"Guten Morgen Barbie. Du siehst heute mal wieder wunderschön aus. Besonders die dunklen Schatten unter deinen Augen und der Kaffeefleck auf deiner Jacke.", begrüßt mich mein bester Freund, als ich in sein Auto einsteige. Bei meinem morgendlichen Kaffeetrinken hat mich Mum ganz plötzlich umarmt, sodass ich dann etwas auf die Jacke abbekommen habe. Aber da ich jetzt nicht sehr motiviert gewesen bin sie schnell zu wechseln, habe ich mir nichts dabei gedacht, da ich sowieso keinen in der Schule beeindrucken möchte. Wenn man dann aber bedenkt, dass es mein erster Tag sein wird, ist es dann vielleicht doch nicht ganz schlau gewesen, aber jetzt kann ich sowieso nichts mehr ändern.
"Ist auch schön dich zu sehen Stinker!", zische ich und er lacht.
Cole weiß eh schon, dass ich kein Morgenmensch bin und deshalb lässt er sich besonders morgens den ein oder anderen Spaß auch nicht entgehen. Am Anfang hat es noch ziemlich genervt, da er jeden und ich meine wirklich jeden Morgen einen neuen Spruch hatte aber als ich mich dann geweigert habe mitzufahren hat er für eine kurze Zeit nichts mehr gesagt. Nach einer Woche ging es dann wieder los aber mittlerweile ist es nicht schlimm. Es ist eben Cole. Wenn man versuchen will ihn zu ändern, hat man schon verloren bevor man überhaupt angefangen hat. Seine Zukünftige wird eine Freude haben.
"Jetzt fahr endlich los du Idiot.", seufze ich und schließe die Augen. Wieso muss die Schule auch so früh losgehen?
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Als wir endlich ankommen, bleiben wir noch einige Minuten sitzen bis mich Cole motivierend ansieht."Kann es losgehen Barbie?"
Nickend steige ich aus. Cole legt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich mit.
Er hatte recht, die Schule sieht wirklich modern aus und der Hof ist riesig. Überall kann ich Gruppen erkennen und ich weiß jetzt schon, dass deren Aufmerksamkeit gleich auf uns liegen wird. Aber das ist nichts Neues.
Je näher wir kommen, desto mehr Augen liegen auf uns.
"Die gehen mir jetzt schon auf die Nerven.", sage ich. Ich war schon immer ein Mensch, der eher im Schatten stand, aber ich fand es gut so, denn so hatte ich meine Ruhe. Aber auch nur bevor ich Lina kennengelernt habe. Der Gedanke an sie verschwindet genauso schnell wie er gekommen ist.
"Nimm es ihnen nicht übel. Wir sind nun mal neu und außerdem sehe ich eben unwiderstehlich gut aus, da können sie nicht anders, als mich zu vergöttern.", meint Cole.
"Mach dir bloß nichts vor.", lache ich.
Aber es stimmt, die Mädchen sehen Cole hinterher und einige versuchen mich anscheinend mit ihren Blicken zu erdolchen, weshalb ich mich von Coles Arm befreie. Es war schon immer so, dass ihm sozusagen die halbe Schule zu Füßen lag. Er ist mit seinen dunkelbraunen fast schwarzen Haaren und den braunen Augen dazu eben ein Fang, aber in meinem See schwimmt er nicht.
"Wohin müssen wir?", frage ich als wir die Schule betreten.
"Zu unseren Spinden. Die Schlüssel habe ich schon vorher bekommen und da sollen auch die Bücher und Stundenpläne sein."
Ich folge Cole und sehe mir alles an. Ein paar Wände müssten gestrichen werden aber sonst sieht hier alles modern aus. Wie auch im Hof wimmelt es hier nur so von Gruppen, einige knutschen herum, meditieren irgendwie, oder sitzen am Boden und hören Musik. Die Atmosphäre hier ist ja ganz reizend.
"Hier dein Schlüssel."
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Nachdem wir unsere Sachen abholen vergleichen wir sofort unsere Stundenpläne und stellen fest, dass wir nur Mathe und Englisch zusammen haben. Traurig aber wahr. Und Cole hat jetzt gleich Physik und ich Chemie. Beginnt ja schon einmal gut."Ich hole dich vom Klassenzimmer ab okay Gray?"
Ich nicke und umarme ihn noch zum Abschied, bevor ich in mein Klassenzimmer gehe.
Es sind schon viele hier. Ich setze mich einfach auf einen leeren Platz in der Mitte und nehme mein Handy zur Hand. Schon nützlich so ein kleines Ding. Hilft einem immer komischen Situationen zu entkommen, indem man es einfach rausholt und so tut, als wäre man in einer völlig anderen Welt und somit abgeschottet von der Realität.
Lina: Hey Grace ich vermisse dich total und Ryder hat gemeint, dass in Lower Downtown heute Abend um 9 ein Rennen stattfindet. Ein Freund von ihm hat es ihm erzählt und er dachte sich, dass du da unbedingt hingehen wollen würdest.
Bei ihrer SMS verdrehe ich die Augen. Sie hat sich damals auf eine Seite gestellt und ab diesem Tag an, war sie für mich gestorben. Überhaupt bei dem Namen Ryder kommt es mir fast hoch.
Bezüglich des Rennens überlege ich noch kurz. Früher war ich oft mit Cole bei den Rennen, da er immer teilnehmen wollte und ich ihm gerne zugeschaut habe. Es ist auch schon eine Weile her, als ich das letzte Mal da war. Ein wenig Ablenkung könnte ich auch gebrauchen. Zwar sind die nicht legal aber die Informationen bezüglich des Treffpunktes werden immer an einen kleinen Kreis weitergeleitet. Aber wenn man dann solche Bekannte wie Lina hat, dann weiß sowieso die ganze Stadt davon. Es ist eh nur mehr eine Frage der Zeit, bis das ganze auffliegt und bis dahin hoffe ich, dass ich es nicht miterleben muss. Ein Gefängnisaufenthalt würde dann wohl zu den Top 3 Erlebnissen in meinem Leben gehören, denen ich es zu verdanken habe, dass es so verkorkst ist.
Meine Gedanken werden unterbrochen, als die Glocke klingelt und die Professorin hereinkommt und mit dem Unterricht beginnt. Ein paar Blicke bekomme ich noch ab, aber diese ignoriere ich gekonnt. Ein wenig unangenehm ist es schon, aber anders geht es ja wohl nicht als „die Neue". Die beste Herangehensweise ist dabei, es einfach an sich vorbeiziehen zu lassen. Es heißt ja nicht um sonst in ein Ohr rein und ins andere wieder raus. Nur geht es hierbei eben um Blicke. Aber das kommt schon gut hin.
Wie es aussieht werden hier die neuen Schüler nicht vorgestellt. Wenn einem die Lehrer keine Aufmerksamkeit schenken, kommt sie eben doppelt von den Schülern. Ich mag es aber nicht gerne im Mittelpunkt zu stehen. Manchmal brauche ich sogar gefühlt ein Jahr, um mich vor einer großen Gruppe von Menschen zu äußern, die mir noch fremd sind. Das sind wohl die Nachteile eher introvertiert zu sein. Doch als ganz introvertiert kann man mich nicht bezeichnen, da ich in Fällen wo ich lieber zu Wort kommen sollte, mich auch äußere. Dennoch ist es manchmal dann wohl doch gescheiter nichts zu sagen. Die passenden Worte kommen einem dann ja doch erst später in den Sinn. Dann nützen sie einem aber nicht mehr.
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Deep thoughts
Teen FictionMenschen sind so wie Bücher, einige so leicht zu lesen wie Bilderbücher, andere so schwer wie tausendseitige Romane, doch lesen kann man sie. Man muss sich nur eine Zeit genauer mit ihnen beschäftigen. Und die, die verschlossen sind, sind auch leich...