42. Kapitel

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42.Kapitel






Gerade jetzt – wo ich weiß das ich nicht immun bin, weiß ichnicht was ich tun soll.
Die Verzweiflung ist noch viel größer,als zuvor und ich habe keine Ahnung wohin mit mir.

Ich beiße die Zähne zusammen, während ich leicht über meineSchulter taste.
Es scheinen sich dicke Brandblasen ausgebreitetzu haben. Ich kann es nicht genau sagen, denn ich kann meinen eigenenRücken ja nicht ansehen. Wenigstens geht es mir schon besser, als amVortag.

Unwillkürlich denke ich darübernach, was passiert wäre, wenn ich bei Angst geblieben wäre undnichts unternommen hätte.
Vielleicht wäre dann allesbesser, huscht es mir durch denKopf.
Doch ich verwerfe diesen Gedanken wieder. Ich sollte meinen"Weggang" nicht bereuen. Ihre Tests hätten sie so oder soweitergeführt. Egal, was ich getan hätte.
All das macht michwütend.

Schon wieder.

Ich bin nur noch entweder wütend, verzweifelt, oder traurig.
Esist nervig.
Ich bin es leid.


"Das was du getan hast, war gut.", rede ich mir selbst ein,die Stimme ein wenig gehoben.
Genau, jetzt fange ich auch nochan, laut zu reden, obwohl niemand da ist, der mich hören könnte.

Irre.
Völlig irre.

Ich sitze da, reglos, völlig versunken in meine absurden undverbitternden Gedanken. Das passiert mir in letzter Zeit erstaunlichoft. Als ich den Kopf leicht schüttle und mich umsehe, höre ich dasSchaben in meinem kleinen Unterschlupf. Wenn jemand hier ist, ist esvermutlich schon zu spät.
Mein Herz pocht wie verrückt inmeiner Brust.
Ich will mich umsehen, nach meinem Messer greifen,doch es funktioniert nicht. Ich schaffe es nicht, da sich dreckigeHände über meinen Mund legen und nach hinten ziehen.

Ich schlage so fest ich kann um mich, treffe auch ab und an, aber derAngreifer lässt einfach nicht locker, bis ich nach gebe und aufhöre,mich zu wehren.
"Hör auf, dich so zu wehren.", sagteine Stimme sehr dicht an meinem Ohr.

Es ist ein Mann mit sehr tiefer Stimme.

Ich erwarte einen erschlagenden Mundgeruch, doch da ist nichts. Erriecht eigentlich ganz normal. Der Griff um mich lockert sich, bis ermich nur noch ganz leicht hält.


Schnell drehe ich den Kopf nach hinten und sehe den Mann hinter mirmit großen Augen an.
Meine Finger zittern nervös.
Wie nichtanders erwartet, ist es ein Mann. Er sieht noch relativ gut –normal wäre wohl das passendere Wort – aus, bis darauf das erdreckig ist und fertig aussieht.
In meiner jetzigen Position kannich erkennen, das seine Kleidung ziemlich zerschlissen ist.
"Was...was soll das?", stoße ich heraus, kaum in der Lage irgendwelcheWorte zu finden.
Jetzt wo er mich einfach so anblinzelt, wirkt ergar nicht mehr so beängstigend. Es ist ruhig, bis er mit denSchultern zuckt. "Du sahst aus, als würdest du Hilfe brauchen."
Ich runzle leicht die Stirn. "Wieso schleichst du dich da soan?", will ich wissen.
Komisch, das ich mich einfach miteinem völlig Fremden unterhalte.
"Anders hätte ich dichnur noch mehr erschreckt.", erklärt er nun.

Es ist bescheuert, mich mit ihm zu unterhalten, vielleicht sogardumm.

Aber ganz ehrlich: Die kurze Begegnung mit Brenda hat mir ganzdeutlich gezeigt, dass ein bisschen Gesellschaft und sei es auch nurfür ein paar Minuten, ganz angenehm sein kann.
"Wenn ichaussehe, als bräuchte ich Hilfe...", beginne ich und sehe ihmin die – ziemlich ehrlich wirkenden – Augen. "Inwiefernkönntest du mir den helfen?"


Der blonde Mann im mittlerem Alter zeigt beim Lächeln seine Zähne."Na ja.", sagt er. "Ich und ein paar Andere habennicht weit von hier ein Lager, mit Vorräten und all diesen Sachen.Sie sind noch nicht so über den Berg, wie andere Cranks. UnserUnterschlupf ist recht gemütlich und sicher."

Ich erwische mich dabei, wie ich es ernsthaft in Betracht ziehe, zuzustimmen.
Ich habe ja niemanden.
Bei Angst scherrt sichsowieso niemand um mich.
Und wenn Chuck und Gally erfahren, wasich getan habe, werden sie mich verabscheuen.
So gesehen habe ichnicht groß was zu verlieren.

Trotzdem bin ich misstrauisch. Allein schon wegen all den Dingen, diemir passiert sind.
Wobei nicht alle Menschen schlecht sind.
Glaube ich zumindest.
Die Augen zu Schlitzen verengt, seheich ihn an.
"Ich werde dir nichts tun. Ansonsten würde ichdir keine Hilfe anbieten...Ich habe eine Tochter und ich würde niezu lassen, das ihr etwas passiert. Ebenso wenig wie ich ihr etwas tunwürde."

Wie seine Augen voller Stolz gefunkelt haben, als er Tochter gesagthat, hat mich fast zum Lächeln gebracht. Doch ich nicke nur.
"Okay...", sage ich, immer noch nicht ganz schlüssig,entscheide mich dann, aber mich schließlich doch aufzurichten.
Estut ganz schön weh und als ich stehe, wird mir ganz schwarz vorAugen, aber es geht. Irgendwie.

Außerdem muss es gehen.

So unauffällig wie möglich versuche ich das Messer griffbereit zuverstauen.

Nur für den Fall, das er sich vielleicht doch als Heuchlerherausstellt, oder sowas. Man weiß ja nie.

Aber dennoch gehe ich mit ihm.
Ich habe Angst, das ich diesesVertrauen bereuen werde. Auch wenn der Kerl ganz in Ordnung wirkt.


"Der Weg ist nicht weit.", erklärt mir der Mann.
Ichbin unsicher, nervös, bin nicht sicher was ich denken soll.

Bitte lass das keine Falle sein. Bitte, bitte, bitte.


Trotz seiner Aussage kommt mir der Weg wie eine halbe Ewigkeit vor.Schon etwas misstrauisch und denkend, das da irgendetwas falschläuft, kommen wir näher an ein mehr oder weniger zerfallenes Hausheran. Auf mich wirkt es trotzdem irgendwie... sicher.

Ich runzle die Stirn, als sich der Typ, der sich mittlerweile alsAlfy vorgestellt hat, reingeht. Er geht vor. Etwas unbeholfen folgeich ihm.


Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird mir klar, dass er mich nichtverarscht hat.
Ich weiß, dass es hätte schief gehen können.
Ich schlüpfe durch den eingefallenen Teil der Wand, um das Haushinter ihm zu betreten.
Mir stockt der Atem, als ich den Blickumherschweifen lasse. Mein Herz scheint einen Aussetzer zu machen.Alfy lacht auf, als er meine Reaktion bemerkt. "Da staunst du,was, Kleine?"

Oh ja, denke ich. Ja,da staune ich tatsächlich. 


The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt