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TW: Dieses Kapitel beinhaltet Selbstverletzung


Er rennt. Rennt dahin wo er alleine sein kann.

Naja Draco hat zwei solche Plätze. Gestern nach dem Zusammenstoß war er auf dem Astronomieturm. Oft steht er an der Brüstung, schaut in die Ferne oder in den dunklen Himmel, zu den Sternen und denkt nach.

Zur Zeit mehr denn je.

In zügigen Schritten nähert er sich dem verlassenen Mädchenklo hinten im Korridor des ersten Stockwerks.

Seit dem zweiten Schuljahr traut sich keiner mehr hier rein. Auch wenn das Monster vom ,,heiligen st. Potter" ermordet wurde, haben die meisten Angst vor dieser Kammer. Die ,,drei heiligen Griffendors" allerdings meiden wohl den Toillentengeist die Maulende Myrte. Im generellen ist das verlassene Bad der perfekte Platz um alleine zu sein.

Das Ende des fünften Schuljahres rückt näher.

Es war für Draco kein schönes Jahr, das steht fest.

Umbridge war Lehrerin und dann Schulleiterin. Keiner mag sie, auch wenn die meisten Slytherins auf ihrer Seite standen. Aber eigentlich waren sie es nur, um nicht auf der gleichen mit den Griffendoks zu stehen. Was man nicht alles dafür tut.

Draco hatte allerdings noch andere Gründe: das Gefühl von Macht und Überlegenheit.

Zuhause hatte er nicht mehr die Macht, die er früher hatte. Er nervte gerne seine Eltern, vorallem seinen Vater. Doch nun war alles anders, er hatte Angst vor ihm und nichts würde sich jetzt noch positiv ändern. Immer mehr Streit und Hass kam in sein Leben.

Früher war er derjenige, der seine Mitschüler mobbte, jetzt um gibt ihn der Hass. Die Zeit holt ihn ein.

Der Schmerz in seinem Körper durchzuckt ihn bei dem Gedanke and das Manor und die trübe Stimmung dort.

Bilder zeigen sich wieder verschwommen vor seinem Auge. Die Angst, die dort von den Wänden wiederhallt. Die Kälte, die noch eisiger als zuvor das Leben einfriert. Die roten Fluchblitze durch die Hallräume zischen und der Schrei einer Frau, seiener Mutter. Und dann ein weiterer Fluch. Diesmal schrie er.

Die Ferien mitten im Schuljahr waren schrecklich. Im Malfoy Manor kaum auszuhalten. Und der kalte, fremde Mann ging ein und aus. Draco würde ihm bald gehören, dass weiß er.

Er hat nun das Bad erreicht.

Draco schließt sich in einer Toilettenkabine ein und sackt zusammen. Seine Hände sind kalt, zu kalt, und zittern. Er will nicht an die Zukunft denken.

Ein Krachen der Kabinenwand gegenüber, ein weiteres Krachen und noch eins. Blut klebt jetzt an den Fingerknöcheln. Sein verdammter Familien Ring bohrt sich mehr und mehr bei jedem weiteren Schlag in die Wunde an seinem Ringfinger. Er schätzt seine Familie, er würde alles für sie tun und das wird er auch, aber sie bringt Unheil.

,,Fuck! Fuck, fuck, fuck!"

Draco schlägt noch einmal mit der Faust gegen die dünne Wand. Tränen füllen seine pastelenen Augen.

Er sitzt, mit dem Rücken an der Kabienenwand und die Beine abgewinkelt, auf dem eisigen, etwas nassen Boden. Er legt seinen Kopf in den Nacken und sieht die vertraute Person über ihm schweben. Die leise schluchzende Myrtel und der Junge schauen sich eine Weile an.

,,Das Leben ist scheiße." Raunt er. Und die erste Tränen kullert ihm über die Wange. Alles in ihm verkrampft sich.

Es reicht, wenn der Plagegeist, die einzige Person ist, die ihm wirklich zuhört, aber komplett vor ihr loszuflennen unterbietet er sich. ,,Jetzt verschwinde schon, heute brauche nichtmal ich dich!" Myrtel streckt ihm die Zunge entgegen, wirft ihm böse Blicke zu und verschwindet mit einem heulerischen Kreischen im Waschbecken.

Er muss schlucken. Aber es geht nicht. Der dicke Kloß on seinem Hals hindert ihn daran.

Ein lauter Seufzer verlässt seine etwas ausgetrockneten Lippen.

Mehr Tränen als zuvor füllen seine gläsernen Augen und er kann nicht anders, als aufzuschluchzen. Alles Kommt raus, der komplette Kummer, alle Sorgen. Alles schwirrt in seinem Kopf. Sein verschwommener Blick bleibt an seiner rechten Faust hängen, die Knöchel sind aufgeschrabbt und Blut klebt daran.

Alles bricht zusammen, dabei ist es erst der Anfang.

Weinend, wie nur selten, hebt er seine Faust und schlägt zu.

Nicht an die Wand. Nicht in die Luft. Direkt in sein Gesicht, auf seine rechte Wange. Immer wieder, immer fester, und immer schneller.

Wie kann er nur so schwach sein.

Dann lässt Draco sie wieder sinken und hört ruckartig auf zu weinen.

Heute ist er zu müde, heute will er nicht mehr. Ein Tag wie der andere und trotzdem halbe, neue Gefühle. Aber heute hat er keine Lust nachzudenken, keine Lust zu irgendwas. Die Augenlider fallen zu. Das leise plätchern des Wasserhahns im Hintergrund. Seine Sinne verlassen ihn.

Oh, Fuck!  |  D. M. (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt