Bis die Sonne unter geht ZickZack FF

Abschiedstreffen

Der Stream war zugegeben etwas chaotisch verlaufen. Wir waren etwas eingerostet, was das alles anging und es lief auch bei weitem nicht alles glatt. Auch wenn wir ziemlich grottig gespielt hatten, war es insgesamt doch ein ganz lustiger Stream gewesen.
Banko hatte uns doch ne ganz lustige, aber nicht zu schwere Challenge zusammen gebastelt. Gescheitert waren wir trotz allem. Hauptsache es war unterhaltsam. Man munkele, was wir gemacht haben, als wir zufällig zur selben Zeit Pausen eingelegt hatten.
Die Zuschauer wussten ja nicht mal, dass wir uns je privat getroffen hatten. Veni wäre dahingehend sehr offen gewesen, aber ich wollte nicht, dass solche Informationen ohne Grund an die Öffentlichkeit gingen. Das hier war unser Privatleben, das ging keinen der Zuschauer etwas an. Und auch sonst niemanden. Freunde von uns wussten es so gut wie keine, abgesehen von denen, die uns halt mal besucht hatten. Das zwei in diesem Haushalt wohnten konnte man nicht verstecken.
Überall hingen Bilder von uns beiden, was fragen aufwerfen würde. Eventuell auch welche, auf denen wir ab knutschen waren. Wenn Veni nicht beantworten konnte, wer das auf den Fotos war, würde es unangenehm werden. Und mich dann die ganze Zeit zu verstecken, oder den ganzen Tag draußen sein, war mir zu blöd. Die Welt an Freunden, die das wussten, war das jetzt eh nicht.
Das mit dem Film alles rauskommen würde, störte mich nicht mehr so sehr, wie am Anfang. Mein erster Gedanke war tatsächlich ablehnen gewesen. Mich in der Öffentlichkeit zu zeigen, war ein no go gewesen. Nur wegen Veni hatte ich noch mal drüber nachgedacht und letzten Endes doch zugestimmt. Schließlich war Minecraft das Spiel, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiente.
Und Promotion für die eins Punkt sechzehn zu machen, war schon ne ganz coole Sache. Mal abgesehen davon, dass es extrem Spaß gemacht hat -abgesehen von den Momenten, wo ich irgendwie gefallen bin-. Unser letztes Treffen am Set war auch ganz toll gewesen. Zirka einen Monat nach Ende des Drehs. Wir hatten nichts mehr nachdrehen müssen, worüber ich doch ganz froh gewesen war.
Noch mal eine dieser blöden Szenen im End zu drehen hätte ich nun wirklich nicht gewollt. Mitgemacht hätte ich das keinesfalls mehr. Wir hatten dort dann zum ersten Mal alle den fertigen Film gesehen. In ein paar Tagen kam dann die offizielle Ankündigung für den Film und in zwei Wochen war dann endlich der release.
Dafür, dass wir beide keine professionellen Schauspieler waren, hatten sie doch das Maximum aus dem Material rausgeholt. Damals war es wichtiger gewesen, dass die Darsteller das Spiel authentisch nachstellen können und kennen, als gutes Schauspieltalent.
Ansonsten wären wir nie zu diesen Rollen gekommen. Gut das wir den gesamten Text noch mal auf englisch hatten einsprechen müssen, war ziemlich lästig gewesen. Die hatten es uns angeboten. Ansonsten hätten die zwei englische Synchronsprecher dazu geholt. Aber wir hatten es einfach machen wollen. Wenn schon Film, dann alles. Einfach war das anfangs nicht gewesen.
Gerade Veni mit seinem österreichischen Akzent hatte sich sehr viel Mühe geben müssen, dass man diesen nicht raushören kann. Bei mir lag das Problem dann eher in der Aussprache einiger Wörter oder Silben. Wörter mit tg waren meine persönlichen Hölle gewesen, was Aussprache anging. Aber wir hatten beide Hilfe bekommen von Ana, die aus Großbritannien stammt und uns mit der Aussprache half.
So hatte es doch ganz gut geklappt. Eigentlich hatte der Film ja auf Englisch gedreht werden sollen und auf deutsch synchronisiert werden. Jetzt war es halt anders rum, was keineswegs schlecht war. Alle am Set konnten schließlich fließend englisch sprechen. Oder zumindest fließender als wir beide. Unser Englisch war jetzt nicht unbedingt schlecht. Zumindest würden wir da wo englisch gesprochen wird gut zurecht kommen. Jedenfalls gab es danach noch eine große Abschiedsparty.
Es wurde natürlich viel gefeiert, gelacht und geredet. Ich hatte mich noch mal mit jedem unterhalten und mich für die schöne Zeit bedankt. Egal wie viel Zeit wir am Set miteinander zu tun gehabt hatten. Ein Glück hatte ich dann wenigstens was trinken dürfen. Wer fahren musste hatten wir im Vorhinein mit einer Runde Schere, Stein, Papier geklärt. Und auf wundersame Weise gewann ich so gut wie immer gegen Veni. Beschweren wollte ich mich da jetzt nicht.
All zu viel hatte ich ja dann auch nicht getrunken -wir reden über zwei Gläser Sekt-. Natürlich war es schön gewesen, alle noch mal gesehen zu haben und sich mit ihnen zu unterhalten. Andererseits war es traurig, weil dies das offizielle Ende dieser Zeit war und ich manche sehr vermissen würde. Gerade die Kollegen, mit ich so eng zusammen gearbeitet hatte.
Sie waren mir ein bisschen ans Herz gewachsen. Mit manchen würde man wohl noch Kontakt halten. Aber alle würde man nicht wieder sehen und auch viele andere, die nun weiter zum nächsten Film ziehen würden. Doch alles hatte seinen Anfang und sein Ende und das mussten wir alle nun mal akzeptieren.
Jeder würde sich neuen Projekten widmen. Diese gemeinsame Zeit konnte uns jedoch niemand mehr nehmen. Dementsprechend traurig und irgendwie auch nostalgisch war ich dann auch, als wir uns vom Set verabschiedeten. Für immer. Es war schließlich schon viel zu spät und nach und nach waren eh fast alle gegangen.
Natürlich blieb und auch einiges von dem Dreh. Zum Beispiel hatten wir beide unsere Outfits behalten dürfen als Andenken.
Das fand ich eine wirklich schöne Idee. Wir hatten ja wirklich nur dieses eine Outfit gehabt. Natürlich waren noch ein paar Kleinigkeiten dazugekommen, wie Bilder, Schokolade und so Zeug vom ganzen Team als Dank halt. Einige waren während des Drehs entstanden, manche erst heute Abend. Im Auto hatte Veni mich erstmal in den Arm nehmen müssen, damit ich mich beruhige.
Glaubt aber nicht, dass er da ohne Tränen raus ist. Der hat genauso Rotz und Wasser geheult, wie ich. Wäre es anders gewesen, wäre ich auch schwer enttäuscht. Schließlich waren wir dann doch mit gemischten Gefühlen heim gefahren. Irgendwo waren wir beide ja auch froh, dass wir wieder ganz normal unser Leben leben konnten. Streamen hatten wir beide glaube ich am meisten vermisst. Abgesehen von den Sachen, die im Schlafzimmer passieren. Aber das geht keinen außer uns was an.