End(e)?!

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Untätig stand ich also neben Veni in der Mitte und wurde innerlich von der Zeit verschlungen. Jetzt untätig zu sein und zu wissen, dass man nichts tun konnte war schrecklich. Ich konnte es zumindest probieren. Ich legte einen Pfeil ein, spannt und hörte auf die Geräusche und Bewegungen, die ich vielleicht wahrnehmen konnte. Blind, im wahrsten Sinne des Wortes zielte ich in die Luft und ließ den Pfeil einfach mal los. Ein Schadensgeräusch ertönte, zeitlich passte es aber nicht zu meinem Pfeil.
„ Der Drache ist viel höher und weiter weg als du gezielt hast. Basti das ist schier unmöglich für dich zu treffen. Bleib du einfach ruhig. Wir haben ein Drittel und noch zweieinhalb Minuten. Das ist nicht unmöglich." Ich vertraute auf sein Wort. Was anderes blieb mir nicht übrig. Auch wenn es mir absolut nicht gefiel. Auf einmal war da ein undefinierbares Geräusch. So ganz konnte ich es nicht zuordnen, doch da wurde ich bereits zur Seite gezogen.
Neben uns schlug etwas ein. Wahrscheinlich Drachenatem. Veni machte um den AoE mit mir einen Bogen, sodass wir wieder in der Mitte standen. Oder zumindest in der Nähe. Ich hörte den Drachen wieder ziemlich nah.
„ Kopf runter." Instinktiv tat ich das, merkte wie der Drache über uns in die Mitte flog. Ich richtete mich auf, als Veni mich in die Mitte zog wieder war da Drachenatem. Mit dem Schwert in der Hand hüpfte ich wieder hoch und schlug zu, genau wie Veni. Es musste so verdammt affig aussehen, aber ich durfte jetzt nicht anfangen zu lachen, wenn ich mir das vorstellte. Unsere Situation im Moment war einfach nicht zum Lachen.
„ Hälfte und noch knapp zwei Minuten.", teilte Veni mir mit. Das würde furchtbar eng werden. Mir graute es davor, was passieren würde, wenn wir es nicht schaffen. Ich merkte, wie Veni nach meiner Hand griff und diese beruhigend drückte. Zum Zeichen, dass alles gut werden würde. Ein zierliches lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich erwiderte den Druck wir würden das schaffen. Jede Sekunde, die der Drache in der Mitte war, war Zeit die für uns spielte und gerade tat er das ziemlich lange.
„ Ok Bogenphase. Wir könnten den in der nächsten Wave down bekommen. Ansonsten wird's richtig eng." Er hatte noch nicht mal zu Ende gesprochen, da flog schon der erste Pfeil und traf. Ich hielt mich dich an dem brünetten, blieb aber tatenlos. Mal wieder.
Ich wollte nicht wissen, was gerade in Venis Kopf vor sich ging. An ihm hing sein und mein Leben. Hoffentlich hielt er dem Druck stand. Weitere Pfeile flogen, doch keiner schien zu treffen und der Drache wollte einfach nicht runter kommen. Als ob er wusste, dass uns die Zeit knapp war. Plötzlich war da ein lauter Piep Ton.
„ Veni was?", wollte ich sofort wissen, doch ich brauchte nicht mal zu Ende sprechen, da wusste Veni was ich meine.
„ Zeitmarker. Noch eine Minute. Und dieser dämliche Drache macht da oben Kunstflüge. Ich treff nichts mehr. Was ist das für ein scheiß.", regte Veni sich auf. Das war seine Art mit dem Stress umzugehen und da machte ich ihm keinen Vorwurf.
„ Jetzt endlich komm her. Bogen und gerade nach oben schießen. Jeder Treffer ist kostbar." Ich zuckte also wieder den Bogen und spannte einen Pfeil nach dem anderen ein und zielte. Als er unten war gab Veni mir das Zeichen aufs Schwert zu wechseln. Veni stand nicht ganz bei mir. Wieder war da ein Ton, diesmal heller. Dreißig Sekunden. Wir würden das nie im Leben schaffen. Zumal ich das ganze springen langsam merkte.
Mir ging die Puste aus und ich wurde langsamer. Mein Atem raste schon gut. Über die Entfernung streckte ich meine freie Hand nach Veni aus, der sie umgriff. Wenn es zu Ende mit uns ging, dann wenigstens gemeinsam. Ich gab noch mal alles was ich hatte.
„ Wir haben es gleich. Nicht mehr viel.", machte Veni mir Hoffnung. Den Signalton nahm ich schon gar nicht mehr wahr. Ich spürte einen starken Luftzug, wie der Drache weg flog, während Venis Hand sich plötzlich aus meiner löste und er schmerzvoll aufschrie nur kurz danach hörte ich ihn zu Boden fallen. Der Drache musste ihn weggeschleudert haben.
„ Basti du musst treffen. Noch zehn Sekunden.", keuchte Veni verzerrt. Ich spannte den Bogen und hörte auf das Geräusch des Drachens, der gerade seinen AoE schoss. Die Töne zu jeder Sekunde blendete ich aus. Ich ließ mit angehaltenem Atem die Bogensehne los. Wohl wissend, dass dies meine letzte Chance war. Der Pfeil flog durch die Luft und ich kreuzte betend die Finger, während ich innerlich von sechs runter zählte. Fünf, vier.
Die letzten drei Sekunden tickten lauter runter doch dann war das ein heller lila Schein und es knisterte und krachte. Ich hatte getroffen. Verdammt ich dachte wir wären tot. Vor Freude fiel ich auf die Knie und fing an zu weinen.
„ Veni wir haben es geschafft. Wir leben.", schluchzte ich voller Freude. Ich könnte ihn gerade abknutschen. Doch etwas störte mich. Von Veni kam kein Lebenszeichen und das war mir doch schon suspekt. Sollte er sich nicht eigentlich freuen? Wir hatten es immerhin gemeinsam geschafft.
„ Veni wo bist du? Ist alles ok?", fragte ich verzweifelt in die Leere. Eine Antwort bekam ich nicht. Langsam bekam ich Panik. Wo war er? Suchend sah ich mich um und erkannte einen dunklen Fleck auf dem hellen Boden. Mit großen Augen rannte ich dort hin, völlig vergessend, dass der Boden uneben war und stolperte. Unsanft kam ich auf dem Boden auf, doch rappelte mich sofort wieder auf.
Den Schmerz weitestgehend ignorierend kroch ich zu dem Fleck, der langsam menschliche Konturen annahm. Nein bitte nicht. Ich stütze mich über ihn, legte mein Ohr an seine Brust. Ein schwacher Herzschlag drang durch neuen Ohren. Schluchzend zog ich Veni zu mir auf den Schoß und hielt seinen Oberkörper aufrecht.
„ Veni bitte antworte mir.", flehte ich verzweifelt und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Eine Antwort erhielt ich aber nicht.
„ Veni bleib bei mir bitte. Ich will dich nicht verlieren. Ich liebe dich." Was hatte mir dieser Sieg gebracht? Was bringt es mir zu leben, wenn er sterben wird. Ohne ihn kann und will ich nicht mehr leben. Es war alles umsonst. Hemmungslos weinte ich in sein Shirt, drückte seinen Körper an mich.
„ Veni warum?", fragte ich verzweifelt. Plötzlich spürte ich eine Hauch feine Berührung an meinem Arm. Sofort sah ich auf und wischte mir die Tränen weg. Veni bewegte sich ganz schwach.
„ Ich dich auch Basti.", kam es schwach gehaucht von dem älteren mit kratzender Stimme. Fest schloss ich ihn in meine Arme und küsste ihn ganz zart auf die Lippen. Doch plötzlich begann er sich aufzulösen und um mich herum wurde alles schwarz.







„ Cut!"

Bis die Sonne unter geht ZickZack FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt