Leben etwas irgendwo reinschieben lassen Minou. Außerdem würdest du nicht mal ansatzweise in die Nähe von einer meiner Körperteile kommen, es sei denn du bittest freundlich darum." Ehe er diese Worte ausspricht, schmückt sei Gesicht ein schmutziges Grinsen.
Nach dem Satz stellen sich alle Härchen meines Körpers auf und eine Wut brodelt in mir, während ich ihn entsetzt ansehe. Nicht nur dieser blöde Spitzname, sondern auch die Tatsache, dass er denkt ich würde ihm näherkommen wollen, lösen ein Feuer in meinem Inneren aus. Was bildet sich dieser arrogante Vollidiot ein.
Bill kann sich nicht beherrschen und prustet los, doch nur ein Blick in seine Richtung lässt ihn wieder verstummen.
„Du verdamm..."
„Ähm die Stunde ist gleich vorbei und wir haben noch sehr viel zu tun." Unterbricht mich Loren und räuspert sich.
„Bei wem könnten wir uns morgen treffen?" Fährt sie fort und sieht in die Runde. Dass sie mich unterbrochen hat nehme ich ihr nicht übel, sondern bewundere sie dafür, dass sie einfach so weitermacht, als wäre nichts geschehen und positiv bleibt.
Innerlich atme ich tief ein und aus und nehme mir vor den Idioten einfach zu ignorieren.
„Bei mir geht es leider nicht, da meine Schwester morgen Geburtstag feiert." Entschuldigt sie sich.
„Bei mir geht es auch nicht. Dad hat Geschäftspartner eingeladen." meint Bill.
Gerade als ich vorschlagen will, dass wir uns bei mir treffen, kommt mir Theo zuvor.
„Dann eben bei mir. Könnt aber nicht lange bleiben."
So ist also die Sache beschlossen und ich lehne mich die restliche Zeit weiter zurück in den Sessel. Ich will nur dieses eine letzte Jahr hinter mich bringen.
-
Die Stunde ist zu Ende und ich fange an meine Sachen einzupacken. Loren schnappt sich ihre Tasche, umarmt mich flüchtig, murmelt zu Bill und Theo ein leises Tschüss und schon flitzt sie davon.
Gerade will ich auch rausgehen ehe ich aufgehalten werde.
„Du konntest deinen Satz vorhin nicht beenden. Was wolltest du sagen?"
Er sieht mir wieder mit diesem frechen Grinsen in die Augen und ich stelle fest wie intensiv die Meerblaue Farbe seiner Augen gerade in diesem Licht aussieht. Schnell verdränge ich den Gedanken und sehe ihn emotionslos an. Dabei versuche ich ihm nicht in die Augen zu sehen.
„Nichts. Mir ist eingefallen, dass ich für Idioten wie dich keine Worte vergeuden sollte." Dann gehe ich einfach zur nächsten Stunde und lasse ihn so stehen. Innerlich klopfe ich mir auf die Schulter und unterdrücke ein Grinsen. So leicht kannst du mich nicht einschüchtern Theo Green.
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Deep thoughts
Teen FictionMenschen sind so wie Bücher, einige so leicht zu lesen wie Bilderbücher, andere so schwer wie tausendseitige Romane, doch lesen kann man sie. Man muss sich nur eine Zeit genauer mit ihnen beschäftigen. Und die, die verschlossen sind, sind auch leich...