5. Kapitel

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5. Kapitel

"Wohin?", frage ich sofort, wie aus der Kanone geschossen.
Gally sieht mich für einen kurzen Moment an, dann wendet er den Kopf zur Seite, so als müsse er sich ein paar Worte zurecht legen.
"Na ja, wir haben hier sowas wie ein Bau-", beginnt er, doch ich unterbreche ihn direkt.

"Ein Bau?", frage ich. "Ihr wollt mich also wirklich wegsperren?"
Auf der Stelle beginnt mein Herz doppelt so schnell zu schlagen, wie aus einem Reflex balle ich meine Hände zu Fäusten, bereue es jedoch sofort. Schmerz durchzieht meine rechte Hand.


"Denk nicht mal dran, wieder wegzurennen.", wirft Gally hastig ein. "Und du solltest mich aussprechen lassen, bevor du mich wie ein bockiges, fünfjähriges Mädchen unterbrichst." Nun klingt er ehrlich ein bisschen verärgert.
Ich beiße mir auf die Lippe, da Streit das letzte ist was ich will. Zumindest nicht mit Gally. Denn wie gesagt; er ist die Person, die mir hier am sympathischten ist. Und das obwohl er auch nicht allzu charmant ist.

"Dann rede weiter.", fordere ich ihn ein wenig kleinlaut auf. Er zieht die Augenbrauen hoch und verschränkt die dünnen, aber trotzdem leicht muskulösen Arme vor der Brust.


"Du solltest lieber schleunigst etwas an deiner Einstellung ändern, Frischling.", beginnt er und am liebsten würde ich laut stöhnen, da es sich anhört wie der Anfang einer ewig langen Standpauke, doch ich will ihn nicht weiter verärgern. Deswegen lasse ich ihn weiter reden.
"Was ist so schwer daran, auf das zu hören was man dir sagt? Schon am ersten Tag hast du für reichlich Trübel gesorgt. Hör' auf damit."
"Okay.", sage ich und nicke kaum merklich.

"Und jetzt zu der Sache mit dem Bau; wir werden dich nicht da einsperren."
Schon fast erleichtert atme ich auf, denn Bau hört sich nicht gerade einladend ein.
"Der Bau ist für Bestrafungen. Du hast nichts gemacht- bis darauf das du dich wie ein Neppdepp verhalten hast- also müssen wir dich nicht bestrafen." Gally hält kurz inne und fährt sich durch das fettige schwarze Haar. "Aber wir werden dich ins Loch bringen. Das ist hier an der frischen Luft, aber trotzdem...eingeschränkt."

Seufzend blicke ich den Jungen an, in der Hoffnung, ich könnte ihn mit einem einzigem Blick umstimmen. Aber natürlich ist dem nicht so.

Vor Verzweiflung über meine Situation würde ich am liebsten losschreien, oder weinen, oder wegrennen. Doch ich tue nichts von all dem. Stattdessen bleibe ich stehen, wie die Ruhe selbst.

Ich habe das Gefühl, das ein paar Minuten vergehen, in denen ich nur wie angewurzelt vor mich hinglotze und meinen Gedanken nach hänge.


"Marie?", bringt mich Gallys heisere Stimme zurück.
"Ja?", erwidere ich und schabe mit dem Fuß hin und her.
"Wir gehen jetzt." Ich sage nichts mehr, sondern folge ihm lediglich mit gesenktem Kopf. Mit einem Mal fühle ich mich so müde und mitgenommen. Ich würde nichts lieber tun, als zu schlafen und all die Geschehnisse des heutigen Tages zu realisieren.
Dazu kommt noch das laute Knurren meines Magens, was mir ein unangenehmes Gefühl verschafft.

"Ich habe Hunger.", sage ich und Gally wirft mir rasch einen Blick über die Schulter zu.

"Zuerst bring' ich dich zum Loch, dann kriegst du was zum Essen." Ein kurzes Gegrummle von mir als Zustimmung, dann mache ich mich daran mit seinem Gehtempo mitzuhalten. Wir brauchen nicht allzu lange, bis wir zu einem Gebilde komme, dass mich an einen Zwinger für Hunde erinnert. Ein bisschen so wie ein Holzkäfig. Auch wenn Platz für mindestens drei Personen ist, behagt mir der Anblick nicht.

The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt