Pfeile

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„ Basti? Basti hey sieh mich an.", bat er sanft. Seine Hand legte sich unter mein Kinn und drückte es hoch, sodass ich ihm in die Augen sah. Auch wenn alles undeutlich war, konnte ich zwei hellbraune Punkte erkennen, auf die ich mich fixierte.
Meine Unterlippe fing an zu zittern. Sekunden später rannen mit Tränen zu hunderten die Wangen hinab. Ich hatte verdammt Angst um Veni. Er durfte nicht sterben.
Seine Hand legte sich an meine Wange. Sachte strich er mit dem Daumen über meine Haut. Schluchzend schmiegte ich mich in die Berührung. Irgendwo tat es unglaublich gut.
„ Es ist alles ok kleiner. Mach dir bitte keine Kopf, ich pass schon auf mich auf. Eher mach ich mir Gedanken um dich. Wenn das so weiter geht, erleidest du wahrscheinlich noch nen Nervenzusammenbruch. Wir spielen das jetzt schnell und sicher runter und dann ist der ganze Spuk vorbei. Ich hab vorhin nen Skelett-Spawner gefunden. Nen Bogen kann ich craften und Pfeile holen wir uns einfach sicher da. Weißt du, mein Leben ist mir schon wichtig." Sanft nahm Veni mich in den Arm, da ich mich immer noch nicht beruhigen konnte. Das war einfach alles zu viel für mich.
Veni zog mich auf seinen Schoß, sodass er mich fester an sich drücken konnte. Beruhigend strich er mir über den Rücken. Schluchzend ließ ich mich gegen ihn sinken. Lautlos tropften keine Tränen auf seinen Umhang. Warum verlor ich gerade so schnell die Fassung? Sonst regte ich mich kurz über etwas auf, machte dann aber noch entschlossener weiter. Und hier ging auf einmal gar nichts mehr.
„ Komm hoch kleiner. Wir gehen jetzt ein paar Pfeile farmen und dann schauen wir mal, wie der Nether so ist." Statt mich von sich runter zu schieben, stand er mit mir im Arm auf.
Ich klammerte meine Beine um seine Taille. Die Arme hinter seinem Nacken verschränkt und den Kopf auf seine Schulter gelegt nahm er mich mit durch das Labyrinth von Gängen, bis ich das Klappern von Knochen hörte. Kein sonderlich angenehmes Geräusch. Gleichzeitig war aber auch ein leises rauschen von Wasser zu hören.
„ Keine sorge, der Spawner ist präpariert. Da kommt kein Skelett raus. Wir können die ganz gemütlich von hier unten abfarmen, ohne dass die uns treffen können. Magst du helfen, oder zu unsicher?" Kaum merklich nickte ich. Das wäre ne gute und ungefährliche Art ein Gefühl für das Schwert zu bekommen. Veni ließ mich runter, fuhr mir noch mal durch die Haare.
„ Es wird alles gut. Bevor du aber was machst Rüstung anziehen.", murmelte Veni und trat einen Schritt zurück. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man Rüstung anzog, ich machte einfach das, was ich aus Erfahrung immer machte. Unterbewusst und so schnell, dass ich dem gedanklich kaum folgen konnte. Von Veni kam ein unterdrücktes Lachen was auch mich die Lippen leicht zur Andeutung eines Lächelns verziehen ließ.
Ich konnte das, ich durfte nur nicht zu viel nachdenken. Seine Hand legte sich an meinen Rücken, die andere an meine Hüfte, sodass er mich ein Stück nach vorne drücken und lenken konnte. Ich sah zwei graue Streifen und dazwischen Wasser. Das Schwert fest umgriffen schlug ich einmal zu. Ein rotes leuchten tauchte vor mir für den Bruchteil einer Sekunde auf. Nochmal schlug ich zu, wieder dieses rote leuchten. Zwei weitere Male schlug ich zu und das Skelett zerfiel zu Staub.
„ Das sieht super aus. Man merkt gar nicht, dass du halb blind bist. Dann kann ich dich ja alleine farmen lassen und derweil in den Nether gehen." Entsetzt sah ich ihn an. Er wollte mich doch nicht alleine lassen? Panisch wollte ich nach seiner Hand greifen, damit er nicht gehen konnte, doch er lachte nur und wuschelte mir durch die Haare.
„ Als ob ich dich alleine lassen würde kleiner. Nether ohne Bogen, ich bin doch nicht verrückt. Ich bleib natürlich bei dir." Erleichtert atmete ich durch. Mit sowas durfte er echt nicht spaßen. Gemeinsam verkloppten wir ein paar Skelette. Ihm droppte ich immer meine Pfeile und Knochen, damit er ne Übersicht hatte, wie viele Pfeile wir insgesamt hatten. Die mini Zahlen konnte ich beim besten Willen nicht mehr lesen. Es war echt anstrengend. Zwischendrin waren immer mal wieder kurze Pausen, in denen nichts spawnte. Wir schwiegen, nutzten die Zeit um alles richtig zu verdauen. Mit der Zeit kam Veni mir immer näher, legte letzten Endes einen Arm um meine Taille.
Ich schmiegte mich leicht gegen ihn. Mein Zeitgefühl war nicht das beste, aber ich glaub wir verschwendeten hier ziemlich viel Zeit. Zu viel. Ein Dorf wäre besser gewesen. Schnell ein zwei stacks Logs, Fletcher und wir hätten zwei Bögen und Pfeile for days. Konnte man die Zeit hier irgendwo sehen? Wollte ich die überhaupt sehen?
„ Veni sieht man hier irgendwo, wie lange wir schon hier sind?", fragte ich unsicher nach. Mir wurde unwohl vor der Antwort.
Doch es kam ein leises:„ Nein.", zurück. In diesem Moment nahm ich nicht wahr, dass Veni mich anlog. Hätte ich ihn angesehen, oder etwas in den ausdruckslosen Unterton in seiner Stimme hinein interpretiert, wäre es mir aufgefallen. Dann hätte ich aber wahrscheinlich schon lange gesehen, dass auf dem Armband die Sekunden runter tickten. Irgendwo war ich Veni aber auch dankbar, dass er es mir verheimlichte. Es würde mir nur noch mehr Panik bereiten.
„ Komm wir haben genug Pfeile. Bereit für den Nether?" Psychisch nein, aber ich hatte ja keine andere Wahl. Also nickte ich kaum merklich. Veni ging vor mir in die Hocke, deutete mir mich an ihm fest zu halten.
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und klammerte mich dann mit den Beinen an seiner Hüfte fest. Mein Körper zitterte leicht, je näher wir dem Portal kamen.
„ Veni ich hab Angst. Um dich und allgemein vor dem Nether.", flüsterte ich unsicher. Da belieben und Veni das alleine machen lassen konnte ich halt auch nicht. Das wäre unfair und ich wollte hier nicht alleine bleiben. Es war halt ne scheiß Situation.
„ Keine Angst. Wir packen das. Nether first try, so wie immer. Du kennst mich doch. Nether Solo nur mit Schneebällen gegen Blazes ohne schaden. Da werden wir doch ohne Challenge nicht sterben, wenn wir safe spielen." Verdammt er hatte sowas von recht. Wir standen jetzt vor dem Portal. Fragend drehte er seinen Kopf leicht in meine Richtung und ich nickte zustimmend.
Veni trat den letzten Schritt nach vorne und alles verschwamm in einem lila Ton.

Bis die Sonne unter geht ZickZack FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt