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Das Kribbeln in meinem Bauch, für was er sorgte. Und die Ruhe, die sich wie eine Welle in meinem Körper ausbreitete, jedes mal wenn er mich berührte.

Ich hatte mich in nur einer Nacht absolut und unwiderruflich in Thilo Lorenzo verliebt.

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"Es ist etwas schwer zu erklären. Okey. Du musst mich ganz anhören okey?" Zaghaft nickte ich.

"Ich..." Er räusperte sich. "Ich kann nicht ohne dich. Jeder Tag den ich ohne dich verbringe, ist als würde ich über heiße Kohlen laufen. Barfuß. Jede Stunde die ich dich nicht berühren kann, fühlt sich an als würde ich ersticken. Jede Minute in der ich nicht deinen Atem höre, lässt mich wünschen ich wäre tot." Er rang nach Luft. "Verdammt, das hört sich sehr kitschig an, nicht?" Ich musste leise lachen und schüttelte nur verlegen den Kopf. Ich spürte wie eben dieser rot anlief. Was würde das hier nur werden? Wollte er mir Hoffnungen machen um mir dann das Herz zu brechen? Um mich zu quälen?

Wieder räusperte er sich. "Okey. Gut. Ähm, also. Ich... Ich hab mich in dich verliebt Lune. Du bist der Hammer. Wirklich. Auch wenn es quasi nur ein Abend und eine Nacht war. Du bist einfach umwerfend. Ich kann nicht mehr ohne dich." Er senkte den Kopf, meine rechte Hand mit seinen umklammert.

Fassungslos schüttelte ich meinen Kopf. Ich musste mich verhört haben. Er konnte mich nicht lieben. Nicht mich. Ich war kaputt. Hatte sein Baby getötet. War krank. Mich konnte man einfach nicht lieben. Ich konnte es ja noch nicht mal selbst.

"Das meinst du nicht so. Du kannst mich nicht lieben. Ich bin nicht liebenswert. Außerdem kennst du mich kaum!" Ich versuchte ihn zu verletzten um mich zu schützen. Es ging nicht anders. Einen weiteren so harten Verlust, würde ich nicht überstehen können. Auch wenn er mein Traum war oder ich mich in ihn verliebt hatte. Solange ich mich selbst so wenig leiden konnte, würde ich ihm nicht glauben können, das er mich liebt. Auch wenn er es noch so oft bestätigen würde.

"Bitte geh. Ich kann das hier nicht. Immer wenn ich dich anschaue sehe ich nur meine Fehler. Ich brauche Zeit." Ich war stolz auf mich, diesen Satz heraus gebracht zu haben ohne in Tränen auszubrechen. Schnell wandte ich mein Gesicht ab und entzog im meine Hand. Augenblicklich wurde mir kalt. Ich wollte wieder seine Hand in meine nehmen. Ihn an mich ziehen. Doch es ging nicht. Ich würde ihn mit mir in den Abgrund reißen.

Einen Monat später

Schlurfend zog ich meinen Koffer hinter mir her. Mein Körper tief in dem Strickpulli meiner Oma versunken. Meine Gedanken schweifend.

Seit drei Wochen war ich jetzt hier. Hatte mich selbst eingewiesen. In einer Klinik gegen Essstörungen. Seit drei Wochen ging es mir jetzt schon so richtig scheiße. Seit drei Wochen versuchte ich schon das Essen in mich hineinzuzwingen. Damit ich Thilo nicht enttäuschte. Denn er war es der mich hierzu überredet hatte. Er wollte nicht von meiner Seite weichen, wenn ich nicht unter seiner Aufsicht, einen Platz in einer Klinik gefunden hätte. Und er musste einfach gehen. Ansonsten hätte ich alle meine Grundsätze über Board geworfen und mich ihm an den Hals geschmissen. Und das konnte ich einfach nicht tun. Ich musste erst wieder gesunder werden. Das hatte ich ihm versprochen. Und vielleicht würde er auf mich warten. So wie auch er es mir immer wieder versprochen hatte.

Und endlich. Nach drei langen Wochen, in denen sich alles nur ums Essen gedreht hatte, ging es meinem Körper endlich besser. Mein Gewicht war zwar immer noch zu gering, aber immerhin nicht mehr lebensbedrohlich. Und das schien das einzige Ziel in dieser Klinik sein. Dem akuten Tod zu entweichen. Doch was in meinem Kopf passierte war viel schlimmer. Im Krankenhaus hatte ich immerhin Medikamente zur Beruhigung bekommen, die meinen Kopf wie in Watte gehüllt hatten. Und meine Gedanken verlangsamt hatten. Doch leider bekam ich das hier nicht. Hier musste ich mit meinen Gedanken leben. Sollte mit ihnen arbeiten. Sie verstehen und ignorieren. Doch so einfach war das nicht. Ich war umgeben von Finsternis. Der jahrelangen Misshandlung. Sowohl der psychischen, als auch der physischen. Ich war gebrochen. Und nur weil man die Scherben auffegte, fügte sie sich nun mal nicht einfach wieder zusammen. Das war einfach nicht möglich. Und Tag für Tag wurde ich wieder daran erinnert wie alleine ich tatsächlich war. Niemand kam mich besuchen, denn es war nicht erlaubt. Die anderen Leute mit Essstörungen waren entweder deutlich älter oder deutlich jünger als ich. Oder sie hatten eine komplett andere Essstörung. Hier kam ich mir immer wie ein Alien vor. Hier fühlte ich mich dauerhaft krank. Ich hasste es hier. Ich war nur hier, weil Thilo mich angefleht hatte mir helfen zu lassen. Und weil ich nicht anders konnte als mein möglichstes zu tun ihm alle Wünsche zu erfüllen, hatte ich es gemacht. Naja fast alle Wünsche. Er war mir nicht von der Seite gewichen, hatte mich im Krankenhaus unterstützt und hatte mir immer und immer wieder gesagt das ich nicht Schuld am Tod unseres Babys war. Doch jetzt. Jetzt war auch er nicht hier um mich aus meiner Finsternis zu befreien. Ich war alleine. Wie immer.

Doch heute kam ich immerhin aus dieser Hölle raus. Die Ärzte hier waren überzeugt davon das es mir besser ging. Das ich meine Essstörung überwunden hatte. Doch so war es nicht. Ich wollte einfach nur hier raus. Deswegen hatte ich gegessen. Meine Psyche war immer noch kaputt.

Doch ich wollte hier weg. Einfach nur noch hier weg. An diesem Ort würde mir niemand helfen können. Da war ich mir sicher.

Als die gläserne Schiebetür mir endlich Platz machte, hüpfte mein Herz bereits freudig auf und ab. Endlich war ich wieder hier raus. Weg von diesem Ort.

Ich war wieder frei.

Hey, bei mir hat die Schule jetzt wieder angefangen. Deswegen weiß ich noch nicht, ob ich meinen aktuellen  Rhythmus beibehalten kann. Aber ich werd mein bestes geben. Also einfach nicht enttäuscht sein falls mal kein Kapitel am ausgemachten Tag kommt.

Bone MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt