Vollmond

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„Aufwachen, mein Kleiner." Aaron stand mit einem Tablett frisch gemachter Pancakes neben dem Bett. In den letzten zwei Wochen hatte Aaron mir nicht jeden Tag, aber immer mal wieder das Frühstück ans Bett gebracht. Ich liebte es so sehr.

Aaron strich mir mit dem Finger zärtlich über Stirn und Wange. Ich lächelte zufrieden, doch ehr zog plötzlich die Augenbrauen zusammen. Er drückte seine Hand auf meine Stirn und musterte mich besorgt.
„Miles, du bist ganz warm. Ist alles in Ordnung?", fragte er und setzte sich neben mich auf die Bettkante. Das Tablet stellte er beiseite.

Tatsächlich spürte ich ein leichtes Druckgefühl im Kopf und warm war mir auch. Obwohl bald schon der Winter begann, hatte ich in der Nacht die Decke von mir weggestrampelt, weil ich sonst verglüht wäre. Allerdings hatte ich fast schon mit solchen Anfällen gerechnet.
„In der nächsten Nacht ist doch Vollmond oder?" Aaron nickte knapp. „Na da hast du deine Antwort." Anscheinend hatte sich an meiner Schwäche nichts geändert und ich reagierte noch immer so sensibel auf den Vollmond.

Aaron seufzte kurz, strich mir sachte durchs Haar. „Wie geht es dir?", fragte er besorgt. Ich lächelte liebevoll. Seine Sorge rührte mich, ich fühlte mich geliebt. Das hatte mir schon immer geholfen, wenn ich krank war. Die Nähe meiner Liebsten.
„Ich habe Kopfschmerzen, aber nicht so stark. Ansonsten geht's mir gut." Was sich noch ändern konnte. Dass es häufig schwach anfing und dann stärker wurde, verschwieg ich für den Moment.

Allerdings schien Aaron das auch von selbst zu wissen. „Wenn du magst, kannst du heute im Bett bleiben und dich ausruhen." Das klang verlockend, es gab aber auch einen Haken.
„Sollte heute nicht Aleksanders Urteil verkündet werden?" In den letzten zwei Wochen war er Gefangener im Lager geblieben.

Man hatte mir Zeit zum Überdenken des Urteils gegeben. Vor allem sollte ich erstmal überhaupt mit den Pflichten eines Alphas vertraut gemacht werden. Tyson und Aaron hatten mich und Lia jeden Tag ein wenig unterrichtet. Vieles war tatsächlich für uns beide neu, da sich Lia bisher immer bewusst aus solchen Angelegenheiten rausgehalten hatte.

Nun aber wurde es langsam Zeit zu entscheiden, was mit Aleksander geschehen sollte und da ich der Alpha der Ken war, lag dieses Urteil allein bei mir.
„Fühlst du dich denn bereit dazu?", fragte Aaron und ich schüttelte den Kopf. Ich war nicht bereit, jedoch nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern einfach weil ich mich bisher zu noch keiner Entscheidung durchringen konnte.

Aleksander hatte schlimme Dinge getan, nicht nur in der Vergangenheit. Er hatte versucht, Tristan, Aaron und mich zu töten. Er hat das Lancon-Rudel angegriffen aus purer Machtgier und dabei sinnlos das Leben vieler Wölfe aufs Spiel gesetzt. Er musste für seine Verbrechen bezahlen, doch das Urteil wirklich zu fällen war sehr schwer für mich. Ich hatte Ratschläge und Empfehlungen bekommen, aber letzten Endes musste dennoch ich urteilen. Töten konnten wir Aleksander nicht. Das war momentan wie im Lancon-Rudel mit Tyson. Solange Aaron und ich das Ritual nicht vollendeten, würden Tyson und Aleksander immer noch einen Teil der Macht in sich tragen und zwar ausgerechnet den Teil, der das Überleben des Rudels sicherstellte.

Eine andere Möglichkeit wäre es, Aleksander als Mitglied im Ken-Rudel aufzunehmen, als Beta mit Rechten und Pflichten, aber dafür trauten ihm zu wenige. Man könnte ihn auch weiterhin als Gefangenen halten, sowas war bei Wölfen allerdings eher unüblich. Außerdem hatten die Lancons keine Räumlichkeiten, die dazu dienten, jemanden für längere Zeit gefangen zu halten. Und anderen Rudeln wollte ich diese Bürde nicht auferlegen.

Schließlich gab es noch den Weg, ihn zu verbannen. Er wäre dann gezwungen, als Einzelläufer zu leben, es sei denn, er konnte sich einem anderen Rudel anschließen.
Allerdings hätten wir dann keine Kontrolle über sein Leben und seinen Tod. Er wäre für Jäger leichter angreifbar, oder andere Rudel würden ihn töten. Oder er wäre einfach nicht zum Leben als Einzelläufer gemacht und würde von ganz allein sterben. Das war also eigentlich auch keine Möglichkeit.

Ich seufzte und ließ mich zurück ins Kissen fallen. Aaron legte sich zu mir und strich mir über die Seite.
„Gut, dann verschieben wir das und du ruhst dich aus, bis es dir wieder besser geht. Deinen Unterricht lassen wir solange auch ausfallen." Ich nickte. Eigentlich kam mir das ganz recht. Ich war froh gewesen, aus der Schule raus zu sein und hätte nicht damit gerechnet, dann sieben Tage die Woche von anderen Leuten belehrt zu werden. Eine kleine Pause täte mir wirklich gut.

„Wollen wir dann frühstücken?", fragte Aaron und machte schon Anstalten, sich aufzusetzen. Das Grummeln meines Magens war Antwort genug.


Wie ich geahnt hatte, ging es mir am Abend kein Stück besser, sondern nur noch schlechter. Zu den Kopfschmerzen waren Gliederschmerzen gekommen und ich bekam regelmäßig Schweißausbrüche. Schon viermal hatte ich mich heute unter eine kalte Dusche gestellt, weil ich es anders einfach nicht mehr aushielt.

Jetzt lag ich neben Aaron im Bett, wollte mich an ihn pressen und ihn von mir drücken zur selben Zeit. Ich brauchte seine Nähe, ich brauchte seine Berührungen, aber es war so warm! Aaron hatte die Klimaanlage angemacht, fror nun selbst etwas, aber er versicherte mir, das auszuhalten. Sollte es ihm dennoch zu kühl werden, konnte er sich verwandeln, denn Wölfen machte die Temperatur nichts aus.

Er streichelte mir zärtlich über die Seite, redete beruhigend auf mich ein. Ich konnte nicht einschlafen und Aaron blieb mit mir wach. Es gab Momente, in denen die Schmerzen abklangen und mein Körper sich nicht ganz so sehr anfühlte, als würde er verbrennen. In diesen Momenten rückte er näher, hauchte vorsichtige Küsse auf mein Gesicht. Es tat so gut, ihn bei mir zu haben.

Irgendwann, es musste schon nach Mitternacht sein, durchzuckten mich plötzlich heftige Krämpfe. Ich schrie gequält auf, hatte keine Kontrolle mehr über meine Gliedmaßen. Alles tat weh.
„Aaron, bitte, bitte hilf mir. Mach das es aufhört!", schrie ich verzweifelt. So stark waren die Schmerzen seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Das letzte Mal hatten meine Eltern mich ins Krankenhaus bringen müssen.

Meine Hände krampften, auch mein Inneres zog sich zusammen. Das Atmen fiel mir schwer, ich bekam nur stoßweise Luft. Ich versuchte mich gegen die Schmerzen zu wehren, dagegen anzukämpfen, doch das machte es nur noch schlimmer. Es sollte aufhören!

Ich bemerkte nur am Rand, wie Aaron nach seinem Telefon griff und verzweifelt irgendwen anrief. Bitte jemanden, der helfen konnte.
Ein weiterer Krampfanfall erfasste mich, ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper und kippte aus dem Bett. Meinen Sturz realisierte ich kaum, da waren nur diese Schmerzen. Das Brennen und Ziehen überall in meinem Körper.

„Aaron! Aaron!", kreischte ich. „Ich kann nicht mehr!" Es tat so schrecklich weh und es wurde von Sekunde zu Sekunde schlimmer. Ich würde alles tun, damit es aufhörte.
Ich konnte Aaron vor mir knien sehen, verschwommen und unscharf. Mit einer Hand stütze er scheinbar meinen Kopf, denn plötzlich saß ich in der Senkrechte. Mit der anderen Hand hielt er noch immer das Telefon am Ohr, sprach hektisch mit jemandem. Ich konnte ihn nicht ganz verstehen, nur Bruchstücke.

Mein Körper brannte, mein Gesicht glühte. Alles wurde warm, doch plötzlich änderte sich etwas in Aarons Verhalten. Er sah mich mit schreckgeweiteten Augen an. Was war los?
Achtlos ließ er sein Handy auf das Bett fallen, packte nun mit beiden Händen um meinen Kopf.

„Miles!", sagte er eindringlich. „Miles, du musst mir zuhören. Höre auf mich, Miles." Ich versuchte, mich auf ihn zu konzentrieren, seine Worte zu verstehen. „Okay, hey Miles. Deine Aufmerksamkeit bleibt bei mir. Du musst dich jetzt beruhigen. Hab keine Angst, ich kann dir helfen. Es ist alles gut, hörst du?" Was sagte er da? Nichts war gut. Ich konnte ja nicht mal selbstständig sitzen. Alles tat weh. Doch Aaron blieb ruhig und eindringlich.

„Du musst ruhig atmen und darfst dich nicht wehren. Entspanne dich, bitte Miles. Entspanne dich. Kämpf nicht dagegen an, du musst es zulassen." Ich verstand den Inhalt seiner Worte nicht. Wieso sagte er sowas. Ich brauchte Hilfe. Cami oder Robin oder wer auch immer sonst Ahnung hatte.
Doch Aaron wiederholte unablässig seine Worte und irgendwann schaffte ich es tatsächlich, auf ihn zu hören. Ich entspannte mich, versuchte, nicht mehr gegen die Schmerzen anzukämpfen. Ein Reflex, den ich kaum unterdrücken konnte, aber es gelang mir.

Für einen Moment drehte sich mir der Kopf und dann hörte es plötzlich auf. Die Krämpfe, die Atemnot, die Schmerzen. Es war alles weg.
Aaron kniete vor mir, sah mir lächelnd in die Augen, er wirkte so erleichtert und ... glücklich. Was war hier los? Wie hatte er das geschafft?

„Was ist passiert?", fragte ich, doch aus meinem Mund kamen keine Worte, sondern nur ein seltsames Fiepen. Erschrocken blickte ich an mir herunter, auf meine Arme, nur dass da keine Arme waren, sondern Fell und Pfoten. Was zur Hölle?

Ich wich verschreckt zurück, krachte unsanft gegen die Wand.
„Aaron!", rief ich hilflos und bemerkte, dass ich meine Stimme zurück hatte. Ich blickte an mir herab und ... alles normal. Beine, Arme, Hände, Füße. Ein menschlicher Körper. Alles so wie vorher, nur dass ich jetzt keine Kleidung trug.

Aaron war schon wieder näher gekrochen, streckte die Hand nach mir aus und legte sie mir auf die Schulter.
„Es ist okay. Es ist alles in Ordnung", sagte er und lächelte glücklich. „Du hast dich nur verwandelt. Du bist ein Wolf, Miles."


Es dauerte eine Weile, bis diese Worte zu mir durchdrangen und der erste geistreiche Kommentar, den ich beizusteuern wusste, war ein verwirrtes: „Was?" Aaron gluckste glücklich.
„Ein Wolf, Miles. Du bist nun ein Werwolf!" Er strahlte so voller Freude, dass ich tatsächlich meine Verwirrung vergaß und stattdessen ebenfalls von der Euphorie gepackt wurde.

Ich lehnte mich vor und zog Aaron in einen gefühlvollen, leidenschaftlichen Kuss, anders wusste ich meine Empfindungen gerade nicht auszudrücken. Aaron erwiderte den Kuss sofort, zog mich auf die Knie und enger an sich ran. Er hielt mich umklammert, schien nach Anzeichen auf einen Traum zu suchen. Die fand er nicht, das hier war Realität, es geschah wirklich. Ich war ein Wolf.

Ein Räuspern an der Tür unterbrach uns. Lia und Cami standen im Türrahmen, beide in Schlafsachen gekleidet. Dahinter konnte ich Anna und Tyson erkennen.
„Braucht ihr noch Hilfe?", fragte Cami besorgt. Sie betrat zögernd das Zimmer, musterte mich von oben bis unten. Es war mir egal, dass ich als einziger splitterfasernackt im Raum kniete, ich empfand nur Glücksgefühle.

„Ich bin ein Wolf!", platzte es aus mir heraus, die Anwesenden starrten mich ungläubig an.
„Er hat sich gerade verwandelt", bestätigte Aaron. „Ich weiß nicht, wieso und warum gerade jetzt, aber es ist passiert." Cami klappte die Kinnlade runter, Lia begann begeistert zu quietschen. Tyson war derjenige, der versuchte, eine Antwort zu finden.

„Nun, es ist der erste Vollmond seit seiner Ernennung zum Alpha. Vielleicht hat die Zeremonie ja seinen Wolf erweckt." Das klang in meinen Ohren logisch, doch Anna schüttelte den Kopf. Sie lächelte.
„Erinnert ihr euch, wie die Ken vor ihm niedergekniet haben? Ihn als ihren Alpha akzeptiert haben?", fragte sie. Natürlich erinnerte ich mich, diesen Tag würde ich nie, niemals vergessen. „Nun, Miles wurde nicht von seinen Eltern anerkannt, dafür aber von einem ganzen Rudel als ihr Anführer. Ich denke, das könnte der Auslöser gewesen sein. Und da Wölfe ihre erste Verwandlung fast immer an Vollmond haben, hat es noch ein wenig gedauert, bis der Wolf zum Vorschein kam."

Auch das klang logisch, doch ehrlich gesagt war es mir egal, welchen Grund es nun für meine Verwandlung gab. Wichtig war nur, dass es funktioniert hatte und dass ich nun ein Wolf war.
„Du musst mir zeigen, wie ich die Verwandlung kontrollieren kann!", sprach ich aufgeregt und sah dabei Aaron an. Ich krallte mich in seinen Oberarmen fest, war fast wie besessen von dem Gedanken, mich endlich wieder zu verwandeln, es dieses Mal richtig mitzubekommen.

Aaron lachte, zog mich in eine Umarmung und strich mir über den Hinterkopf.
„Natürlich zeige ich es dir. Natürlich." Auch er klang noch immer glücklich, erleichtert und stolz.

Als ich es dann schaffte, meine persönlichen Vorteile in den Hintergrund zu drängen, wurden mir auch die offensichtlichen Folgen bewusst. Die Auswirkungen, die meine Verwandlung hatte. Das, was vermutlich schon allen im Raum klar war, aber dennoch sprach ich es aus: „Aaron, wir können die Zeremonie beenden! Wir können vollwertige Alpha werden, du und ich!" Aaron lächelte, Lia quietschte. Sie fiel mir plötzlich von hinten um den Hals, umarmte mich ganz fest.

„Danke, danke, danke! Ich wusste, du schaffst es", kicherte sie aufgeregt, während sie mir die Luft abschnürte. Aaron löste ihre Arme sachte von meinem Hals, ehe ich zu ersticken drohte, doch wir alle lachten nur. Es war so ein schöner Moment, so befreiend. Fast alle Probleme und Sorgen der letzten Wochen hatten sich soeben in Luft aufgelöst und außerdem konnte ich endlich ich selbst sein.


Es dauerte ein paar Tage, bis ich den Dreh meiner Verwandlung raus hatte. Für mich war es ungewohnt, auf vier Beinen durch den Wald zu laufen, aber ich liebte es. Alles fühlte sich so leicht an. So unbeschwert. Ich nahm die Natur um mich herum viel intensiver war. Ich spürte, wie der Wind durch mein Fell strich, wie eine sanfte Berührung. Ich konnte besser hören, besser sehen, war schneller und ausdauernder. Es war einfach großartig.

Mein Rudel hatte Beifall gejubelt, als Aaron und ich meine Verwandlung auf einer Versammlung angekündigt hatten. Endlich war ihre Zukunft nicht mehr ungewiss, sie konnten nun einen Alpha haben, ohne noch weiterhin an Aleksander gebunden zu sein. Einige meiner Wölfe kamen auch noch persönlich zu mir und gratulierten mir zu meinem Glück. Sie freuten sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für mich.

Lia erschien nun nicht mehr zu den Alpha-Unterrichtsstunden. Nun durfte ich mir also das ganze Gerede allein anhören, aber ich gönnte es ihr. Sie konnte nun endlich das Leben leben, das sie gewollt hatte. Ich wusste, dass sie glücklich war und das bereitete mir mehr Freude, als ich erwartet hatte. Ich musste mich nicht mehr schuldig fühlen, denn ich hatte kein Leben ruiniert, sondern eines ermöglicht. Und den Dank dafür zeigte Lia mir immer wieder mit einem strahlenden Lächeln.


„Wie wollt ihr das machen, Jungs?", fragte Tyson eines Abends, als wir von der Vollendung des Rituals sprachen. „Viele Alpha beenden ihre Zeremonie so wie sie sie begonnen haben – vor dem versammelten Rudel als großes Fest. Ich habe es damals auch so getan." Bei diesen Worten warf er seiner Frau einen liebevollen Blick zu, die zufrieden lächelte. „Aber das ist kein Muss. Ihr könnt selbst entscheiden, wann, wo und wie ihr das Ritual vollendet. Wer dabei sein soll, ob ihr vielleicht nur für euch sein wollt ..." Tyson würde noch weiter reden, doch ich unterbrach ihn.

„Aaron und ich haben da schon drüber geredet. Es wäre mir lieber, wenn wir beide unter uns wären. Es ist etwas ganz Besonderes für mich, diesen Moment möchte ich nur mit Aaron teilen." Tyson lächelte verstehend, sein Blick schwankte zwischen mir und Aaron hin und her.
„Das kann ich verstehen. Wisst ihr schon, wann ihr es besiegeln wollt?"

Aaron griff nach meiner Hand. „Nachher. Also bald, gleich." Er atmete tief durch. „Ich meine, jetzt gleich. Wir wollen hoch gehen, die Sonne steht perfekt." Sonnenuntergang. Die verglaste Seite des Hauses war nun in warmes Sonnenlicht getaucht. Es war romantisch und wohltuend und würde den Augenblick perfekt machen. Tyson schmunzelte. „Na dann solltet ihr die Zeit nutzen. Es bleibt nicht mehr lange hell."

Wir ließen uns das nicht zweimal sagen. Obwohl es noch früh am Abend war, wünschten wir den anderen schon eine Gute Nacht, dann verließen wir das Wohnzimmer und gingen die Treppe nach oben in Aarons Zimmer.


Wir saßen uns auf dem Bett gegenüber, beide im Schneidersitz. Aaron strahlte eine Ruhe und Sanftheit aus, ich hingegen musste wirken wie ein Fisch im Trockenen. Ich zappelte hin und her, konnte kaum still halten und mein Herz schlug vor Aufregung. Gleich war es soweit!

Aaron griff nach meinen Händen, um sie still zu halten. Er lächelte mich beruhigend an. „Es ist alles gut", sagte er. „Hab keine Angst." Ich hatte keine Angst. Es war ein positives Gefühl, das mich beschlagnahmte.
„Willst du immer noch, dass ich es zuerst tue?", vergewisserte er sich und ich zögerte nicht. Nickend stimmte ich zu. Ich hatte keine Übung im ... Beißen. Ich wusste nicht, wie fest oder lange ich es tun musste. Ob ich irgendetwas falsch machen könnte, ob es ihm Schmerzen bereiten würde.

Ich wollte zuerst sehen, wie er es tat, damit ich mich an ihm orientieren konnte.
„Ja, du sollst zuerst", versicherte ich. Aaron lächelte, hauchte mir noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er nach meinem Handgelenk griff und es an seinen Mund führte.

Im ersten Moment durchzuckte mich ein starker Schmerz. Aus Reflex hätte ich meinen Arm zurückgezogen, doch Aaron hielt ihn vorsorglich fest umklammert, er hatte wohl gewusst, wie ich reagieren würde.
Der Biss dauerte nicht lange und als Aaron seine Zähne wieder aus meinem Arm zog, tat es kaum noch weh. Ein wohliges Gefühl durchflutete mich. Das Gefühl von Macht und Liebe und Geborgenheit. Aaron strich zärtlich über die kleinen Blutstropfen, erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei und ich nickte.

Aaron schaute mir in die Augen, intensiv und eindringlich. Ein wohliger Schauer überkam mich. Es dauerte noch einen Moment, dann leuchteten seine Augen auf. Es sah so aus, als würden rote Flammen das letzte bisschen Gold in ihnen zum Schmelzen bringen. Der goldene Hauch in Aarons Augen verschwand und sie erstrahlten in reinem Rot. Er war nun endgültig der Alpha der Lancons.

Ich lächelte, Aaron tat es auch. „Wie fühlt es sich an?", fragte ich. Er wirkte so stolz und mächtig.
„Es ist die pure Macht Miles", hauchte er. „Ich habe gespürt, wie Vaters letzte Alpha-Kräfte in mich übergingen. Und gleichzeitig war da noch meine Liebe zu dir. Ich habe dich markiert. Du gehörst nun offiziell und endgültig zu mir. Es war ein berauschendes Gefühl, glaub mir." Dann streckte er mir sein Handgelenk entgegen. „Probiere es aus. Keine Sorge, du kannst nichts falsch machen."

Und ich glaubte ihm. Ich hielt seinen Arm fest, küsste vorsichtig die Stelle, ehe ich zubiss und genau das empfand, was Aaron gerade beschrieben hatte. Ich war nun ein vollwertiger Alpha und ich war auf ewig an meinen Mate gebunden. Es war unglaublich!

Plötzlich WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt