Stalkerwesen

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„Ich sag's dir doch, es war genau dort!" Ich deutete mit ausgestrecktem Finger auf das Unterholz, wo ich das rote Glühen zum ersten Mal gesehen hatte. Den Busch, an dem Merle und ich heute Morgen vorbeigelaufen sind, hatten wir schon gründlich untersucht. Nichts.

Jetzt hockte Felix zwischen den Ästen und durchsuchte das Gestrüpp. Scheinbar ebenfalls ohne Erfolg.

„Ja, ich weiß man, doch hier ist nichts, nur ... warte, ist das ein Pfotenabdruck?" Alarmiert blickte ich auf. Pfotenabdruck?

„Ey Miles, komm mal her. Das sieht wirklich aus wie ein Abdruck, aber was für einer! Welches Tier hat denn bitte so große Pfoten?"

Ich stolperte zu meinem besten Freund und tatsächlich, in die Erde gedrückt befand sich etwas, das ich ebenfalls als Pfotenabdruck identifizieren würde. Und zwar nicht als den von einer Katze oder einem Hund oder irgendeinem mir bekannten Waldtier, das hier in den Wäldern hauste. Dieses Ding war locker so groß wie meine Hand.

„Sieht nach etwas Hundeartigem aus", mutmaßte Felix. „Vielleicht ein Wolf oder so."

„Halt die Klappe. Du weißt genau, dass es hier keine Wölfe gibt. Und selbst wenn, die sind doch niemals so groß!" Ich klang bissiger als ich es gewollt hatte, doch die Wahrheit war, dass mir das alles hier mittlerweile eine Heidenangst einjagte. Wurde ich etwa von einem riesigen Hundetier mit glühend roten Augen verfolgt? Weitere Fragen wollte ich mir gar nicht stellen, denn ich wusste, dass ich mit der Antwort nicht zufrieden sein würde – wenn ich denn überhaupt eine bekäme.

„Wonach sieht das denn bitte sonst für dich aus? Denkst du etwa, hier ist ein übergroßes Kaninchen lang gehüpft?" Wie konnte Felix in so einer Situation denn immer noch Witze reißen?

Mein Freund stand auf und drehte sich zu mir. Ich für meinen Teil blieb lieber noch ein wenig auf dem Boden hocken, nicht dass ich gleich vor Stress umkippte oder so.

„Also Miles, wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder, wir suchen nach weiteren Spuren und verfolgen unser geheimnisvolles Wesen, oder aber wir gehen jetzt nach Hause, du hältst dich ein paar Tage vom Wald fern und dann ist die Sache sicherlich vergessen." Das klang verlockend, vor allem der letzte Satz. Andererseits zog sich alles in mir vor Abwehr zusammen, wenn ich nur daran dachte, meinen geliebten Wald für eine Weile nicht betreten zu dürfen. Jedenfalls redete ich mir ein, dass das der Grund war. Einen anderen gab es ja auch nicht, oder?

„Können wir nicht einfach irgendwem Bescheid sagen, oder so? Nem Jäger oder wer auch immer sonst für sowas verantwortlich ist?" Ich hockte immer noch mit den Knien auf der Erde und sah zu meinem besten Freund auf, der mir nun die Hand reichte und mir ebenfalls aufhalf.

„Und was willst du dem erzählen? Das dich ein riesiger Wolf mit roten Augen stalkt? Miles, ich glaube dir, aber ich bezweifle leider, dass das die anderen auch tun werden."

„U-und der Pfotenabdruck?" Ein letzter verzweifelter Griff nach dem metaphorischen Trinkhalm. Ich würde es einfach nicht ertragen, den Wald nicht betreten zu können. Jetzt aber den Spuren folgen, wollte ich auch nicht, beziehungsweise doch, ich wollte es schon. Das war ja das Problem. Ich wollte es zu sehr und allein aus diesem Grund konnte ich es nicht.

„Könnte praktisch alles Mögliche bedeuten. Ein Streuner oder was weiß ich. Ich glaube nicht, dass da irgendwer drauf reagieren wird und selbst wenn – mehr als die Augen beim nächsten Rundgang offen zu halten wird man da erstmal sowieso nicht ausrichten können. Und sollte wirklich irgendeine Bestie oder sonst was durch unseren Wald streifen, dann wird das außer dir sicherlich noch jemand anders erfahren und dann wird das ganz schnell seine Runde machen. Aber bis dahin halt bitte deine Klappe, um deinetwillen."

Plötzlich WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt