×
Mist. Ich musste wirklich aufhören über ihn nachzudenken. Ich konnte nicht mit ihm zusammen sein.
Ich war ein niemand.
×
Es waren in der Zwischenzeit noch einmal vier Tage vergangen, seit ich mit Thilo geschlafen hatte. Und ich vermisste ihn.
Seitdem stand er jeden Tag vor meiner Tür und bat mich darum ihm zuzuhören. Ihm zu erklären was er falsch gemacht hatte. Doch ich wollte und konnte das nicht. Er würde mich so oder so verletzten. Schließlich konnte er es gar nicht ernst mit mir meinen. Ich war hässlich, dumm und naiv. Niemals könnte ein Mann wie er, jemanden wie mich mögen oder gar lieben. Und wenn er mich abweisen würde, würde ich es nicht überleben. Ich konnte nicht ohne ihn. Aber eben auch nicht mit ihm. Ich war so egoistisch. Wenn er doch glücklich damit wäre mich zu zerstören, sollte ich ihm dieses Glück doch lassen. Doch ich dachte nur an mich. Damit ich nicht noch mehr leiden musste. Dabei war es doch sowieso egal. Ich war schon längst zerbrochen. Und doch sagte ich mir andauernd ich könne ihn nicht mit ins Verderben reißen. Es zerriss mich ihm so nahe zu sein und gleichzeitig so fern.
Leider blieb auch meine Rettung fern. Keine meiner Bewerbungen wurde angenommen. Weder hier, noch sonst irgendwo. Ich steckte fest. Hatte keine Möglichkeiten mehr. Ich war absolut hoffnungslos. Was sollte ich nur tun? Mein Atem ging wieder schneller. Mein Herz raste förmlich. Meine Kehle schnürte sich zu. Es kam mir vor als würde ich ersticken. Und das obwohl ich so schnell die Luft in meine Lungen presste. Eine Panikattacke. Schon wieder. Doch was sollte ich auch tun? Ich hatte keine Möglichkeiten mehr. Ich würde obdachlos und mittellos auf der Straße landen. Oder ich bat jemanden um Hilfe. Etwas, was ich mir eigentlich geschworen hatte nie wieder zu tun. Denn als ich es früher getan hatte, war das immer mein Untergang. Als ich Viktoria in der fünften Klasse nach einem Stück ihres Muffins gefragt hatte, nachdem sie fast jedem etwas abgegeben hatte und mein Magen vor Hunger laut knurrte, hatten sie und ihre Freundinnen mich ausgelacht und mich als fett bezeichnet.Als ich Trudy in der siebten Klasse nach einer Binde fragte, weil ich selber keine dabei hatte, dringend eine benötigte und ich dachte das sie meine Freundin wäre, hatte einer der Jungs das gehört und von da an felsenfest behauptet ich hätte AIDS und würde alle anstecken die mir zu nahe kamen. Und alle mieden mich. Auch Trudy. Niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben.
Und auch als ich eine Lehrerin um Hilfe bei einer Aufgabe, die ich nicht verstanden hatte, fragte was ich tun sollte wurde ich verletzt. Sie meinte, ich sei nur zu dumm, habe nicht aufgepasst und sei ein Nichtsnutz.
Doch ich hatte es gelernt. Die Leute wollten einem nicht helfen. Sie wollten einen nur verletzten.
Jeder Mensch war egoistisch. Und zwar einzig und allein egoistisch. Ich wusste das. Und dennoch. Ich konnte ihre Sprüche, Schläge und Tritte nicht ignorieren. Denn sie hatten recht. Recht damit mich zu hassen. Mich zu verabscheuen. Denn ich war furchtbar, hässlich und dumm.
Vor allem dumm.
Denn erneut wollte ich um Hilfe bitten. Und erneut würde ich es bereuen.
Nein. Dieses mal nicht. Ich würde mir selber helfen. Ich musste nur etwas neues ausprobieren. Mich neu orientieren. Meinen Weg finden.
Und das war ein Weg ohne Thilo und mit noch mehr Disziplin.
Ein Weg den ich alleine bestreiten musste.
Denn ich war allein. Wie immer.

DU LIEST GERADE
Bone Mate
Hombres LoboEine von der Angst und dem Mobbing zerbrochene Frau. In einem Teufelskreis gefangen, kaum einer schafft es diesem zu entfliehen. Sich der Opferrolle zu entwinden. Ist es überhaupt möglich? Wird sie es schaffen? Wird sie eine der wenigen sein die die...