Wie lange kann die gute Stimmung anhalten?

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Nach dem gewonnenen Spiel gegen die Slytherins feierte das ganze Haus Gryffindor ausgelassen und tatsächlich hatten die Rumtreiber auf mysteriöse Weise allerlei Snacks und Getränke besorgt. Als die Feier schon im Gange war , bemerkte ich wie sie für eine Zeit kurz verschwanden und dann plötzlich wieder am Eingang des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes auftauchten, mit Feuerwhiskey in den Händen. Dorcas, Marlene und ich wechselten äußerst grüblerische Blicke und versuchten weiterhin herauszufinden, wie die vier Jungs an sowas herangekommen waren. Leider wieder einmal vergebens und selbst ich konnte nichts aus James herausbekommen.
Die triumphierende Stimmung der Gryffindors gegenüber den Slytherins hielt auch nach dem Wochenende des Spiels noch an und erntete griesgrämige Blicke der Slytherins, oft in Begleitung von Beleidigungen. Dies machte die Gryffindors nur noch amüsierter und es herrschte eine sehr interessante Stimmung in Hogwarts. Kopfschüttelnd betrachtete ich das ganze Spektakel, das durch ein einziges Quidditchspiel ausgelöst wurde. Wenn auch mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Ich freute mich sehr für James und, dass ich es ebenfalls leicht genoss so manche Slytherins derart verärgert zu sehen, konnte und wollte ich auch gar nicht wirklich verstecken.
Sogar unter den Hauslehrern machte sich das Ergebnis des Matches bemerkbar, denn Professor McGonagall war an diesen Tagen offensichtlich gut gelaunt und schenkte James, als sie ihn im Klassenzimmer für Verwandlung entdeckte, ein anerkennendes Nicken. Unsere Hauslehrerin war meine und auch James'  heimliche Lieblingslehrerin und deshalb freute sich James überschwänglich über diese Geste. Auf Professor Slughorns Gesicht, dem Hauslehrer der Slytherins, machte sich Missmut breit, den er vergebens zu verstecken versuchte.
Viel Zeit blieb mir aber nicht, um meine Aufmerksamkeit auf das Spektakel zu richten, denn wie auch schon in den vorherigen Wochen verschonten die Lehrer uns nicht mit den Hausaufgaben. James half mir gelegentlich in Verwandlung und so langsam machte ich schon Fortschritte. Im Gegenzug zeigte ich James ein paar nützliche Handgriffe in Zaubertränke, dies war nämlich das einzige Fach wie ich feststellte, in dem James deutlich schlechter war als ich, obwohl er sonst in allen anderen Fächern ziemlich gut mit mir mithalten konnte, was mich zuerst ziemlich erstaunt hatte.
Zugegebenermaßen hatte ich in der Zeit, in der ich James noch für einen Idioten gehalten hatte, für ziemlich dumm gehalten, weil er seine Fähigkeiten lieber für Späße und unnütze Dinge verschwendete, aber es stellte sich das Gegenteil heraus. Auch wenn er es nicht aussprach achtete er auf seine Noten und strengte sich ebenfalls an. Er war zwar nicht so eifrig wie ich wenn es ums Lernen ging und lebte nicht teilweise in der Bibliothek, aber er überraschte mich ein weiteres Mal. Erstaunlicherweise stellte sich dies auch bei Sirius und Peter heraus, auch wenn Peter trotz seiner Anstrengungen nicht immer das Ergebnis erzielte, das er erreichen wollte.
Eines Nachmittags ging ich gerade alleine auf den Fluren entlang und bog um eine Ecke, als Severus Snape in mich hineinlief. Durch den Aufprall fielen mir meine Bücher aus der Hand und ich bückte mich nach unten um sie aufzuheben, während ich verärgert vor mir hin murmelte. Snape war in Begleitung von seinen Freunden, die belustigt anfingen zu glucksen als sie sahen wer ich war. Snape bückte sich eilig um mir beim Aufheben der Bücher zu helfen. „Tut mir leid, ich habe dich nicht gesehen!", sagte er hastig, ich raffte schnell alle Bücher zusammen und stand wieder auf. „Ist okay, aber du brauchst mir nicht helfen. Ich kann das alleine.", sagte ich kühl und versuchte an seinen Freunden und ihm vorbei zugehen, während ich ihnen finstere Blicke zuwarf. „Tollpatschiges Schlammblut", hörte ich einen der Freunde hinter meinem Rücken lachen, als ich mich abgewendet hatte. Wut keimte in mir auf und ich blieb stehen.
Nicht ausrasten, Lily, dachte ich, damit würdest du ihnen nur einen Gefallen tun. Ich atmete ruhig aus und wollte schon weitergehen, als Snape sagte : „Warte Lily, ich habe noch eine Frage!" Ich blieb nicht stehen und verdrehte genervt die Augen,  als Snape seinen Freunden sagte, dass sie vorgehen sollten und er mir hinterher gelaufen kam. Ich beschleunigte meine Schritte, doch er holte auf und lief neben mir her als er fragte : „Was ist da zwischen dir und Potter los? Hat er dir einen Liebestrank gegeben oder warum hast du auf einmal deine Meinung bezüglich ihm geändert? Er ist ein arrogantes Schwein." Abrupt blieb ich stehen und funkelte Snape wütend an. „Das geht dich absolut gar nichts. Lass mich in Ruhe und geh zu deinen tollen Freunden zurück. Du und sie haben deutlich gemacht was ihr von mir haltet und ich denke ich habe meinen Standpunkt ebenfalls verdeutlicht!", sagte ich ruhig, aber mit einer harten Schärfe in meiner Stimme.
Ich war jahrelang mit Snape befreundet gewesen, aber er veränderte sich mit der Zeit und formte Ansichten über Teile der Zauberergesellschaft, die mir nicht im geringsten gefielen. Eines Tages in einem Streit ging er zu weit und nannte mich ganz ähnlich wie seine Freunde eben. Er versuchte auch nie zu verhindern, wenn seine Freunde es taten und damit hatte er eine Grenze überschritten. Eine derartige Beleidigung für eine Muggelgeborene, die sie herabwürdigte, hätte ich damals nie von Snape erwartet und zuerst verletze mich dieser Vorfall enorm. Doch später raffte ich mich zusammen und erkannte, dass er es nicht verdiente, dass ich um seine Freundschaft trauerte und so schaffte ich es ihm, wie in diesem Moment, die Stirn zu bieten.
Ich versuchte erneut mich abzuwenden, doch Snape ergriff mein Handgelenk und hielt mich mit seinen eiskalten, langen Fingern ab. Ich fuhr entsetzt herum und blickte ein sein ärgerliches Gesicht, umrandet von seinen kinnlangen, schwarzen Haaren, seinen dunklen Augen und der langen Nase. Es stand im völligen Gegenteil zu James Gesicht, denn Snapes strahlte Kühle aus und hatte scharfe Züge. In James' Gesicht herrschte ein Gleichgewicht von markanter Schärfe und leichter Weichheit, aber bei Snape hatte die Schärfe deutlich die Überhand.
„Er verdient dich nicht. Dem bist du dir doch wohl bewusst, oder nicht?", sagte er ernst. Im gleichen Moment erschien hinter mir jemand, schritt auf uns zu und löste Snapes Finger von meinem Handgelenk. Ich sah Snapes Miene, die sich noch mehr verdüsterte, und konnte auch schon an der Hand und dem Gefühl der leichten Berührung erahnen wer gerade eingeschritten war. „Lass. Sie. In. Frieden", sagte die bekannte Stimme der Person in meinem Rücken deutlich verärgert.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt