2. Kapitel

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2. Kapitel

Fast ein wenig verärgert senke ich den Blick auf den Zettel zwischen meinen Fingern. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum ich hier oder wo ich hier bin. Woher nimmt er sich also das Recht mich so unhöflich zu behandeln? Da ich mich für ein paar Sekunden nicht rühre und das leicht gilbliche Papier nur wie verrückt mit den Augen fixiere, macht er ungeduldig einen Schritt auf mich zu. Er ist ziemlich hoch gewachsen, sicherlich zwei Köpfe größer als ich, doch das ist auch nicht schwer. Sonderlich groß war ich noch nie. Trotzdem schaue ich ihn nun etwas beunruhigt an.

Doch er tut nichts, außer die Hand auszustrecken und mir die geöffnete Handfläche zu zeigen. Erwartungsvoll hebt er die Augenbrauen und deutet darauf.
"Wieso sollte ich dir den geben?", frage ich und wirke nun misstrauisch. Ich selbst weiß nicht was in diesem Zettel steht. Was ist, wenn Lügen über mich darin stehen? Wenn da etwas steht, was mich betrifft? Etwas schlimmes?
"Da hinten" Der blonde mit den langen Haaren macht eine lässige Bewegung mit seinem Kopf, die hinter ihn deutet. "haben wir das Loch, sowas wie eine kleine Zelle. Ich nehme an...-"

"Nein.", unterbricht der Dunkelhäutige ihn nun. "Warum verhälst du dich wie ein Strunk, Newt? Sonst bist du auch nicht so drauf. Die Kleine muss sich erstmal abregen."
Ich beiße die Zähne fest aufeinander. Eine Frage schießt mir in den Kopf; Wieso bin ich nicht weggerannt, als ich die Chance dazu hatte? Wahrscheinlich weil ich es niemals weit geschafft hätte.

"Ich bin ruhig.", erkläre ich knapp und sehe ihn an, schließe dann jedoch sofort wieder den Mund.
Denn nicht nur meine Hände zittern auffällig, sondern mir schlottern auch die Knie.

Das liegt an der Nervösität.

Ich bin nicht ganz sicher was mich dazu bringt, aber ich mache einen Schritt auf den Blonden – der offenbar Newt heißt- zu und lege ihm den Schnipsel Papier in die Hand. Drum herum würde ich so oder so nicht kommen.
"Da.", sage ich dann. "Du kannst ihn lesen."

Zuerst runzelt er nur die Stirn, so als würde ich etwas planen, doch dann zuckt er nur die Schultern. Ich seufze leise und wünschte das viel zu schnelle und unkontrollierte Klopfen meines Herzens würde sich beruhigen. Der Gedanke, die Beine in die Hände zu nehmen und abzuhauen, wird immer größer, doch die Neugier was in dem Zettel steht, setzt sich durch.

Seine Miene ganz genau beobachtend stehe ich da. Es gefällt mir nicht, wie er das Gesicht verzieht und den Zettel dann an den Jungen weiter gibt, der unverkennbar der Anführer hier sein muss. Seine bloße Ausstrahlung übt schon unglaublich viel Kraft und Kontrolle aus.
"Passt gut auf sie auf, das ist nur ein kleiner Versuch.", liest er mit kräftiger Stimme vor. "Wie lange wird sie überleben?"


Mir dreht sich der Magen um und ich fühle mich, als würde mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht schwinden. Mein Mund fühlt sich merkwürdig trocken an.
"Was?", murmle ich, dabei blinzle ich mehrmals hintereinander. "Zeig ihn mir."

Ich reiße ihm den Zettel aus der Hand, wobei meine eigene wie verrückt zittert. Das muss ein Scherz sein, das können sie nicht ernst meinen. Doch als ich die Zeilen hastig lese, trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Egal aus welchem Grund ich hier bin, ich bin in Gefahr. Die Worte, die mit leicht verschmierter Tinte auf dem Blatt stehen, brennen sich in mein Gedächtnis. Doch es klingt so, als sollten die Jungs auf mich Acht geben. So, als sollten sie mir nichts antun. Trotzdem schlucke ich schwer, um den Kloß in meinem Hals irgendwie möglich loszuwerden.

The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt