Ferienbeginn

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In der nächsten Zeit wurde es ziemlich ruhig um jegliche mysteriöse Ereignisse und ich begegnete dieser Tatsache mit sehr viel Skepsis, denn bekanntlich kündigte eine merkwürdige Ruhe ja den Sturm an. Es war als würde ein Teil des Dunklen in unserer Welt die Weihnachtsstimmung bemerken, die von Woche zu Woche intensiver wurde. In Hogwarts wurde alles geschmückt, wurde noch heimischer und schöner, und sogar die angespannte Stimmung, die in der letzten Zeit immer deutlicher wurde, legte sich. Sie wurde von Vorfreude und fröhlichem Trubel übertönt.
Meinen Freunden und mir fiel dieser Wandel deutlich auf und auch auf uns wirkte er ansteckend. James und ich nutzten unsere Möglichkeiten, um diese Stimmung aufrechtzuerhalten und zu bestärken, und schlugen unserer Hauslehrerin Professor McGonagall vor, zwei Woche vor Weihnachten einen Tag in Hogsmade anzulegen. Glücklicherweise überzeugte auch sie diese Idee und wurde rasch in die Tat umgesetzt. So konnte die meisten Schüler ihren Süßigkeitenvorrat für Weihnachten auffüllen und noch die letzten Geschenke besorgen für das anstehende Fest. Auch die Rumtreiber, meine beiden besten Freundinnen und ich schlossen uns dem an und ließen einige Sickel und Galleonen in den Kassen der Läden in Hogsmeade. Ich kaufte Geschenke für meine Familie, die ich über die Weihnachtsfeiertage besuchen würde und James stellte sich als erstaunlich guter Geschenke-Berater heraus. Normalerweise hörte ich bei sowas immer auf Dorcas, weil Marlene und ich nicht sehr geschickt darin waren, aber James konnte locker mithalten und auch Peter lieferte gute Ratschlage. Sirius und Remus waren ähnlich hoffnungslos verloren wie Marlene und ich, sodass die drei ordentlich etwas zutun hatten.
Der Tag in Hogsmeade rüttelte meine Erinnerung an den letzten Besuch dort wach und gab mir sofort ein wohliges Gefühl, als ich daran dachte, wie James meine Hand zum ersten Mal gehalten hatte. Für manche mochte es zwar nicht viel bedeuten, aber mir bedeutete dieser Moment umso mehr, denn es war einer der ersten großen Schritte auf unsere Beziehung zu. Die Zeit verstrich wie im Fluge und plötzlich stand Weihnachten unmittelbar vor der Tür.
Kurz vor Weihnachten schickte ich meine Eule Rose aus, damit sie die Geschenke von mir für Dorcas, Marlene, Remus und natürlich James überbrachte. Peter und Sirius hatte ich unglücklicherweise nicht nach ihrer Adresse gefragt und bat deshalb James ihnen die Geschenke zukommen zu lassen. Und am Weihnachtsmorgen erreichten auch mich die Geschenke meiner Freunde und James. Meine Familie und ich feierten ein schönes und ruhiges Weihnachten im kleinen Kreis und selbst Petunia konnte sich zusammenreißen und ersparte sich fiese Anmerkungen über mein Hexendasein. Um ehrlich zu sein sprach sie so wie eigentlich immer nur das absolut Nötigste mit mir, aber mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Auch wenn es mir manchmal immer noch einen Stich versetzte, wenn ich daran erinnert wurde wie sehr meine eigene Schwester mich verabscheute.
Dennoch war ich schon ein wenig traurig, als ich mich einen Tag vor Silvester wieder von meinen Eltern verabschiedete und mit meinen Freunden zurück nach Hogwarts fuhr. Im Zug schnitt zufälligerweise ich das Thema Silvester an und traf auf fragende oder unbeteiligte Gesichter. James und Sirius blickten mich mit großen, interessierten Augen an und Dorcas, Marlene, Remus und Peter schienen die klassische Silvestertradition mit Feuerwerk und Wunderkerzen schon zu kennen. Tatsächlich vergaß ich immer mal wieder, dass wir sieben unterschiedlich aufwuchsen, was teils unseren verschiedenen Blutstatus zugeschrieben werden konnte.
„Okay, okay. Manchmal bin ich immer noch überrumpelt von den vielen unterschiedlichen Gewohnheiten der Zauberer und Muggel. Um eure fragenden Gesichter zu beantworten, Sirius und James, am 31. Dezember feiern die Muggel um Mitternacht das Neujahr. Es werden Feuerwerkskörper gezündet, Wunderkerzen genutzt, Champagner getrunken und viele feiern riesige Partys. Es gibt einen großen Countdown und zehn Sekunden vor Mitternacht zählen alle von zehn bis null herunter und wünschen sich dann ein frohes neues Jahr. Es ist eigentlich ziemlich schön, mit den vielen bunten Lichtern am Himmel. Außerdem gibt es auch immer etwas leckeres zu essen", erklärte ich.
Meine beiden Freundinnen und Remus und Peter, die in Halbblutfamilien aufwuchsen und sich deshalb recht gut mit Muggelbräuchen auskannten, nickten zustimmend. James Blick veränderte sich und er sagte : „Ach, deshalb werden am 31. immer Böller gezündet! Als kleiner Junge habe ich mich immer darüber gewundert und die fernen Lichter beobachtet, aber meine Eltern konnten mir nie wirklich eine Erklärung dafür liefern." „Wenn ihr Muggelkunde gewählt hättet, hättet ihr schon früher den Grund dafür erfahren", merkte ich an, aber meine Aufmerksamkeit wurde schnell auf einen Wandel in den Gesichtern von den Rumtreibern angezogen. Sie schauten sich vielsagend an, ihre Mienen erhellten sich, ein Funkeln trat in ihre Augen und es schien, als ob die Vier die exakt selbe Idee bekommen hätten und sich nun stumm darüber austauschen würden.
Auch Marlene und Dorcas beobachteten das Schauspiel und wir wechselten abwiegende Blicke. Das, konnte doch nichts gutes bedeuten, dachte ich. Die vier Zauberer wandten sich aufgeregt zu uns Hexen um und Sirius sagte : „Wir, haben DIE Idee! Und wehe ihr sagt nein! Was haltet ihr davon, wenn wir zu siebt unsere eigene kleine Silvesterfeier machen? Wir besorgen Feuerwerk, Wunderkerzen und Feuerwhiskey, Champagner ist nämlich ekelig. Kurz vor Mitternacht schleichen wir uns raus, beobachten die Sterne, zünden Wunderkerzen an und starten ein Feuerwerk. Wir können uns weiter entfernt am Waldrand verstecken, so können uns die Lehrer nicht sehen. Außerdem erwarten sie so etwas eh nicht, weil Ferien sind." Alle vier Rumtreiber schienen tatsächlich den selben Gedanken gehabt zu haben, denn niemand widersprach Sirius und alle schauten uns überzeugt an.
Leicht überrumpelt legten wir uns unsere Antworten zurecht, aber ich fasste mich als erstes. „Das ist doch viel zu riskant! Was, wenn die Lehrer uns doch erwischen? Ich will mir gar nicht ausmalen, wie sauer Professor McGonagall werden würde! Und mal ganz davon abgesehen, woher wollt ihr denn all das herbekommen? Das ist doch absurd", entgegnete ich und war froh darüber, dass meine Stimme nicht verriet, dass mir die Idee doch ein wenig zusagte. Meine Antwort dämpfte die überschwängliche Stimmung ein wenig, aber die Jungs ließen nicht locker und Peter setzte hinzu : „Ach komm, Lily! Wir werden nicht erwischt. Ob du es glaubst oder nicht, die Jungs und ich haben im Rauschleichen schon recht viel Übung. Wenn wir nicht so geübt wären, würden wir doch nicht eure Köpfe riskieren!" Tatsächlich zwinkerte mir Peter zu und ich verstand seine stumme Anspielung auf den Morgen, an dem ich die Vier im Gemeinschaftsraum mit dem blutenden James entdeckte. Natürlich hatten sie viel Übung, sie waren ja schließlich die Rumtreiber, dachte ich unentschlossen.
„Wir kennen so einige Kniffe und Tricks, die vielen unbekannt sich, meine Liebe. Ich passe schon darauf auf, dass uns kein einziger Hauspunkte abgezogen wird. Und dir schon gar nicht" , sagte James lockend und setzte eine Miene auf, der selbst ich kaum widersprechen mochte. „Und was die Besorgungen angeht, das kannst du unsere Sorge sein lassen. Wie gesagt, wir sind Profis auf diesem Gebiet", fügte Remus noch abschließend hinzu.
Ein Teil von mir war ganz klar gegen diese ganze Angelegenheit, der regelkonforme und pflichtbewusste Teil. Aber leider gab es noch den anderen Teil, der mir lockend zuflüsterte und meine abenteuerliche Ader reizte, die gerne etwas mit ihren Freunden erleben würde. Aus Gründen, die ich nicht ganz deuten konnte, fühlte ich mich mehr als gewohnt zu der lockenden Seite hingezogen und versuchte einen Entschluss zu treffen.
Einen Rat suchend schaute ich in Dorcas und Marlenes Gesichter. Sie waren überzeugt und haben sich ihrer abenteuerlichen Seite hingegeben, was ihnen oftmals nicht so schwerfiel wie mir. Dennoch warteten sie auf meinen Entschluss und ließen mich entscheiden, wofür ich ihnen im Stillen dankte.
Anscheinend zeigte die häufig geteilte Zeit mit den Rumtreibern und vor allem mit James nun ihre Wirkung, stellte ich gedanklich kopfschüttelnd fest.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt