Unerwaretete Dankbarkeit

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Potter drehte sich überrascht um und zog währenddessen sein Shirt weiter über. Dennoch sah ich für einen Augenblick seinen unteren Oberkörper und auch dort zeichneten sich Spuren von Potters Betätigungen ab. Ich erkannte kleinere Schrammen, die wohl zum Teil von seinen kleinen Ausflügen an Vollmond stammten, und auch auf seinem Bauch formten sich Muskeln.
Ich bemühte mich mir nicht anmerken zu lassen, dass mir diese Situation ein wenig unangenehm war. Potter ergriff zum Glück das Wort und fragte belustigt : „Hallo Evans, woran redest du da? Machen wir uns jetzt schon gegenseitig Geschenke, weil wir zusammen Schülersprecher sind?" Ein typischer James Potter Spruch, dachte ich und fragte mich im gleichen Moment warum ich mich eigentlich so sehr um diesen Sprücheklopfer gesorgt hatte. Aber ich wusste ja, dass im Moment so Einiges nicht richtig lief mit mir.
Ich verdrehte genervt die Augen, hob das kleine Fläschchen mit dem Heiltrank und schüttelte das Fläschchen demonstrativ, als ich forsch sagte : „Ich habe dir einen Heiltrank für deine Wunden mitgebracht. Aber ich kann auch wieder gehen wenn dir das lieber wäre!" Sofort verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht und verwandelte sich in ein leichtes Lächeln .
„ Nein, nein! Ist ja schon gut. Das war nicht so gemeint!", sagte er schnell als ich mich schon abgewandt hatte um zu gehen. Selbstsicher und vielleicht auch ein wenig triumphierend lächelte ich, ohne das Potter dies sehen konnte, und drehte mich wieder um, um ein wenig mehr auf Potter zuzugehen. „Da ich deine Wunden ja nicht komplett schließen konnte, habe ich dir etwas gebraut womit sie sich vollständig schließen müssten. Dieser Trank fiel mir vorhin nämlich ein und da ich ihn auch ziemlich gut beherrsche dachte ich mir, dass ich dir diesen Gefallen machen könnte.", erklärte ich und James nickte leicht, blieb aber stumm.
Als er keine Anzeichen machte irgendetwas zu tun oder sagen zu wollen ergriff ich erneut das Wort und fragte : „Würdest du deine Schulter bitte frei machen, damit ich deine Wunden behandeln kann?"
Damit riss ich Potter aus seiner Stummheit und er antwortete murmelnd : „Klar."
Zu meinen Gunsten zog er nur einen Arm aus seinem Shirt, was mich etwas entspannte, denn da ich mich im Moment so merkwürdig verhielt, konnte ich erahnen was mit meinen Gedanken passiert wäre wenn Potter oberkörperfrei hier vor mir stünde. Trotzdem machte mich der Anblick einwenig nervös und ich war froh als Potter sich auf die Bank hinter sich setzte. Ein wenig zurückhaltend, aber auch belustigt und herausfordernd schaute mich Potter an und ich ging auf ihn zu, um mich neben ihn auf die Bank zu setzten.
Potter blieb ruhig und sein Gesichtsausdruck hatte sich so verändert, dass ich seine Miene nicht mehr entziffern konnte. Ich hoffte, dass meine Miene genauso wenig erzählte, denn die Nähe wirbelte alle Gedanken auf, die ich bisher versuchte zu verdrängen. Und irgendwie kam mir die Nähe auch viel deutlicher vor als am Morgen, was wahrscheinlich daran lag, dass seine Situation an diesem Morgen auch deutlich bedrohlicher gewirkt hatte und ich so das Meiste ausblenden konnte.
Ich zog den kleinen Korken aus dem Fläschchen und machte mich daran die Flüssigkeit in Potters Wunde zu träufeln. Ich spürte wie Potters Blick auf meinen Bewegungen ruhte und sie aufmerksam verfolgte. Die Stille wurde so langsam unangenehm und auch um mich abzulenken sagte ich ruhig : „Die Wunde wird jeden Moment anfangen sich zu schließen. Manchmal dauert das ein bisschen, aber das ist normal und die Hauptsache ist ja, dass die Wunde wieder möglichst schnell verheilt." Auch dazu sagte Potter nichts und in diesem Moment ärgerte ich mich zutiefst darüber, dass er ausgerechnet jetzt so ruhig und aufmerksam sein musste. Dieses Verhalten könnte er ja mal bei anderen Situationen zeigen und nicht ausgerechnet jetzt, wo ich mich dadurch merkwürdig fühlte, dachte ich.
Ich drückte den kleinen Korken wieder auf das Fläschchen und im gleichen Augenblick sah ich, wie die Wunde langsam begann sich zu schließen. Auch Potter bemerkte dies und sagte nun doch etwas : „Das funktioniert ja wirklich! Ich hatte schon die Befürchtung, dass du mich vergiften wollest, Evans!"
Unwillkürlich musste ich schmunzeln und erwiderte darauf : „Freu dich nicht zu früh, manche Gifte wirken auch erst nach einer gewissen Zeit." „ Ich glaube ich sollte besser auf mich aufpassen, bevor ich hier noch von dir überlistet werde", sagte Potter ironisch, schob seinen Arm wieder in den Ärmel und stand auf. Nun fühlte ich mich leicht unterlegen, denn Potter war recht groß und somit überragte er mich schon wenn ich neben ihm stand, im Sitzen überragte er mich dann natürlich hoffnungslos.
„Vielen Dank Lily. Deine Hilfe heute Morgen war schon sehr großzügig von dir gewesen und das hier noch mehr. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich es für so mache Dinge nicht verdiene", sagte Potter leise und ich fühlte mich durch diese Aussage wie erschlagen.
Entschuldigte sich Potter gerade etwa bei mir? Um dies zu verarbeiten brauchte ich einen Moment und blinzelte stark bevor ich ein Wort herausbekam. „ Ist schon okay, es war ja meine Entscheidung euch und dir zu helfen", sagte ich dann schließlich langsam.
Potter nickte unentschlossen und wandte sich zum Gehen ab. Ich schaute ihm noch ein wenig verdutzt hinterher, als Potter sich doch noch einmal umdrehte und nachdenklich wirkte. Potter sah aus, als ob er noch etwas zu sagen hatte.

The Story of Prongs and Lils Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt