23. Kapitel

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23.Kapitel


Ab heute ist die Probezeit bei den Hütern abgeschlossen. Deswegen kann ich mir wohl auch aussuchen wo ich arbeiten will. Ich schätze, ich werde mich vorerst für die Gärtner entscheiden, weil mir die Arbeit da am besten gefallen und am meisten Spaß gemacht hat.

Seit gestern Abend habe ich kein einziges Wort mehr mit Gally gewechselt.

Beim Frühstück starren wir nur stur aneinander vorbei, probieren die Anwesenheit des jeweils anderen auszublenden.
"Ist alles okay, bei euch beiden?", fragt Ben, bevor er seinen Blick fragend zwischen Gally und mir hin und her wandern lässt.

"Ja!", sagen wir beide gleichzeitig viel zu wütend und energisch.

Der blonde Ben verdeckt seinen Mund mit den Händen und dreht den Kopf zur Seite. Ersticktes Lachen kommt aus seiner Richtung.
"Strunk.", murmle ich und mache mich daran mein Brötchen weiter in mich hereinzustopfen.

Erschrocken zucke ich zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich bin überrascht, als ich in das Gesicht von Newt sehe.

"Kann ich dich mal sprechen?", fragt er.

Reichlich irritiert betrachte ich ihn, werfe dann einen kurzen Blick über die Schulter zu Gally, der völlig emotionslos wirkt und nicke dann.
"Ja.", antworte ich also und schwinge mich von der Bank und folge dem blonden Jungen, der ein paar Schritte fort vom Tisch macht.
Als er inne hält, wirkt er verdammt verunsichert auf mich.

"Wenn sowas wie im Wald noch mal passiert... dann renn' bitte so schnell du kannst."
Er spricht mit gesenkter Stimme und fährt sich nervös durch die Haare.

Ich beiße mir auf die Lippe und nicke.

Es überrascht mich selbst, wie normal ich mit ihm umgehe, trotzallem was vorgefallen ist.

Aber ich schätze, es bringt nichts ihm für etwas was er nicht wollte Vorhaltungen zu machen.

Einen Moment später ist es still, weswegen ich mich schon halb abwende. "War's das?"
Der blonde Läufer schüttelt mit dem Kopf.
"Wegen dieser ganzen Labyrinth und Läufersache...", beginnt er und ich werde sofort nervös.

"Ich habe Minho mittlerweile fast so weit, dass er für dich stimmen würde, bei der Hüterwahl, meine ich."

Ein angenehmes Gefühl der Hoffnung durchströmt mich, jedoch raubt er es mir so gleich auch wieder. "Ich weiß aber nicht, wie die anderen entscheiden werden."

Ich nicke und wir tauschen einen recht langen Blick.
"Es tut mir wirklich leid."

Aus irgendeinem Grund huscht ein Lächeln über meine Lippen.

"Es ist okay...", antworte ich. "Das warst nicht du, Newt."

Der Ausdruck in seinem Gesicht wirkt überrascht, doch er nickt. Und dann, ohne ein weiteres Wort, wendet er sich ab.


Auch am nächsten Tag wechsle ich kein einziges Wort mit Gally. Alles was wir tun, ist weiterhin zickig aneinander vorbei zu starren. Aber das ist nicht meine Schuld.
Schließlich hat er diesen total bescheuerten Streit angefangen.

Doch überraschenderweise lässt Gally sich mitsamt seinem Schlafsack am Abend, nach diesem Tag völligem Schweigens, neben mir nieder, als wäre es selbstverständlich.

Zuerst ist es völlig still, wir sehen uns lediglich an.

"Du könntest da draußen sterben, weißt du?", sagt der schwarzhaarige Baumeister plötzlich.

Mir auf die Unterlippe beißend, antworte ich nicht.
"Ein Griewer könnte dich stechen oder in ein paar hübsche Stückchen Marie zerfleischen."
Aus irgendeinem Grund, ich weiß selbst nicht wieso, beginne ich zu grinsen.

"Nicht wenn ich wegrennen würde."

Er sagt nichts dazu, sondern gibt nur ein raues Grummeln von sich.

Ziemlich unerwartet beugt er sich nach vorne und drückt mir einen Kuss auf die Lippen, einfach so.

So als wäre nichts gewesen. Und so als könnten uns die anderen Lichter nicht zufällig sehen.

Unsere Finger verschlingen sich miteinander, während ich dichter an ihn heran robbe, um den Kuss besser erwidern zu können.

"Die Lichter...", murmle ich an seine Lippen, aber er unterbricht mich.
"Schlafen, ja, du hast recht."

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lasse ich mich in meinen Schlafsack fallen.

Das mit dem Streit hat sich dann hoffentlich auch erledigt, denke ich.

Drei Tage anstrengende Arbeit in den Gärten bei Zart später werden alle Hüter von Alby zusammen gerufen. Kaum höre ich meinen Namen fallen, wird mir ganz komisch zu Mute. Das kann gar nichts Gutes bedeuten.

Und das der größte Teil der Lichter ziemlich angespannt auf mich wirkt auch nicht.
Ich habe zwei Ratsitzungen in vielleicht zwei Wochen veranlasst, wirklich toll.

Wäre es nicht wegen mir, wäre ich wohl auch nicht dabei.

Wie schon beim letzten Mal, ist die Szenerie gleich.

Elf Jungen sitzem in einem Halbkreis auf klapprigen Stühlen.

Einer von ihnen steht für mich leer. Nur jetzt ist Newt ebenfalls anwesend.

Anders als vor ein paar Tagen bin ich über seine Anwesenheit froh, wahrscheinlich, weil ich glaube, dass das hier mit der Läufersache zu tun hat.

Meine Hände schwitzen, als ich mich zögerlich auf dem einzig leerem Platz niederlasse.

Alle Augen sind auf mich gerichtet und mein Mund fühlt sich seltsam trocken an.

Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe.

Alby- der Anführer der Lichter- sitzt mir genau gegenüber.

Entweder geht es um meinen Wunsch Läufer zu sein, oder es geht um den Angriff auf mich, denke ich und balle die Hände zu Fäusten.

Seine dunkelbraunen Augen durchbohren mich beinahe, als er seine nächsten Worte spricht.
"Falls es noch nicht alle von euch mitbekommen haben, haben wir uns heute versammelt, weil mir ein paar Strünke vorgeschlagen haben, das unser Frischling ein Läufer werden sollte."
Kurz schaut er zu Minho und lässt anschließend den Blick der Reihe nach schweifen.

Und dann bricht das Gemurmel auch schon los.


The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt