35. Kapitel

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35.Kapitel







Mit recht verwirrten Haaren betrete ich meinen Arbeitsplatz. Ich binerleichtert, als ich feststelle, dass Thomas nicht da ist. SeineAnwesenheit kann ich kaum ertragen, denn er braucht nur für eineSekunde den Mund zu öffnen, wobei dann auch nur Müll herauskommt.
Und bringt mich damit von null auf hundertachtzig.
Eiliglasse ich mich auf meinem Platz nieder. Recht unruhig stütze ich dasKinn auf meiner Hand ab und beobachte meine Lieben.
Chuck undGally, und auch die anderen Lichter.
Wenn ich sie alle so sehe,würde ich am liebsten zu flennen anfangen. Doch statt meinenGefühlen freien Lauf zu lassen und zu weinen, tue ich genau das, wasman von mir verlangt.
Ich sitze brav da, betrachte dieBildschirme und mache mir meine Notizen über die Geschehnisse aufder Lichtung und im Labyrinth. Wirklich viel hat sich- seitdem ichweg bin- nicht geändert.







Am nächsten Abend steht mein Plan vollkommen fest. Ich werde Finnvöllig hintergehen müssen. Ich muss ihn so sehr verraten, wie nochniemanden zuvor. Sicherlich werde ich eine ganze Menge Menschenverletzten. Er ist dabei einer der Wenigen, bei denen ich es auchwirklich bedauere.

Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht, bevor ich mich auf demWeg zu ihm mache. Er hat gefragt, ob ich vorbei kommen will und ichhabe mich – natürlich – sofort bereit erklärt.


Finn fängt mich schon auf dem Weg zu ihm ab. Seine dunkeln Haarefallen ihm, wohl noch vom Duschen, feucht in die Stirn.
"Hey.",lächelt er.
Und ehe ich überhaupt richtig daraufeingehen kann,legt er seine Lippen schon über meine und küsst mich mehr oderweniger stürmisch. Zuerst bin ich völlig überrumpelt, erwidere denKuss jedoch und lasse mich von ihm mit in sein Zimmer ziehen.

Wir beide verbringen viel Zeit miteinander. Die Blicke, die er mir zuwirft sind so süß und liebevoll, dass ich es schon fast ein weniglächerlich finde. Es ist komisch, dass er mir so viel Vertrauenschenkt- obwohl wir uns kaum kennen.




Gerade als ich Finns Zimmertür hinter mir zu ziehe und mirmit schnellen Schritten einen Weg den Gang herunter bahne, treffe ichauf Thomas und Teresa. Kurz sehe ich von ihm zu ihr und wiederzurück. Am liebsten würde ich mich so schnell wie möglich aus demStaub machen, aber Thomas Räuspern, bevor ich mich wegdrehen will,lässt mich innehalten. Also drehe ich mich zu ihm zurück. Wenn erKrieg will, fein. Dann bekommt er den auch.

Das ziemlich bescheuerte und gehässige Lächeln, das er auf denLippen trägt, als er mich mustert, macht mich auf der Stelle wütend.

Teresa, die nur daneben steht, scheint sich reichlich unbehaglich zufühlen. Wahrscheinlich weil sie mitten zwischen Stühlen steht.

"Ich hätte nie gedacht, das du so schnell über Gally hinwegbist.", meint Thomas mit amüsierten und ebenso provokantemTonfall. "Es ist ja schon fast lächerlich wie du mit einemTypen- der so viel älter ist als du- knutschend auf dem Gang stehst.Ich glaube, Gally würde sich für dich schämen...Und der kleineChuck erst."

All diese Anschuldigungen, seine Worte allgemein und auch seinbescheuerter Tonfall machen mich rasend. Woher nimmt sich dieserbeklonkte Neppdepp überhaupt das Recht über meinen kleinen Bruderzu sprechen? Wenn ich könnte, würde ich ihn an die Wand nageln.

Ich stehe nur da, die Hände fest zu Fäusten geballen, um nichtdurchzudrehen und sehe ihn an.

Ein leises Lachen verlässt seine Lippen. "Hast du denn schonjemanden, den du dir schnappen kannst, wenn Finn dir langweilig wird?Wer ist der nächst beste?"


Es ist als würde ich auf einmal rot sehen. Ich denke nicht weiterdarüber nach, nein. Ich stürze auf ihn zu und schlage ihn. Soheftig ausholend, das es mir selbst weh tut, verpasse ich ihm immerwieder eine.

Der braunhaarige Junge sieht mich mit riesigen Augen an.

Er selbst wirkt nun alles andere als amüsiert. Auch er ist sauer.
Mein Atem geht schnell, als ich von ihm ablasse und mein Körpersich so langsam wieder entspannt.

Schon fast etwas bedrohlich macht er ein paar Schritte auf mich zu.Ich weiche nicht zurück.

"Das wirst du bereuen.", stellt er leise fest. Seinedunklen Augen funkeln mir böse entgegen.
Alles was ich tue, istein weiteres Mal auszuholen.

"Ich habe doch sowieso nichts mehr zu verlieren, du elenderMistkerl!", blaffe ich, stoße ihn heftig von mir und laufe mitschnellen Schritten den Flur herunter.









Wach liege ich im Bett und denke an Gally.
An ihn und an früher.Wir haben oft heimlich Verstecken und Fangen gespielt, als wirkleiner waren, wenn es uns eigentlich verboten wurde.

Weitere Gedanken sprudeln durch meinen Kopf. Wie er mich auf derLichtung heimlich geküsst hat und wir einfach zusammen waren. Sogarin irgendwiefern glücklich...Wenn man denn in einer solchenSituation glücklich sein kann.
Ich fühle mich, als müsste ichmich übergeben. Ich vermisse ihn. Ich vermisse ihn so unglaublichdoll, das es mir weh tut.

Wenn ich auch nur an Finn denke und daran das ich Gally sozusagen mitihm betrüge, wird mir ganz komisch zumute. Also schließe ich festdie Augen und schüttle heftig den Kopf.


Am liebsten würde ich losschreien. So laut wie ich kann.
Dochich sitze nur da und verfluche meine gesamte, verdammte Situation.

Meine Gedanken zerreißen mich beinahe in tausend kleine Stückchen.
Ich werde erst aus meinen Grübeleien, den Schuldgefühlen unddem reinem emotionalen Chaos gezogen, als es an der Tür klopft. Einziemlich energisches Klopfen.


Irritiert hebe ich den Blick. "Ja?", bete ich diePerson herein.
Mein Herzschlag beschleunigt sich sofort, als ichTeresa mit zerstausten, dunklen Haaren in mein Zimmer platzen sehe.Ihr Gesichtsausdruck ist aufgebracht.
"Übermorgen.",stößt sie atemlos hervor. "Sie wollen die Tests übermorgenweiter führen."  

The Trial | Maze Runner ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt