Nether

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Als sich meine Sicht langsam klärte, schlug mir eine unglaublich trockene Hitze entgegen. Überall um uns herum verschwommener roter Stein, ein riesiger Lavasee vor uns und natürlich irgendwo schrie hier schon ein Ghast rum.
Ängstlich klammerte ich mich fester an Veni und vergrub meinen Kopf in seinem Shirt. Ich wollte hier nicht sein.
„ Alles gut maximal ne halbe Stunde, dann sind wir wieder raus. Wir haben nen Festungsspawn. Das sind maximal fünfhundert Meter. Und da hinten wäre theoretisch auch dieser blaue Wald, wo Enderman spawnen.", versuchte er mich zu beruhigen.
Das war tatsächlich mal gut. Nach Festungen konnte man in der Version Stunden suchen. Und dann gleich am Portal, nur ein paar Meter weit weg, dass war schon eine Seltenheit. Dennoch fühlte ich mich nicht wirklich wohl.
„ Warped Forest heißt der übrigens.", verbesserte ich kleinlaut, um mich irgendwie ab zu lenken und nicht zu viel nach zu denken. Enderman farmen gefiel mir aber genauso wenig, wie Blazes killen. Und das konnten wir sogar umgehen und auf sicher spielen. Mir war ein Cleric doch lieber, wenn die Piglins nicht gönnten. Da konnte so schnell mal was passieren.
Veni bewegte sich ein paar Meter vorwärts in Richtung Wand. Vorsichtig hob ich meinen Kopf leicht und sah über seine Schulter. Erst wo wir näher kamen, sah ich, dass dort Gold war. Stimmte man brauchte ja jetzt n Goldpiece. Daran hätte ich nicht mal gedacht. Er baute die Quelle ab und lief ein paar Meter weiter zu einer neuen Quelle und baute auch diese ab. Auf einer etwas höher gelegten Stelle wurde ich schließlich abgesetzt.
Er stellte einen Crafting Table auf und droppte mir wenig später etwas und dann noch mal etwas, als ich das erste aufgesammelt hatte.
„ Hier hast du das Gold zum traiden. Das zweite sind Schuhe. Tausch die gegen deine jetzigen. Damit solltest du nicht mehr angegriffen werden. Wir suchen dir dann nen schönen Platz nah der Festung. Und mach dir keine Sorgen, ich pass wirklich auf mich auf.", meinte er aufmunternd. Etwas beruhigte mich das schon, aber ich hatte immer noch Angst um Veni.
Und das würde er mir auch nicht nehmen können. Ich hüpfte runter, griff nach seiner Hand und führte sie an meine Taille. Leicht drückte er mich wie auch beim letzten Mal gegen sich und ich nickte bestätigend. So fühlte ich mich halbwegs wohl. Langsam liefen wir ein paar Meter vorwärts, bis Veni mich plötzlich ruckartig stoppte. Fragend sah ich zu ihm. Vor mir konnte ich keine Lava sehen und auch kein Feuer.
„ Da geht's runter. Taste dich langsam vor, ich will nicht, dass du fällst." Vorsichtig schob ich meinen Fuß über den Boden, bis ich die Kante spürte. Langsam, das Gewicht immer noch auf dem anderen Fuß habend, tastete ich mich immer tiefer, bis ich Boden unter diesem Fuß spürte. Erst dann zog ich den anderen nach.
So tastete ich mich immer weiter voran, bis ich endlich ganz unten war. Veni war die ganze Zeit hinter mir gestanden und hatte beide Hände an meine Taille gelegt, was er aber wieder änderte, wo wir unten waren. Erst da nahm ich auch wieder wirklich wahr, wo ich war. Ziemlich nah konnte ich das brodeln von Lava hören. Doch ich wurde nur noch ein Stück näher an Veni gedrückt. Je näher wir der Festung kamen, desto mehr erkannte ich diese auch als solche. Davor war alles zu sehr mit dem Netherrack verschwommen. Nur stand diese über einem riesigen Lavasee.
Veni wollte sich da doch nicht allen Ernstes rüber bauen. Was wenn ihn ein Ghast abschoss und er in Lava stürzte? Was wenn ihn ne Blaze traf und runter schoss. War er schwindelfrei, oder bekam er ne Panik Attacke, wenn er oben stand?
„ Schau nicht so Basti, wir sollten dankbar sein, dass wir überhaupt ne Festung haben. Soll ich dir bei den Piglins helfen, oder kriegst du das alleine hin?", wollte er wissen und sah mich wahrscheinlich fragend an. Kurz überlegte ich, schüttelte dann aber den Kopf. Wenn ich vorsichtig war, sollte ich keine Probleme haben.
„ Pass du mir auf, dass du keinen der Kollegen schlägst.", hauchte er noch und ich sah verschwommen, wie er sich von mir entfernte. Vielleicht sah ich ihn gerade zum letzten Mal. Je mehr mir das bewusst wurde, desto mehr Angst bekam ich. Ohne nach zu denken rannte ich ihm nach und schlang meine Arme um seinen Körper.
„ Ach Basti mach's mir nicht noch schwerer. Ich werd schon wieder heil zurück kommen.", versuchte Veni mich zu beruhigen und drehte sich in der Umarmung um. Sanft strich er mir über den Rücken, als mir die erste Träne die Wange hinab lief und auf seine Schulter tropfte. Warum war ich so emotional im Moment?
Langsam löste er sich wieder von mir und wischte meine Tränen mit dem Daumen weg. Seine Hand legte sich an meine Wange und er strich sanft über meine Haut.
„ Ich bin doch gleich wieder da.", wisperte er ehe er sich von mir entfernte. Unwohl ließ ich ihn gehen. Am liebsten wäre ich ihm sofort nach gerannt, aber das war vermutlich keine gute Idee. Ich sah ihm aber noch zu, wie er sich über die Lava baute, bis er sich irgendwann eine Treppe nach oben baute.
Ab da wandte ich mich ab und suchte den nächst gelegenen Piglin, mit dem ich traiden konnte. Auch ohne Brille konnte ich diese zum Glück von Pigmans unterscheiden. Ich droppte einfach das ganze Gold an einer Stelle, wo kein Feuer in der Nähe war und wartete. Was genau mir der Piglin droppte sah ich nicht, aber es waren diverse Sachen, die mein Inventar ziemlich schnell füllten. Ob darunter jetzt Enderperlen waren oder nicht, konnte ich nicht sagen.
Zur Not Holz farmen und nen Cleric ranholen. So schwer war das ja nicht. Immer wenn der Piglin was droppte lief ich hin und sammelte es ein, damit nichts verloren ging. Am Ende übersah ich wahrscheinlich genau die Enderperlen.
Innerlich zählte ich mit, wie viel Gold da noch liegen musste. Achtundzwanzig hatte ich ja. Es wurde weniger und weniger, wobei es sogar vergleichsweise schnell ging, bis irgendwann nichts mehr übrig war. Jetzt hieß es warten. Doch genau in dem Moment hörte ich einen lautem spitzen Schrei. Veni.

Bis die Sonne unter geht ZickZack FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt