Der Artikel

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Nach der geheimnisvollen Antwort der Rumtreiber auf Dorcas' Frage wurden meine beiden Freundinnen und ich ziemlich stutzig und beäugten die verschmitzt grinsenden Gesichter der vier Jungs. Mein Blick ruhte vor allem auf James und versuchte etwas aus ihm herauszubekommen, denn meine neugierige Natur konnte ungeklärte und rätselhafte Dinge nicht ausstehen. Doch leider waren meine Versuche James mit meinen durchdringenden Blicken zu durchbohren nicht erfolgreich und auch Marlene und Dorcas erzielten leider keinen Treffer, indem sie die Jungs mit Fragen bombardierten.
Nach einer kleinen Weile gaben wir Drei auf und mit einem enttäuschten Aufstöhnen wendeten wir uns wieder dem Frühstück zu. Die Sache war definitiv noch nicht geklärt, dachte ich entschlossen, nahm mir vor dieses Rätsel noch vor Ende des siebten Schuljahres zu lösen und ich wusste, dass zwei gewisse Mädchen mich dabei bestimmt tatkräftig unterstützen würden.
„Soo, also ich mache mich jetzt schon einmal auf und sammle die anderen Spieler ein. Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht doch kommen möchtest, Lily?", sagte James hoffnungsvoll als er sich vom Tisch erhob.
James hatte einen bittenden Unterton und Zuversicht lag in seinem Blick, was es mir nicht leicht machte ihn erneut abzuweisen. Für einen winzigen Moment war ich drauf und dran ihm jetzt schon zu erzählen, dass ich garnicht vorhatte nicht zum Spiel zu erscheinen, aber glücklicherweise konnte ich mich noch fangen und sagte deshalb entschlossen : „Ja, ich bin mir sicher. Aber du schaffst das schon, zweifelsohne. Und nach dem Spiel kannst du mir gerne alles haargenau berichten."
Während ich den letzten Satz sprach stand ich ebenfalls auf und als ich zu Ende gesprochen hatte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, da James mich gnadenlos überragte, obwohl ich recht durchschnittlich hochgewachsen war, und küsste ihn aufmunternd auf die Wange.
Da ich dies bisher noch nie getan hatte schaute James mich überrumpelt an, fing sich aber schnell wieder und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Denk aber ja nicht, dass ich das als Wiedergutmachung gelten lasse. Da musst du dich schon ein bisschen mehr anstrengen!", sagte James herausfordernd und ging davon. Ich war selber ein wenig überrascht von mir gewesen, aber irgendwie kam diese Handlung ganz intuitiv und sie erschien mir angebracht. Als ich Getuschel am Gryffindortisch bemerkte, setzte ich mich schnell wieder hin und ignorierte das leichte Kribbeln meiner Lippen. In der vergangen Zeit hatte ich bereits gemerkt, dass sich manche unserer Mitschüler darüber wunderten, dass James und ich uns besser als gewöhnlich verstanden und sie erachteten es anscheinend als ziemlich interessant.
Eigentlich wollte ich ihnen da keinen Vorwurf machen, denn solch ein Verhalten war einfach menschlich, aber in Situationen wie dieser hätte ich gerne darauf verzichtet. Ich fragte mich wie James darüber wohl dachte, verschob diesen Gedanken aber auf später und ein Blick auf meine Freunde stimmte mich weniger grüblerisch und eher zufrieden, denn sie grinsten mir zu und Sirius zwinkerte vielsagend.
Mit einem Lächeln auf meinen Lippen wandte ich mich nun endlich vernünftig meinem Tagespropheten zu, um den Stand der Dinge zu erfahren. Doch leider bildete sich schon beim Lesen der ersten Seite ein Kloß in meinem Hals und ich spürte wie meine Schultern schwerer wurden. Zugleich begann ich tiefste Wut und Unverständnis zu empfinden, denn das was ich dort las, holte mich im gewissen Maße wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück und machte mir klar, was alles in der Welt außerhalb von Hogwarts geschah. Ich hatte mich schon gewundert warum es seit Beginn des Schuljahres so still um schreckliche Vorfälle geworden war, aber das was ich nun im Propheten las erklärte alles.
„Drei Muggelgeborene und ein Muggel wurden gefoltert aufgefunden, mit Anzeichen auf den Cruciatus-Fluch. Die drei Zauberer liegen im St. -Mungo Hospital und der Muggel starb kurz nach der Einweisung in ein Krankenhaus an einem Schock. Leider konnten die oder der Folterer noch nicht ausfindig gemacht werden.", verkündete eine schockierende Stelle, die ich entsetzt las. Noch während ich die Zeilen las begann ich mich schlecht zu fühlen, weil ich vor lauter Aufregung, Stress und den vielen Ereignissen immer nur flüchtig an dieses Thema gedacht hatte. Gerade weil es zu Anfang des Schuljahres so ruhig um mysteriöse Dinge geworden war, blitzten Zweifel und Vermutungen nur hin und wieder auf und ich hatte diesen Punkt aus den Augen verloren.
Es herrschten dunkle Zeiten, in denen Muggelstämmige wie ich und Muggel nicht bei jedem und überall willkommen waren und hinter all dem steckte eine große Gruppe, der sich immer mehr Leute anzuschließen schienen.
Man wusste noch nicht viel über diese Gruppe, aber man spürte, dass sich ihre Ideologie und ihr Hass auf  Muggelstämmige immer mehr verbreitete und ihre Macht Stück für Stück wuchs. Ich selber hatte schon erlebt wie manche Zauberer und Hexen Muggelstämmige verabscheuten, bemerkte ihre angewiderten Blicke und hörte eine schreckliche Beleidigung, die sie murmelten wenn sie an mir vorbeigingen. „Schlammblut" nannten sie Zauberer und Hexen die direkt von Muggeln abstammten. Ich hatte mir mit der Zeit ein dickes Fell für solche Situationen wachsen lassen, denn nachdem ein ehemaliger Freund mir diese Beleidigung an den Kopf geworfen hat und nichts dagegen unternahm als es seine Freunde ebenfalls taten, war ich vor allem über ersteres zutiefst verletzt gewesen und wollte so etwas nicht mehr an mich heran lassen. Severus Snape, so hieß dieser „Freund", mit dem ich seit dem ersten Jahr auf Hogwarts befreundet gewesen war und der mich später verraten hatte, woraufhin ich mich glücklicherweise von ihm abgewendet hatte, weil er immer gemeiner wurde und meine Vorstellungen eines friedlichen Zusammenlebens nicht mehr teilte.
Es passierte nicht allzu oft, aber ich hatte bemerkt, dass es sich ein solches Verhalten häufte und gängiger wurde. Ich hatte auch von Mitschülern gehört, dass sie diese Beobachtungen teilten.
Ich fand es schrecklich und es war mir absolut zuwider, dass solche Dinge passierten. Vor lauter Verachtung klappte ich die Zeitung schnell zu und warf sie ein Stück von mir weg. Während ich mir einen Schluck Wasser nahm und durchatmete, wurde Remus auf mich aufmerksam und schnappte sich die Zeitung. Kurz darauf hatte er die Stelle entdeckt, die mich so verstört hatte und reichte die Zeitung den anderen um sie ebenfalls aufzuklären.
Als sich alle die Stelle durchgelesen hatten, verdunkelten ihre Gesichter und ihre Mienen spiegelten verschiedene Gefühle wieder, die ich ebenfalls verspürte. Wut, Abscheu, Bewusstheit, Sorge. Ich wusste, dass es schwer war für eine solche Situation Worte zu finden und nachdem ich tief ein- und ausgeatmet hatte, sagte ich resigniert : „Ich weiß. Ihr braucht nichts zusagen, ich kann eure Gedanken schon entziffern. Es ist schrecklich und ich weiß nicht wie und ob wir etwas dagegen unternehmen können."

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt