Ich bin doch nicht eifersüchtig

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Gleich nach den Ferien verstärkten die Lehrer den Prüfungsdruck erneut und wiesen alarmierend darauf hin, dass unsere UTZ doch nicht mehr soweit entfernt waren wie erhofft. Bei den ganzen Hausaufgaben und neuen Lektionen war dies auch schwer zu ignorieren und allmählich begann ich nervös zu werden. Schon wenn ich nur an die Abschlussprüfungen dachte, drehte sich mir der Magen um. Und nicht nur, weil ich Angst vor dem Durchfallen hatte, sondern auch weil mir dann schrecklich bewusst wurde, dass dies mein letztes Schuljahr auf Hogwarts war. Für manche war es schwer nachzuvollziehen, aber ich liebte diese Schule und sie war mir mit der Zeit immer mehr ans Herz gewachsen, sie fühlte sich wie ein zweites Zuhause an und ich wusste, dass mir der Abschied von alldem schwerfallen würde. Ohne Zweifel.
Meine Freunde teilten diesen Gedanken, aber wir legten uns darauf fest nicht zu sehr daran zu denken und die restliche Zeit möglichst zu genießen. Dennoch waren sie noch nicht halb so aufgeregt wie ich bezüglich den UTZ-Prüfungen und schüttelten nur schmunzelnd den Kopf darüber. Doch nach einer gewissen Zeit sahen auch sie ein, dass ein wenig zusätzliches Lernen bei dem Druck nicht schaden würde. Wir alle teilten den Wunsch Auroren zu werden, wofür die Ansprüche sehr hoch waren und letzten Endes packte uns alle unser Ehrgeiz. Naja, und die Tatsache, dass ich sie alle zum Lernen verdonnerte und standhaft keine Ausreden duldete, trug auch dazu bei, dass alle Rumtreiber, Dorcas und Marlene und ich nun in der Bibliothek über unseren Büchern brüteten. Sogar zwischen James' Quidditchtraining fand ich irgendwie Zeit für einen gemeinsamen Besuch in der Bibliothek.
Sirius stöhnte in einer Tour, Peter zerbrach sich förmlich den Kopf während Dorcas ihm versuchte die neue Lektion aus Zauberkunst zu erklären, Marlene war mit gerunzelter Stirn in ihre Notizen versunken und Remus und James tauschten ihre Mitschriften aus dem Unterricht aus. Früher hätte ich mich ehrlich gesagt darüber gewundert, dass James so etwas wie Mitschriften besaß, aber der Lauf der Zeit hatte mich einiges gelehrt und nun war ich sehr dankbar über seine gelegentlichen Hilfen in Verwandlung.
James war gerade aufgestanden und meinte, dass er mal kurz zur Toilette müsste, als ein Hufflepuff-Zauberer aus unseren Jahrgang zu meinem Tisch kam und mich ansprach, sobald James außer Sichtweite war. „Hey, Lily. Hättest du kurz einen Moment?", fragte er etwas zögerlich. Ich blickte zu ihm hoch und erkannte sein Gesicht. Der blondhaarige, schlanke Junge war in meinem Zauberkunstunterricht, beobachtete mich ständig und versuchte mit mir zu reden. Es war sehr offensichtlich, dass er ein Auge auf mich geworfen hatte, aber bisher hatte ich ihn möglichst ignoriert und habe nur abwimmelnd geantwortet. Auch meinen Freunden ist dies nach einer Zeit aufgefallen und nahmen die Sache mit Humor. Mich störte die Angelegenheit eher wenig, da ich auch kein Interesse an jemand anderem als James hatte, aber mein Freund sah die Sache etwas anders. Auch wenn er es nicht richtig zugeben wollte und versuchte es zu verstecken, störte es ihn erheblich, dass dieser junge Zauberer mir ständig verträumte Blicke zuwarf.
„Hi Michael, was möchtest du denn?", antwortete ich möglichst unverbindlich und ein Seitenblick auf meine Freunde verriet mir, dass ihre Aufmerksamkeit bei weitem nicht mehr aufs Lernen gerichtet war. Michael versuchte ein nervöses Lächeln und ich erahnte so langsam auf was er aus war. „Ich wollte fragen, ob du mit mir mal etwas machen möchtest? Wir sind ja im gleichen Jahrgang und ich wollte dich mal etwas näher kennenlernen. Ich weiß ja, dass du im Moment viel Zeit mit James Potter verbringst, aber vielleicht gibst du mir doch eine Chance?", fragte Michael schnell. Es wirkte so, als ob er lange gezögert hatte diese Frage zu stellen und es nun schnell hinter sich bringen wollte.
Obwohl ich eine solche Frage schon befürchtet hatte, überrumpelte mich dieses „Angebot" doch ziemlich und mein Blick zuckte Hilfe suchend zu meinen Freunden rüber. Teils schienen sie meine Überraschung zu teilen und auf der anderen Seite wirkten sie sehr an diesem Schauspiel interessiert. Doch bevor ich mir überlegt hatte, wie ich Michael am besten beibringen konnte, dass ich wirklich kein Interesse an einer neuen potentiellen Beziehung hatte, sah ich wie James zurückkehrte und auf uns zusteuerte. Ich wusste, dass James sich soweit im Griff hatte, dass er ohne meine Bitte nichts gegen Michael unternehmen würde, obwohl er ihn durchaus gerne mal zur Rede stellen würde.
Ich schickte James einen beruhigenden Blick und beschloss, das wir beide die Sache in die Hand nehmen sollten. In einem gewissen Maße betraf diese Angelegenheit ja auch ihn. Während ich Michael antwortete erreichte James uns wieder und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. „Hör mal Michael, ich bin mir sicher, dass du ein wirklich netter Kerl bist, aber ich denke nicht, dass das eine gute Idee wäre. Wenn du mich zu Beginn des Schuljahres gefragt hättest, hätte ich deinem Angebot vielleicht hat sogar zugestimmt, aber dieser Zug ist leider schon abgefahren. Um es ehrlich auszudrücken", antwortete ich bestimmt, versuchte aber Michael nicht zu verletzen.
Nach einem kurzen Blickwechsel mit seinen Rumtreiber-Freunden verstand James die Situation offenbar und nun ruhte sein Blick auf mir. Ich gab ihm zu verstehen, dass er jetzt an der Reihe war, denn Michael wollte schon wieder etwas erwidern und zeigte, dass er sich nicht so leicht abschütteln lies. James verstand meine Aufforderung und sagte während er sich in Michaels Sichtfeld schob : „Die Sache ist die, Michael, Lily ist schon vergeben. Und so weit ich weiß, hat sie auch nicht das Bedürfnis dies in nächster Zeit zu ändern. Zu einem früheren Zeitpunkt hätte sie sich ohne zu zögern für eine Verabredung mit dir, anstelle von mir entschieden, aber heute nicht mehr. Du findest bestimmt ein anderes tolles Mädchen , das sich gerne mit dir treffen würde, aber Lily steht nicht zur Debatte."
James schaffte es irgendwie gelassen zu wirken und seine Stimme gleichzeitig bestimmt und deutlich klingen zu lassen. Er war sich meiner Treue sicher und hielt sich mir zu Liebe in Schach, machte aber gleichzeitig auch klar, dass er keine Widerrede akzeptierte. Michaels Hautton wurde einen Ticken blasser als er James bemerkte und nachdem er seinen Satz beendete, schluckte Michael schwer. Ihm war klar geworden, dass er keine Chance hatte und auch wenn er mir etwas leid tat, wusste ich, dass dies der richtige Weg gewesen war. Ihm unnötig Hoffnung zu machen wäre falsch gewesen und hätte sowohl ihn als auch James verletzt und diese Option stand somit komplett außer Frage.
Ich nickte James dankbar zu und sagte an Michael gerichtet : „Mach dir nichts draus. Ich kann dir versichern, dass nicht wenige Mädchen in unserem Jahrgang sich sehr freuen würden, wenn du sie mal ansprechen würdest. Das weiß ich aus zuverlässiger Quelle." Ich zwinkerte ihm zu um seine Anspannung etwas zu lösen. Anscheinend hatte Michael nun verstanden und nickte schon deutlich zuversichtlicher. „Okay, ich werde mal darüber nachdenken. Und tut mir leid, wenn ich euch etwas zu nah getreten bin. Bis zum nächsten Zauberkunstunterricht", verabschiedete er ich und machte sich davon.
Als er aus der Reichweite war setzte sich James kopfschüttelnd hin und Sirius zog ihn auf indem er sagte : „Also James, da hast du dir ja wirklich eine tolle Freundin ausgesucht, bei den ganzen Rivalen mit den du mithalten musst. Mein Beileid."
„Du bist doch nur neidisch, dass Lily so viele Verehrer hat!", neckte Remus ihn und Marlene setzte hinzu : „Du hättest doch bestimmt gerne eine so tolle und begehrenswerte Freundin wie James!" „Der arme kleine Sirius ist einsam", sagte Dorcas grinsend und Peter klopfte Sirius, der erstaunt darüber war wie schnell sich das Blatt gewendet hatte, leicht auf die Schulter. „Nicht traurig sein, du hast doch noch uns!", sagte Peter schelmisch, woraufhin Sirius murmelte : „Wenn man euch als Freunde hat, braucht man auch keine Feinde mehr."
„Außerdem kann ich ja auch nichts dafür, dass ich so beliebt bin. Glaub mir, dass ist auch nicht einfach für mich!" , meinte ich scherzend. „Überhaupt finde ich, dass James seine Eifersucht ganz gut kontrollieren kann, nicht wahr?", fügte ich hinzu.
„Haha, sehr witzig! Ich bin doch nicht eifersüchtig. Für mich stellt doch niemand eine Gefahr dar!", entgegnete James beleidigt, verkniff sich aber ein Schmunzeln. „Du bist dir deiner Sache aber ziemlich sicher", sagte ich aufziehend und wandte mich grinsend wieder meinen Büchern zu, für die wir eigentlich hergekommen waren.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt