Ein weiterer Schritt

628 19 7
                                    

Es fühlte sich zwar nicht so an, aber den vielen Menschen, die im Drei Besen ein und ausgingen, nach zu urteilen verstrich eine Weile in der Potter und ich uns unterhielten. Später verließen aber auch wir das Gasthaus und spazierten zur heulenden Hütte, ohne es richtig beabsichtigt zu haben. Dort angekommen verstummte ich und ließ meinen Blick über das heruntergekommene Häuschen schweifen. Einen Moment war es sehr still und friedlich, bevor Potter erneut das Wort ergriff : „Hast du dich mal gefragt woher das Gerücht, dass es in der Hütte spuken soll, herkommt?" Meinen Blick weiterhin auf die Hütte gerichtet, schüttelte ich langsam den Kopf und fragte : „Nein, warum? Weißt du es?"
Potter musste schmunzeln und beantwortete meine Frage. „Tatsächlich weiß ich es wirklich. Und da du das Geheimnis meiner Freunde und mir ja so oder so schon kennst, erzähle ich es dir sogar. Als Remus nach Hogwarts kam wurde die peitschende Weide gepflanzt und wenn man einen bestimmten Punkt der Wurzeln des Baumes berührt kommt man zu einem Tunnel, der unter der Weide entlang genau zur heulenden Hütte führt. Jeden Vollmond geht Remus in diese Hütte um sich dort zu verwandeln und möglichst zu verhindern niemanden zu verletzten. Und seit Sirius, Peter und ich Animagi sind, begleiten wir ihn einmal im Monat dorthin. Durch das Geheule von Remus in seiner Werwolf-Gestalt bekam die Hütte ihren Namen und die Bewohner des Dorfes und die Schüler entwickelten ein Gerücht um sich die merkwürdigen Geräusche der Hütte zu erklären."
Mein Blick löste sich nun von der heulenden Hütte und wanderte zu Potters Gesicht. Sein Blick hatte die ganze Zeit über auf meinem Gesicht geruht und für einen Moment musterte ich ihn aufmerksam, während ich darüber nachdachte was ich als nächstes sagen sollte. Potter stand nicht weit von mir entfernt und ich konnte die einzelnen Züge seines Gesichts gut erkennen. Mein Blick blieb an seinen Augen hängen, die haselnussbraun waren und so viele verschiedene Ausdrücke zeigten, die ich in diesem Moment fast mühelos entziffern konnte. Neugier, Aufmerksamkeit, Ruhe und noch mehr konnte ich in seinen Augen lesen und kurz bevor ich noch weiter darin versank, wurde mir klar, dass ich Potter schon viel zu lange anstarrte und wandte meinen Blick schnell sehr interessiert dem Boden zu.
Was war das denn gerade, fragte ich mich, spürte wie meine Wangen warm wurden und ich wusste, dass sie rosa anliefen. Um meine Unbehaglichkeit zu überspielen fing ich ohne richtig zu überlegen einfach an zu reden. „Weißt du was? Du hast mich in den letzten Jahren echt warnsinnig gemacht. Und die meiste Zeit über dachte ich, dass du ein richtiger Vollidiot bist", platzte es aus mir heraus. Ich hob meinen Blick wieder und versuchte etwas in Potters Miene zu entdecken, aber plötzlich konnte ich sie nicht mehr so einfach entschlüsseln und das Einzige was ich mit Mühe ansatzweise zu erkennen vermochte, war ein Hauch von Enttäuschung. Und sofort verfluchte ich meine Schroffheit.
„Ja, dass dachte ich. Aber eben nur die meiste Zeit. Anfang diesen Schuljahres änderte sich dies und ich konnte auch andere Charaktereigenschaften in dir entdecken, weil sich dein Verhalten immer mehr veränderte. Diese zwei Seiten die ich von dir kannte, verwirrten mich vollkommen und das Bild was ich von dir hatte war verpfuscht. Sechs Jahre lang habe ich ein eher schlechtes Bild von dir gehabt und irgendwie war ich zu stur um einzusehen, dass auch du dich ändern könntest. Aber das hast du und um ehrlich zu sein gefällt mir dieser neue Potter ziemlich gut. Ich hoffe du hast gut zugehört, denn es kommt nicht oft vor, dass ich sowas sage!", sagte ich wahrheitsgemäß.
Ich schaute abwartend in Potter Gesicht und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich etwas sagte. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich sichtlich und er lächelte erleichtert und glücklich als er sagte : „Keine Sorge ich habe jedes Wort aufmerksam verfolgt und werde keines davon jemals vergessen. Weißt du warum, ich früher immer so war? Ich dachte, wenn ich mich so wie ich bin verhalten würde, würdest du mich nicht mögen und deshalb habe ich mich verstellt. Nur leider ist das Ganze nach hinten losgegangen und hat genau das Gegenteil bewirkt, was ich aber auch verstehen kann. In den Sommerferien ist mir das dann klargeworden und ich habe mir vorgenommen mich zu ändern."
Es bildete sich ohne mein Zutun ein Lächeln auf meine Lippen und ich drehte mich wieder zur heulenden Hütte um. Potter folgte meiner Bewegung und ich sagte : „Also, da ich dich jetzt ja nicht mehr hasse, schlage ich dir etwas vor. Wir lassen das mit den Nachnamen und nennen uns so wie alle anderen beim Vornamen, okay?" „Du kannst auch ablehnen, wenn du möchtest",fügte ich schnell hinzu und wartete auf seine Antwort, während ich insgeheim darauf hoffte, dass er es nicht tun würde. Ich versuchte es aber zu verstecken und hoffte, dass man es mir nicht ansah.
Im Augenwinkel sah ich, dass Potter mich verdutzt ansah und spürte eine gewisse Genugtuung in mir. Schließlich fand Potter, nein James, wieder seine Sprache und sagte mit einem triumphierenden Unterton, den er nicht ganz verstecken konnte : „Ich stimme mit Vergnügen zu, Lily."
Ich merkte wie James Blick nach unten wanderte und er sich regte. Ich spürte wie er seine Hand vorsichtig in meine schob und zuerst zögerlich, doch dann entschlossener umfasste ich seine Hand ebenfalls. Es fühlte sich nicht komisch an oder ähnliches, sondern es fühlte sich genau richtig an seine warme Hand in meiner zu spüren. „Ist das okay für dich oder sollte ich lieber schnell wegrennen, bevor du mich in die Luft jagst?", fragte James scherzend und ich wusste dennoch, dass er meine Antwort ernst nehmen würde. Das letzte bisschen Anspannung hatte sich schon längst aufgelöst und so antwortete ich ebenfalls witzelnd : „Wenn es nicht okay wäre, würdest du schon längst dort drüben in der heulenden Hütte liegen, James."

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt