Drei Worte

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Ein wunderschöner Hirsch schritt auf mich zu und heftete seinen ruhigen Blick auf mich. Der Anblick verschlug mir den Atem und faszinierte mich stärker als erwartet, während ich das Tier vor mir beäugte. Das kurze, leicht glänzende Fell ähnelte James' Haaren und der Hirsch hatte die gleichen warmen, braunen Augen wie James' menschliche Gestalt. Durch das geschwungene Geweih, die fließenden Bewegungen und die stolze Aura wirkte er schon fast... majestätisch.
Nach wenigen Schritten kam das große Tier kurz vor mir zum Stehen und wartete auf meine Reaktion. Ganz gebannt von dem Bild, welches sich mir bot, ging ich langsam auf den Hirsch zu und hob die Hand. Bewundernd fuhr ich das Geweih von James' Tiergestalt nach und fand schließlich meine Worte wieder. „Es ist wunderschön", sagte ich leise und fing James' Blick auf. Unsere Blicke verflochten sich miteinander und es baute sich eine bedeutungsschwere Spannung zwischen uns auf. Der Anblick von James' tierischer Gestalt wirbelte starke Gefühle in mir auf und ich versuchte die Intensität dieser Empfindungen in meine Augen zu legen. So kommunizierten James und ich still miteinander ohne einen Laut von uns zu geben, aber es schien als ob wir uns auch ohne Worte verstanden.
Wiederstrebend zog sich der Hirsch wieder zurück zwischen das Grün. Ich wandte meinen Blick dennoch nicht ab und wartete auf James' Rückkehr. Kurz darauf trat er wieder zwischen den Bäumen hervor und kam erneut auf mich zu. Er hielt meinen Blick fest und bei mir angekommen, umfasste er mein Gesicht leicht. Seine Augen wirkten sanft, sicher und entschlossen und während ich sie fest anschaute, jagte mir ein wohliger Schauer über den Körper.
„Als ich dich gerade so angeschaut habe, ist mir etwas aufgefallen. Es gibt eine erstaunlich wichtige Sache, die ich dir noch nie gesagt habe.... Ich liebe dich, Lily Evans", sagte James entschlossen und bevor ich etwas erwidern konnte fügte er hinzu : „Mir ist egal was andere sagen oder denken, du bist ein wunderbarer Mensch und jeder Mistkerl, der dich wegen deines Blutstatus oder irgendetwas anderem beleidigt, bekommt es mit mir zu tun. Du verdienst es glücklich zu sein und ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann."
Mein Herz blieb einen Moment stehen und begann mit einem starken Ruck schneller denn je zu schlagen. Das ganze Repertoire von Gefühlen, die ich für James empfand, breitete sich in meiner Brust aus und ich hoffte, dass das Lächeln, das sich jetzt auf meine Lippen legte, James genauso viel bedeutete wie mir sein Lächeln. „Ich liebe dich auch.", antwortete ich und mir entging das erleichterte Zucken in James' Miene nicht. Es waren wichtige Worte und zeigten, wie weit wir als Paar gekommen waren. Früher hatte ich mir immer die Frage gestellt, wie es sich anfühlen würde diese Worte auszusprechen und wann der richtige Zeitpunkt dafür kommen würde. Ich war entschlossen diese wichtigen Worte nicht an irgendeine Person zu richten, denn Liebe war etwas besonders starkes auf dieser Welt und trieb uns an. Sie vollbrachte ihre eigene Magie und fühlte sich sehr unterschiedlich an. Als James' diese Worte an mich richtete, sagten mir mein Kopf, mein Bauchgefühl und mein Herz, dass nun dieser besondere Zeitpunkt gekommen war und er der richtige sei.
Ich beugte mich näher zu ihm rüber und überbrückte die wenigen Zentimeter, die noch zwischen uns standen. Ich legte all meine Gedanken und Gefühle, die um ihn kreisten in einen behutsamen Kuss und genoss es, als James' Hände zu meinen wanderten und sich mit ihnen verschränkten.
Kurz darauf löste er sich von mir und strich leicht mit seinen Daumen über meine Hände während er sagte : „Also ich weiß ja, dass du mich schon ziemlich gut aussehend in meiner menschlichen Gestalt findest, aber dass du so begeistert von meiner tierischen Verfassung bist, hätte ich nicht erwartet." Mir entging das herausfordernde Funkeln in seinen Augen nicht und ich unterdrückte ein Schmunzeln. Er schaffte es wirklich jegliche Situationen ganz egal welcher Art sie waren, locker und ungezwungen werden zu lassen, stellte ich in Gedanken fest.
„Ach, so außergewöhnlich ist deine Erscheinung gar nicht, Bürschchen. Es ist nur so, dass ich noch nie einen Hirsch vom Nahem betrachtet habe. Außerdem gibt es Tonnen von Zauberern, die deutlich besser aussehen als du. Bryan Cross aus der Quidditch-Mannschaft, zum Beispiel. Jetzt kann ich es dir ja sagen, eigentlich komme ich auch nur zu euren Trainings um ihn zu bewundern", schwindelte ich neckisch und genoss das leicht eifersüchtige Aufblitzen in James Augen. Dieser Punkt ging wohl an mich, dachte ich und setzte ein zufriedenes Lächeln auf.
„Okay, okay, du hast gewonnen. Aber bitte nenn mich bloß nicht Bürschchen. Ein Spitzname reicht im Leben", sagte James und hob beschwichtigend die Arme. „Du hast einen Spitznamen? Welchen? Und vom wem?", fragte ich neugierig und James antwortete : „Die Jungs und ich haben alle Spitznamen, das hat sich mit der Zeit so ergeben. Sie sind an unsere Tier-Gestalten angelehnt. Sirius heißt Tatze, Peter heißt Wurmschwanz, Remus heißt Moony und mich nennen sie Krone. Verstehst du? Wegen dem Geweih, das nennt man ja auch so."
Ich trat einen Schritt zurück und lief langsam um James herum, während sein Blick mir folgte und ich meine Augen grüblerisch auf ihn heftete. „Mhhh, verstehe. Der Name gefällt mir", überlegte ich laut und sprach den Namen demonstrativ noch einmal aus. „Aber das ist euer Ding, also brauche ich einen eigenen Spitznamen für dich. Ich glaube ich bleibe beim guten, alten Jamesie. Klingt das nicht niedlich?", fügte ich hinzu und setzte ein breites Grinsen auf. „Oh ja, und zwar sowas von!", antwortete James sarkastisch und setzte hinzu : „Wenn du dir einen Spitznamen ausdenken darfst, dann kann ich das auch. Und glaub mir, ich habe mir schon sehr viele Gedanken darum gemacht, meine Liebe. Dein neuer Name ist : Lils."
Ich blieb stehen und legte meinen Kopf schief. „Ich denke, damit kann ich mich zufrieden geben, Jamesie", legte ich fest und beobachtete James' ausgeglichenes Lächeln als er einen Schritt auf mich zukam.
Er legte beide Hände um meine Arme und betrachtete mich mit einer Armeslänge Abstand. Etwas schönes schien ihm durch den Kopf zu gehen, schloss ich aus seiner Miene. Er zog mich zu sich heran und drückte mir sanft einen Kuss auf die Stirn. Wie zur Bestätigung meiner Vermutung sagte er : „Schön, dass wir uns kennengelernt haben, Lils" Ich zog einen Arm aus seiner Hand und legte meine Hand auf seinen Hinterkopf, um ihn sanft zu mir herunter zu ziehen damit ich meine Stirn an seine lehnen konnte. „Schön, dass wir zueinander gefunden haben, Jamesie", bestätigte ich leise mit geschlossenen Augen.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt