x
Er grinste mich nochmal breit an, bevor er sich in seinen Wagen schwang und den röhrenden Motor anspringen ließ. Ich warf dem Auto noch einen letzten glücklichen Blick zu, bevor ich mein neues Leben betrat.
Ich war angekommen.
x
Fünf Monate später:
Klirrend fiel der Schlüssel auf die kleine Komode die neben der Tür stand. Seufzend warf ich meinen Mantel daneben. Heute war schon wieder ein wirklicher Scheiß Tag gewesen.
In dem kleinen Laden, in dem ich jetzt seit drei Monaten eine Ausbildung zur Floristin machte, war heute wieder die Hölle los gewesen. Und dennoch. Der Job erfüllte mich um so viel mehr, als alle was ich zuvor gemacht hatte.
Ich hatte Spaß daran lateinische Namen auswendig zu lernen und meine Kreativität an den Blumensträußen auszulassen. Es war einfach das komplette Gegenteil von früher. Und das war perfekt so. Nichts zog mich mehr so aktiv runter.
Die Pflanzen die mich Tag täglich umgaben stimmten mich fröhlich und der Kundenkontakt tat mir ebenfalls gut.Ich war so nah daran längerfristig glücklich zu sein wie noch nie. Es lief gut. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben richtige Freunde, die mich unterstützten. Sowohl auf der Arbeit, als auch in der WG, in der ich bis noch vor einem Monat gelebt hatte.
Es war dort so anders gewesen als in der Klinik. Wir hatten uns alle gegenseitig unterstützt. Uns Trost gespendet, wenn wir traurig waren. Uns geliebt, wenn wir einsam waren. Ja, wir waren über die Zeit zu einer richtigen Familie geworden.Cora war wie eine Schwester für mich. Sie war quierlig und überdreht. Hatte andauernd dumme Ideen, ließ mich nie in Ruhe und ging mir manchmal so richtig auf den Keks. Aber das war okey. Denn sie war auch immer für mich dam
Und dann war da noch Marc. Er war der große Bruder, der Cora und mich immer beschützen wollte. Auch das war teilweise nervig, da er sich selbst nie helfen lassen wollte. Doch er half uns immer.
Unsere Betreuerin Caroline hingegen, war wie eine gutmütige Großmutter. Fast so wie die, die ich vor Jahren verloren hatte. Sie war stolz über jeden kleinen Fortschritt den wir machten. Ob es nun war, das wir uns jeden Tag gegen unsere Süchte wehrten, oder das wir uns ein neues Leben aufbauten.
Wir waren einfach wie eine große Patchwork Familie. Alle anders und dennoch gleich. Wir achtete alle aufeinander und sorgte dafür das niemand einen Rückfall erlitt.
Doch jetzt war ich in meine eigene kleine Wohnung gezogen, versuchte mir ein selbstständiges und gesundes Leben aufzubauen, so gut es eben möglich war.
Und natürlich hatte ich auch noch Thilo. Er zog mich immer noch aus jeder düsteren Phase, in der ich mich hin und wieder befand. Und ich brachte ihn hin und wieder auf den Boden der Tatsachen zurück wenn er überdrehte. Wir ergänzten uns. Er war so vielseitig. Manchmal war er so in sich gekehrt, ruhig und entspannt das man ihn für einen alten Mann halten könnte. Dann gab es noch seine hitzköpfige Momente, in denen er mit allem und jedem einen Streit anfangen wollte. Außer mit mir. Aber die kamen wirklich selten vor. Doch auch wenn sie auftraten. Ich liebte alle seine unterschiedlichen Seiten. Denn jede von ihnen, passte perfekt zu meinen Macken und bügelte sie aus. Genau so wie ich seine ausglich.
Wir trafen uns so oft wir konnten und teilten in der zwischenzeit auch häufiger das Bett miteinander. Wir waren ein Paar, ohne es jemals so richtig festgelegt zu haben, dass wir eines waren. Es war eher eine stumme Übereinkunft. Und ich mochte es. Ich vertraute ihm. Das war zwar noch nicht lange so, doch, als ich meine depressive Phase mit Medikamenten und Therapie überwunden hatte und gelernt hatte, wie ich mit künftigen umgehen sollte, war er immer noch da. Blieb an meiner Seite und unterstützte mich wo er auch konnte. Er war einfach eine unfassbar treue Seele. Und schließlich hatte ich ihm eine Chance gegeben. Auch das hatte ich in meiner Therapie gelernt. Ich musste lernen, Leute in mein Leben zu lassen. Nicht jeder wollte mich verletzten. Es gab genug Menschen die mir halfen und mich so mochten wie ich war. Und Thilo war einer von ihnen.
Und in etwa einer Stunde wollte er vorbei kommen, damit wir einen Spaziergang durch seinen Lieblingswaldteil machen konnten. Den Waldteil, in den er damals, bei unserem ersten Treffen, abgehauen war.
Weil ich am morgen nicht mehr dazu gekommen war, sprang ich noch kurz unter die Dusche um die Anspannung ein wenig abzuwaschen. Als er schließlich in meine kleine Wohnung trat, war ich gerade fertig geworden.
Alles in mir schrie dannach, mich ihm sofort wieder an den Hals zu werfen und ihn nie wieder loszulassen.
Wie jedes Mal wenn ich ihn sah.Er lächelte mich an. Ganz entspannt und ruhig. Wie beinahe immer. "Hey mein kleiner Mond." Er lächelte sein unwiderstehliches Grüppchen verseuchtes Lächeln und umschloss mich mit seinen Armen, während er mich an seine warme Brust drückte und sanft eine Kuss auf meinen Kopf setzte. Ich seufzte auf. Alles war so entspannt wenn er hier war bei mir.
Ich war vollkommen. Glücklich und angekommen.
Und egal, was auch immer er mir irgendwann erzählen würde. Egal welche Geheimnisse er noch auf Lager hatte. Und ich wusste, dass er noch welche hatte.
Ich würde bei ihm bleiben. Das hatte ich gerade festgestellt. Denn ich konnte
vielleicht auch ohne ihn, abwr wieso sollte ich, wnen das Leben doch so viel mehr Spaß mit ihm machte.Es war zwar vielleicht noch zu früh zusammen zu ziehen, aber ich beschloss tief in mir, ihn nie wieder gehen zu lassen.
Bei ihm war ich, ich. Und bei ihm würde ich bleiben.
Für immer.

DU LIEST GERADE
Bone Mate
Hombres LoboEine von der Angst und dem Mobbing zerbrochene Frau. In einem Teufelskreis gefangen, kaum einer schafft es diesem zu entfliehen. Sich der Opferrolle zu entwinden. Ist es überhaupt möglich? Wird sie es schaffen? Wird sie eine der wenigen sein die die...