Noch besser als zuvor

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Zuerst legte James seine Lippen nur leicht auf meine und wartete dann fragend ab. Ich konnte erahnen, warum er wartete und dankte ihm im Stillen dafür, dass er mich entscheiden lies was okay für mich war und mich nicht bedrängte. Mein Herz vollführte kleine Kunststücke und alle meine Gedanken waren bloß auf James gerichtet, einzig und allein auf diesen Moment. Ich musste nicht weiter darüber nachdenken und lies mich von diesem wunderbaren Gefühl leiten, dass sich schwer in Worte fassen lies. Wie von alleine erwiderte mein Mund James' Kuss und ich legte alle Gefühle, die ich für James hegte in ihn. Natürlich hatte ich mir schon mal Gedanken um unseren ersten gemeinsamen Kuss gemacht und befürchtete, dass irgendwas nicht stimmen würde. Doch diese Befürchtung war gänzlich unbegründet. Es war als hätten unseren Lippen sich abgesprochen,  denn sie fanden sich problemlos und spielten ein gefühlvolles Spiel.
Alles was wir Minuten vorher gesagt haben wurde durch diesen Kuss besiegelt und unterstrichen. Es gab keinen Weg um dieses Gefühl in mir zu beschreiben, es fühlte sich einfach alles... richtig an. Als ob es schon immer so sein sollte und jede unsere vergangenen Handlungen auf diesen Moment ausgerichtet war und die Wichtigkeit und Bedeutung dessen bestimmte. Ich wusste nicht wie lange unser Kuss andauerte, aber als James sich sanft von mir löste kümmerte es mich auch nicht besonders. James lehnte seine Stirn gegen meine und während wir gleichmäßig atmeten, zogen wir die gleiche Luft ein. Wir sagten nichts, ich öffnete noch nicht einmal meine Augen, aber wir mussten auch keine Worte aussprechen um dem anderen klar zu machen, was gerade in uns vorging. Wir hatten unseren eigenen Weg gefunden um zu kommunizieren.
Nach einer Zeit löste ich mich wiederstrebend von James und öffnete meine Augen. Vor mir stand ein ausgeglichener junger Zauberer, dem seine Freude ins Gesicht geschrieben war und den ich erstaunlicher Weise meinen Freund nennen durfte. In diesem Augenblick wurde mir die Tatsache, dass wir in der vergangenen Zeit durch unterschiedliche Ereignisse zueinander gefunden haben, obwohl ich es vor erst einem Jahr niemals für möglich gehalten hatte, schrecklich bewusst. Doch wenn ich eins in der Zaubererwelt gelernt hatte, dann war es, dass die Dinge fast nie so kamen wie erwartet und die unwahrscheinlichsten Dinge wahr werden. Vor mehr als sechs Jahren dachte ich ja auch, dass Zauberer und Hexen nur Märchenfiguren waren und nun stand ich in den Gängen einer Schule für Zauberei und Hexerei.
Ich bemerkte wie Amüsement über James Lippen zuckte und sich ein amüsiertes Glitzern in seine Augen schlich. „Das, war schöner als ich es mir je hätte vorstellen können", sagte James und zur Antwort schüttelte ich schmunzelnd den Kopf während ich ihm leicht in die Seite knuffte. „Hey! Geht man so etwa mit unfassbar tollen Freunden um, die dir gerade erst verziehen haben?", meinte James mit gespielter Empörung. Ich wusste das er nur mit mir witzelte und ging nur zu gern auf darauf ein, indem ich ihm die Zunge rausstreckte und erwiderte neckisch : „Armer Jamesie, möchtest du mir jetzt Hauspunkte dafür abziehen? Ich denke nicht, dass das so eine schlaue Idee wäre in Anbetracht dessen, dass dein Haus dann ebenfalls welche verlieren würde. Ich fürchte dir hast hier nicht so viel gegen mich in der Hand, also musst du wohl damit leben, dass ich den Ton angebe." Während ich dies sagte wandte ich mich ab und ging rückwärts den Flur entlang. James musterte mich mit amüsierter Miene und schien erkannt zu haben, dass dieser Schlagabtausch wohl nicht mehr von ihm gewonnen werden konnte.
Er blickte auf etwas direkt hinter mir und setzte ein breites Grinsen auf. „Schau du mal lieber darauf wo du hinläufst, Chefin."
Ich prallte gegen einen Körper, von hinten piksten mir zwei Hände in meine Seiten und eine bekannte Stimme sagte : „So wie es aussieht ist ja alles super gelaufen, ihr beiden. Hab ich es dir nicht gesagt, Lily? Du solltest öfters auf mich hören, dann wäre dein Leben um einiges leichter denke ich." Bei der Berührung zuckte ich etwas zusammen, aber sobald ich Sirius' Stimme erkannte entspannte ich mich wieder. „Nimm es mir nicht böse, aber ich bin entschieden vom Gegenteil überzeugt, Sirius. Dennoch hast du richtig geraten, zwischen James und mir ist alles wieder gut", antwortete ich während Remus, Sirius und Peter an mir vorbei und auf James zu schlenderten. James nickte vielsagend und sagte mit einem verschwörerischen Grinsen : „Oh, nicht nur gut. Sondern noch besser als zuvor!" Die drei Jungs schauten uns misstrauisch und neugierig an und schienen sich über diese Bemerkung zu wundern. Ich setzte nur ebenfalls ein Grinsen auf und als ihre Blicke zu James wanderten zuckte er nur mit den Schultern und zwinkerte.
Sirius, Remus und Peter sah man an, dass ihnen Fragen über Fragen auf den Zungen brannten und ich beschloss den Vieren Zeit unter sich zu gewähren. Außerdem hatte ich auch noch etwas wichtiges zu erledigen. „Ich fürchte, ich muss jetzt gehen. Es gibt da noch zwei Hexen, denen ich eine Erklärung schulde." Die vier Zauberer verabschiedeten sich von mir und diesmal wandte ich mich wirklich ab um den Gang zu verlassen. Ich machte mich auf die Suche nach Dorcas und Marlene.
Zuerst steuerte ich den Gemeinschaftsraum an und lies meinen Blick über die Köpfe der Schüler schweifen, die dort gerade ihre Zeit verbrachten. Leider konnte ich Dorcas und Marlene nirgends entdecken und war schon dabei mich wieder auf das Porträt der fetten Dame zuzubewegen als eine Mitschülerin meines Jahrgangs, die in der Nähe saß, zu mir sagte : „Sie sind gerade in den Schlafsaal der Mädchen gegangen." Ich drehte meinen Kopf zu ihr und erkannte Alice Prewett. Ich nickte ihr dankbar zu und sagte : „Danke!" Gleich darauf ging ich schnellen Schrittes in den Schlafsaal. Alice hatte wohl bemerkt, dass ich meinen beiden Freundinnen in der letzten Woche aus dem Weg ging und als sie meinen suchenden Blick sah, zählte sie eins und eins zusammen, dachte ich auf meinem Weg.
Alice war eine nette und schlaue Hexe, mit der ich mich schon immer gut verstanden hatte und deshalb wunderte ich mich auch nicht weiter, warum sie mein Vorhaben so schnell erkannt hatte.
Im Schlafsaal angekommen entdeckte ich Dorcas und Marlene bei ihren jeweiligen Betten mit dem Rücken mir zugewandt stehen und sagte dann erleichtert : „Hier seit ihr! Ich muss dringend mit euch reden." Als Dorcas und Marlene meine Stimme hörten, drehten sie sich um und blickten mich mit leicht überrumpelten Gesichtern an.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt