Schöne Momente

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„Miles? Bitte mach auf." Aaron hatte vier Mal versucht, hereinzukommen, ich hatte ihn jedes Mal ignoriert. Jetzt jedoch war da kein Aaron vor der Tür, sondern ein Mädchen. Lia. Sie klopfte noch einmal. „Miles?"

Ich seufzte, quälte mich aber schließlich aus dem Bett, um die Tür einen Spaltbreit zu öffnen.
„Hat Aaron dich geschickt?", fragte ich misstrauisch. Ich wusste nicht, was ich von ihr zu erwarten hatte, immerhin war sie vorhin noch ziemlich wütend auf mich gewesen. Dass sie jetzt hier war und mich so freundlich anlächelte, bestärkte mich in dem Glauben, dass irgendwer sie gezwungen hatte, mich aufzumuntern.

Ihr Schweigen war Antwort genug. Ich wollte die Tür gerade wieder zuschlagen, da schob sie ihre Hand dazwischen.
„Bitte, lass uns trotzdem reden." Sie klang freundlich, aufmunternd und sie lächelte immer noch liebevoll. Da war nichts mehr von der Feindseligkeit, mit der sie mich vorhin bedacht hatte.

Nach kurzem Zögern trat ich beiseite und ließ sie eintreten. Sie steuerte zielstrebig auf das Bett zu und setzte sich darauf. Sie klopfte neben sich und ich folgte der Aufforderung.
Einen Moment schwiegen wir beide, sahen uns einfach nur an. Ihre Augen leuchteten fast schon goldbraun. Mir fiel auf, dass sie ein wenig heller waren, als die von Aaron. Lias Augen zierten wilde Sprenkel, Aarons hingegen hatten einen gleichmäßigen, warmen und beruhigenden Farbton.

„Ich kann verstehen, dass du dich schuldig fühlst", begann Lia, als das Schweigen langsam unangenehm wurde. „Aber dazu gibt es keinen Grund." Ich wollte sie unterbrechen, wollte sagen, dass ich ihr Leben zerstört hatte und dass mir all das so schrecklich leid tat, doch sie ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen.

„Miles, bitte hör zu. Dich trägt wirklich keine Schuld. Du kannst nichts für deine Vergangenheit und du kannst auch nichts für die Taten deines Vaters. Ich sollte mich bei dir entschuldigen, dass ich vorhin so reagiert habe. Ja, ich bin sauer, aber nicht auf dich. Und ja, ich möchte kein Alpha werden, aber das hier ist mein Rudel, meine Familie. Ich werde notfalls alles für sie tun. Ich wurde verantwortungsvoll erzogen und auch wenn ich ursprünglich einen ganz anderen Plan für mich selbst hatte, bin ich bereit, diese Verantwortung zu übernehmen. Aaron kann mich ja dabei unterstützen." Letzteres sagte sie mit einem Zwinkern und einem breiten Lächeln auf den Lippen. Ich konnte nicht anders als es zu erwidern.

„Ich war vorhin von meinen eigenen Sorgen geplagt und habe gar nicht bedacht, wie es dir gehen muss. Dein Vater hat versucht, dich zu töten. Zweimal!" Ich winkte ab, schaute zur Seite. Natürlich fand ich es nicht toll, gejagt zu werden und zu wissen, dass jemand unbedingt meinen Tod wollte, aber dennoch war das momentan nicht mein vorrangiges Problem.
„Ich habe eine Familie, die mich liebt. Was kümmert es mich schon, dass Aleksander es nicht tut?"

„Er ist trotz allem dein Erzeuger ... und deine einzige Chance, der zu werden, der du sein möchtest, oder?" Ich seufzte.
„Es spielt wohl keine Rolle mehr, wer ich sein möchte. Es ist eh vorbei. Ich werde nie ein Wolf sein." Frustriert ließ ich mich nach hinten auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen. Alles, der ganze Stress der letzten Tage, war umsonst gewesen. Ich seufzte.

„Vielleicht hätte ich gleich zuhause bleiben sollen. Dann würde es jetzt nicht so wehtun, die Hoffnung zu verlieren." Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, diesen Gedanken laut auszusprechen, aber jetzt war er raus. Ich sollte in Zukunft wieder besser darüber nachdenken, wann ich den Mund öffnete. Lia seufzte mitleidig.

„Bereust du es, Aaron getroffen zu haben?", fragte sie zögernd. Sie schien nicht sicher, wie ich auf diese Frage reagieren würde.
Ich drehte meinen Kopf auf die Seite, um sie anzusehen. „Ich liebe ihn, Lia. Wirklich. Und ich würde ihn nicht mehr aufgeben wollen, trotz allem. Aber ich denke, vielleicht wäre es für ihn besser, wenn er mich nie gefunden hätte. Wenn er einen anderen Mate hätte. Vielleicht Jack oder so, was weiß ich. Ein Wolf eben. Dann hättet wenigstens ihr diese Probleme nicht."

„Aber dann wüsstest du nicht, wer du bist. Du würdest eine Lüge leben", konterte sie und ich seufzte wieder.
„Wäre das wirklich so schlimm? Es wäre zumindest weniger schmerzhaft." Ich wüsste nicht, was ich verloren hätte und wäre glücklich. Möglicherweise.
Einen Moment herrschte Schweigen, dann fragte Lia: „Also bereust du es?"
Ich dachte gründlich darüber nach, wollte keine voreilige Behauptung aufstellen.

Ich dachte an all die Schmerzen der letzten Tage, all die Verwirrung, die verlorene Hoffnung und all die Probleme. Ich dachte daran, wie viel unkomplizierter mein Leben vorher war.
„Nein, ich bereue es nicht", sagte ich schließlich, denn ich dachte auch an Aaron. An meine Gefühle für ihn. An unsere Küsse, an den Moment, als er mir seine Liebe gestand und an all die kleinen Momente, in denen mein Herz drohte, vor Glück aus meiner Brust zu springen. Ich wollte diese Momente gegen nichts auf der Welt eintauschen.

Lia lächelte. „Gut, dann geh zu ihm. Du hast ihn vorhin wirklich verletzt, weißt du? Auch er erträgt es nicht, wenn du ihn von dir stößt. Vor allem, wenn es dir offensichtlich nicht gut geht und er dir nur helfen will. Er will für dich da sein, Miles." Ich schluckte. Das hatte ich gar nicht bedacht. Menschen und wohl auch Werwölfe schienen dazu gemacht, immer erst an sich selbst zu denken, bevor sie die Empfindungen der anderen realisierten.

Ich setzte mich auf. „Ist er in seinem Zimmer?", fragte ich, während ich schon in Richtung Tür lief. Ich hörte gar nicht mehr auf Lias Antwort. Mein Körper wusste von selbst, wohin er mich tragen musste.


Zögernd klopfte ich an die Tür und als keine Antwort kam, öffnete ich sie. Sie war nicht abgeschlossen und so konnte ich einfach das Zimmer betreten. Durch die Fensterwand drang leises Abendlicht, der Schein der untergehenden Sonne tauchte den Raum in einen warmen Orangeton.

Aaron lag auf seinem Bett, starrte an die Decke und schien erst gar nicht zu bemerken, dass ich den Raum betreten hatte. Erst als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ, schaute er in meine Richtung und setzte sich augenblicklich auf, als er mich erkannte.

„Miles!", sagte er erleichtert. Er streckte die Hand nach mir aus. Diese Aufforderung ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich fasste nach seiner Hand und ließ mich von ihm näher ziehen, bis ich vor ihm stand. Er saß noch immer auf der Bettkante und schaute zu mir nach oben, abwartend, verletzt, hoffnungsvoll. Alles zugleich.

„Es tut mir leid", sagte ich mit leiser Stimme. Ich meinte es ernst, es tat mir wirklich unendlich leid. „Ich war vorhin zu harsch mit dir. Ich habe nicht nachgedacht, war verletzt und frustriert. Ich hab es einfach satt, dass jeder mir sagt, alles würde gut werden. Das wird es nicht, okay? Wir werden nun alle zu einem Leben gezwungen, das wir so nicht gewollt haben. Das ist okay, damit kann ich mich abfinden, nur bitte sagt mir nicht weiterhin, dass alles gut wird", flehte ich. Das machte die Sache für mich nämlich noch schmerzhafter. Ich fühlte mich dann noch schuldiger. Aaron schluckte, nickte aber. Den Blick wandte er nicht von mir ab.

Ich lächelte dankbar und beugte mich dann schließlich vor, um ihn auf den Mund zu küssen. Aaron erwiderte es seufzend, verlangend. Er zog mich auf seinen Schoß und ich presste mich zufrieden an ihn. Jetzt gerade wollte ich nichts anderes, als ihm nah zu sein.



Die nächsten Tage nutzten wir, um uns von der Mission zu erholen. Es wurden noch keine Vorbereitungen bezüglich der neuen Alphazeremonie getroffen. Es wurde auch noch nicht offiziell angekündigt. Tyson sagte, das hätte noch Zeit und wir sollten erstmal entspannen, bevor wir uns wieder um irgendetwas sorgten.

Ich hatte mich in der Zeit wieder bei Felix, Chris und meiner Familie gemeldet, hatte ihnen gesagt, dass mein Trip in den Norden abenteuerlich verlief und erklärt, dass ich nun vorerst bei Aaron bleiben würde. Als Felix und Chris sich nach meinen leiblichen Eltern erkundigten, wechselte ich das Thema und war erleichtert, dass keiner von beiden genauer nachfragte. Ich wollte ihnen nicht noch mehr Lügen auftischen.

Merle fragte in einer Videonachricht, wann sie denn endlich wieder mal einen richtigen Gute-Nacht-Kuss bekäme und ich versprach ihr, sie bald zu besuchen. Wenn sich die Situation hier wieder beruhig hatte. Wenn ich endlich meinen Platz gefunden hätte.


Eines Tages dann, wir saßen gerade zu dritt am Mittagstisch, ertönte aus dem Wald plötzlich das Heulen eines Wolfes. Verwundert blickte ich auf, schaute Aaron und Lia fragend an. Beide lauschten und als das Heulen schließlich verklang, zeichnete sich auf beiden Gesichtern ein breites Grinsen ab. Lia sprang augenblicklich auf, lief aufgeregt Richtung Tür und meine Verwunderung stieg noch mehr. Was geschah hier?

Aaron legte betont gelassen sein Besteck nieder und stand ebenfalls auf. Dann reichte er mir noch immer mit diesem Grinsen die Hand und zog mich auf die Beine.
„Miles?", sagte er. „Komm mit. Das willst du sicher sehen."

Ich war so irritiert, dass ich gar keine Fragen stellen konnte und stattdessen einfach nur hinter Aaron her stolperte. Während des Laufens verwandelte er sich in einen Wolf, was es nur noch schwerer für mich machte, ihm zu folgen. Er lief eilig, wartete aber immer wieder, bis ich ihn eingeholt hatte.

Wir liefen in die Dorfmitte, wo sich der Versammlungsplatz befand. Ein paar Leute waren ebenfalls aus ihren Häusern gekommen, schauten sich aufgeregt um, platzten scheinbar vor Neugierde. Jeder von ihnen schien zu wissen, was das Heulen zu bedeuten hatte. Es wurden immer mehr Schaulustige und in mir wuchs nur noch mehr die Frage, was hier gerade geschah.

„Was ist los?", fragte ich Lia, doch sie winkte nur ab.
„Wirst du schon sehen. Und jetzt sei still!", befahl sie herrisch und richtete ihren Blick neugierig auf den Eingang.

Und dann kamen zwei Wölfe ins Lager, einen von ihnen hatte ich definitiv schon mal in der Trainingshalle gesehen, er war ein Lancon-Hüter. Den anderen Wolf kannte ich nicht. Er hatte braunes Fell und eisblaue Augen. Er sah sich um, hatte den Schwanz eingezogen. Offensichtlich fühlte er sich nicht sonderlich wohl so im Mittelpunkt.

Als er Aaron bemerkte, der als einziger weiterer Wolf auf dem Platz stand, trottete er etwas näher und verneigte sich dann. Es war dieselbe Pose, die auch Aaron gezeigt hatte, als er mich gefunden hatte. Die Beine nach vorne gestreckt, Kopf und Körper fest auf den Boden gepresst. Nur das Hinterteil ragte in die Höhe.

Von Aaron vernahm ich ein Geräusch, das einem Schnaufen gleichkam, dann deutete er mit dem Kopf in die Menge. Der braune Wolf richtete sich wieder auf, blickte die ihn umgebenden Menschen an. Mittlerweile hatte sich fast ein Kreis gebildet. Ich konnte es nicht genau sagen, aber auf jeden Fall der Großteil des Rudels war anwesend. Noch immer schien der Wolf sich nicht wohlzufühlen. Er schloss die Augen und trat einen Schritt nach vorne. Ich hatte das Gefühl, er ließ sich einzig von seinen Gefühlen leiten.

Ich fragte mich, wohin er wohl gehen würde, doch in dem Moment trat ein Mädchen aus der Menge. Sie war vierzehn, vielleicht auch schon fünfzehn Jahre alt, für ihr Alter allerdings sehr groß gewachsen. Sie hatte lange blonde Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Sie lächelte, wirkte aufgeregt und hielt eine Hand ausgestreckt. Die Frau, die neben dem Mädchen stand, lächelte sogar noch breiter, war voller Stolz. Sie schlug die Hände vor der Brust zusammen und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie vor Freude auch noch auf und ab gehüpft wäre.

Ich sah zurück zu dem Wolf, der die Augen wieder geöffnet hatte und das Mädchen von oben bis unten musterte. Sein Unwohlsein schien verflogen. Der Schwanz peitschte nun aufgeregt hin und her und der Wolf näherte sich dem Mädchen mit leichten Schritten. Ein wenig, als würde er schweben, dachte ich.

Der Wolf drückte seine Schnauze vorsichtig gegen die ausgestreckte Hand des Mädchens und ihr Grinsen wurde noch breiter.
„Hallo", sagte sie. Sie strahlte im ganzen Gesicht, als sie durch das braune Fell strich. Fasziniert, bewundernd und überglücklich zugleich. Hatte ich auch so ausgesehen, als ich Aaron das erste Mal berührt hatte? Wahrscheinlich nicht, bei mir waren es ganz andere Umstände gewesen.

Das Mädchen ging vor dem Wolf auf die Knie, er war nun größer als sie, doch sie schlang ihre Arme um seinen Hals und umarmte ihn. Der Wolf lehnte sich in die Umarmung und plötzlich begannen alle Anwesenden zu jubeln.
Lia neben mir strahlte, klatschte und rief Glückwünsche. Ich ließ mich von der Euphorie des ganzen Dorfes mitreißen und applaudierte ebenfalls.

Ich verstand, dass sich da gerade zwei Mates gefunden hatten. Dass es genau so auch bei mir und Aaron hätte laufen können. Der Gedanke bedrückte mich nicht. In diesem Moment war ich glücklich, erleichtert. Es gab doch noch schöne Momente hier im Dorf. Nicht alles war schlecht. Es gab trotzdem noch Glück und das wollte ich für den Moment einfach nur genießen.


Aaron hatte der Wölfin –sie hatte sich dann tatsächlich als Mädchen herausgestellt und ich war der Einzige, den es überraschte- erlaubt, ein paar Tage zu bleiben, ihre Mate kennenzulernen und dann gemeinsam zu entscheiden, welches Rudel sie wählten. Das der Lancons oder das der fremden Wölfin. Er hatte sie schon im Voraus willkommen geheißen und ihr klar gemacht, dass er beide Entscheidungen akzeptieren würde.

Ich strahlte vor Stolz, als ich Aaron so professionell habe reden hören. Als Alpha war er genau in seinem Element und für den Moment schaffte ich es tatsächlich zu vergessen, dass er das aufgeben musste ... meinetwegen. Diese Erkenntnis traf mich dann erst später, als er am Abend in der Küche stand und etwas für uns kochte. Ich beobachtete ihn dabei und stellte mir vor, wie unsere Zukunft wohl aussehen würde. Ob er immer für mich kochen würde? Er wirkte dabei so fröhlich. Er würde es bestimmt gerne tun und zu gutem Essen würde ich niemals nein sagen.

Und dann war mir eingefallen, dass die Zukunft ja noch ungewiss war, dass wir nicht wussten, was kommen und wie sich unser Leben entwickeln würde.

Ich hatte den Drang, mich noch einmal zu entschuldigen, doch ich ließ es sein. Zum einen, weil es nichts ändern würde, zum anderen weil ich es versprochen hatte. So wie Aaron mir nicht mehr sagen würde, dass alles gut werde, würde ich mich nichtmehr für Dinge entschuldigen, für die ich nichts konnte. Das war unsere Abmachung, wir hatten beide zugestimmt.

„Ich liebe dich Aaron", hauchte ich stattdessen in den Raum, weil ich einfach irgendwas sagen musste, um meine Schuldgefühle zu besänftigen.
Aaron bemerkte meine Aufgewühltheit vermutlich, kommentierte sie allerdings nicht. Stattdessen warf er mir einen Blick über die Schulter zu, lächelte. „Ich liebe dich auch Miles." Dann konzentrierte er sich wieder auf die Pfanne.

„Ihr beiden seid schon süß zusammen, wisst ihr das eigentlich?" Lia war unbemerkt in die Küche getreten, schaute Aaron neugierig über die Schulter, um den Inhalt der Pfanne zu begutachten.
„Hmm, du machst mir doch bestimmt etwas mit, oder?" Es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine Aufforderung und Aaron lachte nur.

„Du bekommst die Reste ... vorausgesetzt es bleibt überhaupt etwas übrig." Vermutlich würde es das nicht, Aaron und ich hatten beide unglaublich großen Hunger. Entgegen seiner Worte sammelte Aaron dann aber auch schon Zutaten für eine weitere Portion zusammen.


Während des Essens unterhielten wir uns über die Mate-Zeremonie. Aaron erklärte mir, dass es in den meisten Rudeln immer so ablief. Der Wolf kam ins Lager und wurde vorher durch Geheul angekündigt, wenn er im Wald auf eine Patrouille traf. Dann zeigte er zuerst seinen Respekt vor dem Alpha und schließlich durfte er seinen oder seine Mate suchen, was für gewöhnlich nicht schwer war, da sich sowieso das gesamte Rudel und vor allem diejenigen im richtigen Alter vor Aufregung und Neugier auf dem Platz versammelten.

In den meisten Fällen spürte der jeweilige Mate dann schon eine Verbindung und trat auf den Wolf zu wie es das Mädchen vorhin auch getan hatte.
Danach wurde den Mates Zeit gelassen, sich kennenzulernen und dann durften sie sich für eines der beiden Rudel entscheiden. Vorrangig lag diese Wahl bei den Mates, allerdings konnte der Alpha in besonderen Fällen auch ablehnen. Wenn beispielsweise ein Wolf unverzichtbar für das Rudel war, durfte der Alpha das Bleiben verlangen, wenn der fremde Wolf nicht vertrauenswürdig war, durfte der Alpha ihn wegschicken.

Aber in keinem Fall durften die beiden Mates voneinander getrennt werden und sie hatten ein Anrecht darauf, in einem der beiden Rudel aufgenommen zu werden. Sollte es also einmal Probleme geben, weil beide Alpha den jeweils anderen Wolf ablehnten oder weil beide ihren Wolf unter keinen Umständen aufgeben konnten, dann musste ein Treffen der Alpha stattfinden, bei dem gemeinsam mit den beiden Mates entschieden wurde. Niemand durfte führerlos enden.

Aaron und Lia versicherten mir jedoch, dass sowas in ihrem Rudel noch nie vorgekommen war und dass es auch in den anderen Rudeln absolute Seltenheit war. Sie wussten nur von einem einzigen Fall in den letzten fünfzig Jahren und auch bei diesem Paar wurde am Ende eine friedliche Lösung gefunden.

Das Thema Mates beschäftigte mich noch den ganzen Abend und erst, als ich mich neben Aaron ins Bett kuschelte, konnte ich die Fragen lassen.
Aaron zog mich an sich und es dauerte nicht lange, da waren wir beide eingeschlafen. Jedoch nur für kurze Zeit, denn das verzweifelte, schmerzerfüllte Heulen eines Wolfes ließ uns beide augenblicklich auffahren.

Plötzlich WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt