Deep thoughts

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"Was kann man noch so machen, um die Umwelt zu schützen?"

Loren betrachtet kritisch das große Plakat und blickt uns fragend an. Dabei bildet sich eine Falte auf ihrer Stirn und sie rückt ihre Brille zurecht. Bill zuckt nur die Schultern und Theo, der mit seinem Handy beschäftigt ist, scheint das ganze überhaupt nicht zu interessieren. Überhaupt ist die Stimmung hier in der Schulbibliothek echt im Keller. Nachdem ich gestern so schnell geflüchtet bin, habe ich mir das ganze zuhause nochmal durch den Kopf gehen lassen und musste mir eingestehen wie kindisch ich mich eigentlich benommen habe. Ich muss nicht auf die blöden Kommentare von Theo eingehen. Ich muss nicht in seinen Augen sehen, die mich jedes Mal aufs Neue faszinieren. Stopp. Es sind nur Augen. Nichts Ungewöhnliches.

Ich habe mir vorgenommen entspannt zu bleiben und einfach unser Projekt abzuschließen, dann muss ich sowieso nichts mehr mit ihm zu tun haben. Hoffe ich zumindest.

Zu dieser Schlussfolgerung bin ich gekommen nachdem Cole mit Ben & Jerry's Eis vor der Tür stand und wir dann drei Folgen Prison Break geschaut haben. Zwar war mir dann am Abend kotzübel, dennoch würde ich es wieder machen. Wenn ich an das Eis von gestern denke läuft mir wieder das Wasser im Mund zusammen. Ich sollte Cole sagen, dass er ruhig noch einmal Eis vorbeibringen kann.

"Kommen Sie alle gut voran?"

Plötzlich steht Mr. Moore neben uns und bringt mich von meinen Eisträumen wieder in die Schulbibliothek zurück. Zurück zu dem Projekt. Zurück zu Theo.

Ich werfe einen Blick nach links, bis er auf Cole trifft. Er bemerkt mich auch, zwinkert mir zu und macht eine Grimasse bis ihn Nicole fassungslos ansieht und zwingt etwas aufzuschreiben. Ich muss lachen als ich seine Mimik sehe und wende mich wieder meiner eigenen Gruppe zu.

"Natürlich, wir sind gerade dabei Punkte herauszuschreiben, auf die wir achten sollten, damit auch unsere Enkelkinder noch etwas von diesem Planeten haben. Außerdem wäre es schade, wenn sie nicht in den Genuss einer tollen Schneeballschlacht kommen und stolz von ihrem ersten Schneemann erzählen können." meldet sich Loren und blickt unsicher auf den Boden.

Ich sehe sie verblüfft an und lächele ihr ermutigend zu. Mr. Moore nickt nur und sieht dann zu Theo.

"Ich hoffe doch Sie recherchieren etwas, das mit Ihrem Projekt zusammenhängt."

Theo blickt auf und hat ein schelmisches Grinsen auf dem Gesicht. Wieso sieht das so attraktiv aus.

"Auf jeden Fall. Der Planet rettet sich ja nicht von allein. Wie ich hier lese, kann man bereits die Konsequenzen von einem Grad Erderwärmung wie mehr Extremwetter, steigende Meeresspiegel, schwindendes arktisches Meereis und andere Veränderungen sehen."

Ich sehe ihn fassungslos an und auch Loren und Bill machen große Augen. Mr. Moore ist anscheinend mit seiner Antwort zufrieden, denn er wendet sich schon der nächsten Gruppe zu. Doch ich kaufe ihm das nicht ab. Er war die ganze Zeit auf Instagram oder auf WhatsApp und die einzigen Konsequenzen, die er vermutlich mitbekommen hat waren, dass die zwei Häkchen seiner Nachricht nicht blau wurden, durch das langsame Schulinternet.

"Ey Mann, wie bist du denn jetzt darauf gekommen." lacht Bill und gibt Theo einen Handschlag.

Der zuckt nur die Schultern. "Habe ich heute in der Zeitung von meinem alten gelesen."

Ich schnaube. War ja klar, dass er von nichts eine Ahnung hat. Immerhin ist er wie ich gehört habe so oft in der Schule wie ich im Fitnessstudio, und da war ich das letzte Mal vor zwei Monaten.

"Können wir jetzt weitermachen? Loren hat euch vorhin eine Frage gestellt." Ich verdrehe meine Augen und sehe das alle Blicke auf mir liegen. Theo hat wieder einen emotionslosen Ausdruck und ich merke nicht, dass ich die Luft anhalte, ehe er wegsieht.

"Geantwortet hast du aber auch nicht gerade Grace." meint Loren und sieht mich entschuldigend an.

"Manche verstehen nicht, dass man zuerst auf sich schauen sollte bevor man sich über andere aufregt.", sagt Theo und ich atme hörbar aus.

Ich fasse das nicht. Ich möchte das wir uns auf dieses Projekt konzentrieren und sogar Loren fällt mir in den Rücken, obwohl ich es zu ihren Gunsten gesagt habe. Wie soll ich mich cool benehmen, wenn dieser Junge mich jedes Mal auf die Palme bringen könnte, mit seinen sinnlosen Aussagen. Überhaupt ist seine Stimme so klar auch wenn nur die Dummheit aus ihm spricht.

"Dich hat niemand gefragt also sei bitte leise Theo.", seinen Namen betone ich dabei absichtlich bedrohlich und blicke zu ihm. Heute hat er ein schlichtes T-Shirt an. Seine Haare werden wiedermal von einer schwarzen Cap verdeckt und irgendwie sieht er gut aus. Sofort schüttele ich diesen Gedanken ab, nehme Loren den Stift weg und schreibe noch ein paar Punkte dazu.

Ich höre noch wie er "dich auch nicht Minou." sagt doch ignoriere ihn für die restliche Stunde. Seine Stimme schwirrt mir auch so schon zu sehr im Kopf.