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Er rettete mich aus meiner eigenen Dunkelheit und brachte mich in seinen Armen in Sicherheit. Und obwohl ich mich vermutlich selbst vor dieser Dunkelheit retten sollte. So war ich im doch unfassbar dankbar das er mir half und mit unterstützte. Mich immer wieder vor mir selbst bewahrte. Und das, obwohl wir uns kaum kannten.
Es war, als wäre er mein Seelenverwandter.
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"Also. Wo soll ich dich hinfahren? Oder sollen wir vielleicht einen Kaffee, ähm ich meine einen Tee trinken gehen?"
Fahrig glitten seine Hände über das Lenkrad. War er etwa nervös? Wegen mir? "Das würde ich wirklich gerne. Aber leider muss ich direkt ihn die Wohnanlage, sonst verfällt mein Platz." Ich lächelte ihn entschuldigend an. Seit ich neben ihm saß war es, als wäre eine riesige Last von mir genommen worden. Ich fühlte mich wieder wie mit Sechzehn. Nur ohne die Ganze Mobbing Geschichte. Ich fühlte mich wie sich jede andere Sechzehnjährige sich in diesem Alter vermutlich gefühlt hätte, als sie ihren ersten Schwarm hatten.
Meine Hände wurden wieder schwitzig und mein Herz klopfte schneller. Aber dieses mal war es nicht wie bei einer Panikattacke, sondern viel mehr vor angenehmer Nervosität. Ich fühlte mich wohl. War gerne in Thilos Begleitung.
Fragend sah eben dieser mich an. "Was für eine Wohnanlage?" Schnell versuchte ich ihm die ganze Situation logisch zu erklären. Hoffentlich hielt er mich jetzt nicht für noch verrückter.
Als ich mit meinen Erklärungen geendet hatte, zierte ein beinahe stolzes Lächeln sein Gesicht. Verwirrt fragte ich, wieso er so lächelte. Machte er sich über mich lustig?
"Ich bin einfach nur froh das du dir selbstständig Hilfe gesucht hast. Und das du gesund werden möchtest. Du hast am Anfang nicht so gewirkt als ob du irgendwann wieder leben wolltest. Doch jetzt. Jetzt wirkst du so wach. Und irgendwie auch glücklich. Ich hätte es nicht ausgehalten wenn du nie wieder Lachen würdest." Stille umgab uns. Fassungslos betrachtete ich ihn von der Seite während mein Mund leicht offenstand. Er hatte sich um mich gesorgt. Er wollte mich Lachen sehen und nicht weinen. Er wollte das ich glücklich werdenwürde. Unsicher was ich darauf erwiedern sollte blieb ich still.
"Naja, du weißt schon. Sorgenfalten stehen dir wirklich gar nicht." Spielerisch lachte er mich von der Seite an. Wenn ihm eine Situation zu angespannt wurde scherzte er oft. Um die Stimmung aufzulockern. Und obwohl mich das bei anderen Personen oft genervt hatte, mochte ich es bei ihm. Wenn wir uns unterhielten, und es nichts zu Ernstes war, wie meine Gesundheit oder der Tod unseres Babys, war die Stimmung zwischen uns immer locker und angenehm. Er lenkte mich auf seine spezielle Art und Weiße von meinem Kummer und meinen Sorgen ab, während er gleichzeitig meine Probleme mit mir analysierte. Es war. Als hätten diese zehn Minuten Autofahrt mich mehr therapiert, als die letzten drei Wochen vereint.
Ich lachte laut auf, als er mir wieder eine Geschichte über seine Familie erzählte. Die Zeit mit ihm war wie eine wohltuende Salbe, die meine Verletzungen bedeckte und langsam heilte. Es tat mir gut, endlich mal wieder zu lachen. Das hatte ich schon lange nicht mehr getan.
Sein Grinsen wurde wieder zu einem Lächeln. Nur diesesmal zu einem verträumten. Seine Grübchen bildeten sich und seine bernsteinfarbenen Augen funkelten ausgelassen. Wir befanden uns wie in unserer kleinen friedlichen Seifenblase. Alles war okey. Wir waren glücklich. Und dennoch war unser Frieden zerbrechlich. Schon jetzt begannen die dunklen Schatten meines Gewissen wieder ihr langen Finger nach mir auszustrecken.
Doch er hinderte sie daran mich wieder mit in ihre Finsternis zu ziehen und hielt mich fest. Brachte mich zum Lachen. Und vertrieb mit seinem eigenen die Schatten.
Ich war zwar noch lange nicht gezielt oder komplett glücklich, aber es war, als würde Theo meine Welt langsam wieder zusammenkleben.Ob er wohl wusste, wie oft er mich bereits gerettet hatte? Mir geholfen hatte am Leben zu bleiben?
"Hier musst du jetzt rechts und dann sind wir auch schon da." Er hielt direkt vor dem Eingang in den hellgelben Wohnblock. Ein wenig skeptisch betrachtete ich die Außenfassade. Das hier würde also mein zuhause für die nächsten Monate sein. Gemütlich war etwas anderes.
Auch Thilo hatte sich über das Lenkrad und betrachtete das Gebäude nicht weniger skeptisch.
"Hat ein bisschen was von Schweizer Käse, nicht?" Ich musste lachen. Er hatte nicht unrecht.
Ich stieg aus und lief hinter seinen Wagen um meine Tasche aus dem Kofferraum zu holen. Doch kurz nachdem ich hinten angekommen war, gesellte er sich zu mir und half mir. Ich war ihm dankbar. Denn auch wenn ich bereits etwas zugenommen hatte und wirklich nicht viel in dem Koffer war, fehlte mir noch immer die Kraft. Er schlug den Kofferraum zu und kratzte sich wieder nervös im Nacken. Das war eine seiner liebsten Bewegungen wie es mir schien.
Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe. Wieder war da diese prickelnde Anziehungskraft zwischen uns.
"Danke fürs fahren. Du hast mir einiges an Geld gespart." Ich versuchte die Stimmung wieder aufzulockern und es gelang mir tatsächlich. Mit einem breiten Grinsen kam er einen großen Schritt auf mich zu, sodass er direkt vor mir stand und ich meinen Kopf in den Nacken legen musste um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Wer hat gesagt, dass das hier kostenlos war?" Gespielt empört schnappte ich nach Luft. "Wollen sie mich etwa abzocken Mr. Lorenzo?" "Mitnichten Mrs Ellton. Ich erwarte als Bezahlung lediglich, dass sie mich einmal ins Kino begleiten. Selbstverständlich bei einem Film meiner Wahl."
Wieder dieses unverschämt heiße Grinsen. "Dann hab ich wohl keine ander Wahl, Mr Lorenzo, als ihrer Bedingung zuzustimmen."Wieder trat ich einen Schritt näher an in heran, stellte mich auf Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Dann schnappte ich mir meinen Koffer, drehte mich um und ging schnellen Schrittes zum Eingang. "Ich danke ihnen für die Heimfahrt Mr Lorenzo", rief ich ihm zu als ich mich nochmal kurz umdrehte. Er stand immer noch an der selben Stelle wo ich ihn stehen gelassen hatte. Mit einer Hand auf dem Mundwinkel und einem weggetretetenen glücklichen Ausdruck in den Augen. Ich lächelte.
Als ich gerade ins Haus trat ertönte nochmal seine sanfte Stimme.
"Hey, kleine Maus. Falls du genug von dem Käse hast", er legte eine Pause ein und grinste mich wieder an. "Dann sag mir bescheid und ich hol dich daraus. Zumindest für einen Tee." Wieder lachte ich. Seine Witze waren wirklich schlecht.
"Nur wenn du mich nie wieder Maus nennst!"Er grinste mich nochmal breit an, bevor er sich in seinen Wagen schwang und den röhrenden Motor anspringen ließ. Ich warf dem Auto noch einen letzten glücklichen Blick zu, bevor ich mein neues Leben betrat.
Ich war angekommen.
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Bone Mate
WerewolfEine von der Angst und dem Mobbing zerbrochene Frau. In einem Teufelskreis gefangen, kaum einer schafft es diesem zu entfliehen. Sich der Opferrolle zu entwinden. Ist es überhaupt möglich? Wird sie es schaffen? Wird sie eine der wenigen sein die die...