Das dringend notwendige Gespräch

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Ich verstaute alle zweifelnden Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes und holte tief Luft bevor ich den drei Jungs vor mir ernst und gefasst in die Augen schaute und begann die Konflikte zu schildern. Alles sprudelte förmlich aus mir heraus und sobald ich mich erstmal dazu überwunden hatte, fiel es mir viel leichter als ich vermutete. Ich musste zugeben, dass ich mir an manchen Stellen ein wenig komisch vorkam, als ich sie erneut erzählte und somit Revue passieren ließ. Der Teil von mir, der schon die ganze Woche an meiner Position zweifelte und versuchte mir Schuldgefühle unterzujubeln, drängte sich in den Vordergrund. Nachdem ich mit meiner Schilderung fertig war, wandte ich schnell den Blick von den drei Rumtreibern ab und musterte angestrengt mein Buch, während ich selber darüber erstaunt war, wie viel leichter ich mich nun anfühlte und wie dringend ich ein solches Gespräch anscheinend gebraucht hatte.
Die Jungs entpuppten sich als erstaunlich gute Zuhörer und hatten die ganze Zeit über aufmerksam gelauscht, nachdem sie sich zu mir gesellten und sich Stühle aus der Nähe heranzogen. Nicht ein Mal hatten sie ihre Mienen vorwurfsvoll verzogen, obwohl ich mir vorstellen konnte, dass sie an manchen Stelle gerne etwas eingewendet hätten. Ich stützte meine Unterarme auf meine Oberschenkel sobald ich mein Buch auf den Boden abgelegt hatte und blickte nun abwartend in die Gesichter der Drei.
Tatsächlich ergriff Peter als erstes das Wort und fuhr sich mit seiner Hand über sein fülliges, rundes Gesicht. „Ihr seit aber auch alle schwierig! Ich habe schon gedacht du hast Snape James vorgezogen oder sowas. Aber da das ja zum Glück nicht der Fall ist, bekommen wir das schon hin", setzte er an. Sirius musste ein Lachen unterdrücken und kräuselte seine Lippen leicht amüsiert. Remus nickte zustimmend und lächelte mich vorsichtig an als er sagte : „Ich denke da ist auf allen Seiten etwas schiefgegangen."
Ich schluckte und war erleichtert, dass sie so ruhig und gelassen reagierten. Nun auch noch mit ihnen einen Streit vom Zaun zu brechen, hätte alles nur noch viel schlimmer gemacht und das brauchte ich nun wirklich nicht. Mir wurden, als ich die Konflikte zuvor durchging, ein paar Dinge klar und nun suchte ich nach den richtigen Worten um sie über meine Lippen zu bringen. „Wisst ihr was? Ich glaube vor allem ich habe hier ziemlich Mist gebaut", fing ich an und schaute alle durchdringend an. „Ja vielleicht war es nicht ideal, dass James mir ausgerechnet in dieser Situation zu Hilfe kam, aber anstatt ihm das so hart mitzuteilen, hätte ich ihm die Sache vernünftig erklären sollen. Und ich hätte erkennen sollen, dass er nur ein guter Freund sein wollte und Snape und seine Freunde eigentlich die Bösen waren. An Dorcas und Marlene habe ich meinen Frust ausgelassen und vor lauter Stolz weigerte ich mich all dies zuzugeben und über meinen eigenen Schatten zu springen... . Bei Merlins Bart, wie konnte ich mich nur so dumm und stur benehmen!"
Ich verspürte den Drang meine Augen über mein eigenes Verhalten zu verdrehen und fühlte mich enorm unwohl in meiner Haut. Nun war Sirius der erste, der wieder das Wort ergriff und verständnisvoll den Kopf schüttelte als er sagte : „Aber jetzt hast du alles erkannt und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass James und die Mädchen dich vermisst haben. Auch wenn sie es nicht zugaben. Nein, ich weiß es sogar. Merlin, ich möchte gar nicht wissen wie lange ich gebraucht hätte um meinen Stolz in deiner Situation zu überwinden!" „Es ist doch irgendwie menschlich, dass du so reagiert hast, auch wenn es nicht richtig war. Du hast es jetzt aber eingesehen und das ist der Punkt, der zählt", fügte Remus aufmunternd hinzu.
Peter nickte zustimmend und sagte energisch : „Aber hier herumsitzen bringt niemanden weiter, also hopp hopp! Ich denke du solltest die drei suchen gehen. Es sei denn, du kannst ihnen deinen Sinneswandel in Gedanken mitteilen, dann wäre der Gang natürlich nicht nötig." Noch bevor ich darauf etwas erwidern konnte, setzten sich die drei Zauberer auf und zogen mich auf die Füße. Sirius klemmte mir mein Buch unter den Arm und Remus gab mir von hinten einen kleinen Schubs. „Los jetzt. Sonst überlegst du es dir noch anders!", sagte Sirius und machte eine auffordernde Handbewegung.
Verblüfft ging ich ein paar Schritte und wandte mich dann wieder um, damit ich ihnen ins Gesicht schauen konnte als ich dankbar mit einem entschlossenen Lächeln auf den Lippen sagte : „Ich bin euch was schuldig, hört ihr?" Zur Antwort erhielt ich drei vielsagende grinsende Gesichter und drehte mich daraufhin wieder schnell um, um in Richtung Ausgang zu stürmen.
Ich achtete nicht mal darauf, wie sich die Bibliothekarin verärgert nach mir umdrehte, als ich an ihr vorbeisauste. Ich hörte auch nicht ob sie mir etwas hinterherrief, denn meine Sinne und Gedanken waren alle auf etwas ganz anderes gerichtet.
Ich MUSSTE mit Marlene, Dorcas und James reden! Und als erstes wollte ich James suchen. Ich war mittlerweile auf den Flur gelangt und streifte mehr oder weniger planlos durch die Gänge, während ich nach seinem Gesicht suchte. In meinem Inneren herrschte zugleich ein heilloses Chaos und eine genaue Konzentration auf bestimmte Gedanken.
Der Tatendrang sofort mit James und meinen besten Freundinnen reden zu wollen und das antreibende und motivierende Gefühl, das mich nach dem Gespräch mit Sirius, Remus und Peter durchrauschte, trieben mich an und ließen mein Herz rasend schnell schlagen. Auch wenn letzteres zusätzlich am Tempo meines Ganges gelegen haben könnte. Ein Teil von mir verfluchte mein unnötiges Verhalten der letzten Woche immer noch. Verdammt, dachte ich, vor allem dieser blöde letzte Spruch zu James hätte nicht sein müssen. Ich hoffte einfach, dass James mir vergeben konnte und beschleunigte meine Schritte als ich mir sagte, dass ich es zumindest versuchen und mich mit ihm aussprechen sollte.
Ich ging geradewegs auf eine Ecke zu, als zwei bekannte Stimmen zu mir durchdrangen und ich verlangsamte automatisch meine Schritte. „Warum lässt du sie nicht einfach in Ruhe? Früher oder später wird sie eh merken, dass du nicht ihr Typ bist und sich besinnen. Warum machst du es ihr nicht einfacher und trennst dich von ihr, Potter?", sagte eine Stimme scharf. Ich horchte sofort auf als ich erkannte, auf welche zwei Personen ich gerade beinahe zugelaufen wäre.
Instinktiv blieb ich stehen und lehnte mich gegen die Wand als ich dem Verlauf des Gesprächs zwischen James und Snape zuhörte.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt