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In der großen Halle wird es immer stiller. Die Tische leeren sich allmählich, schließlich haben die meisten keine Lust mehr ihre Aufsätze für Zaubertränke zu schreiben, das 15te Jahrhundert der Zaubereigeschichte auswendig zu lernen oder sich für den Test in Verwandlung vorzubereiten, der nächste Woche ansteht oder sind schon fertig mit den Aufgaben und genießen die freie Zeit.

„Izz, tut mir echt leid aber ich muss jetzt auch weg, Elliot und ich haben uns verabredet" sagt Nacy, steht auf und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. Izzy, eigentlich Isabell Frey, schaut ihrer besten Freundin mit einem Schmunzeln hinterher. Sie will sich nicht ausmalen, was Nacy Stewards und ihr Freund Elliot Carter, der attraktive Junge aus Ravenclaw bei ihrer Verabredung machen, kann aber die Bilder von rummachenden Turteltauben nicht aus dem Kopf bringen.

Mit einem Seufzen dreht sie sich wieder ihrer Aufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu, die sie schon letzte Woche hätte abgeben müssen. Izzy kann sie nicht noch länger verschieben. Lehrer dulden die Ausrede „War so schönes Wetter, Sir." nämlich nicht. Leider. Dabei ist es wirklich ein schöner Tag, dafür, dass es auf Herbst zu geht. Mit einem Blick auf die Uhr um ihr Handgelenk, die ihr ihre Eltern, mit den Worten „Vergiss ja uns Muggel nicht" geschickt hatten und stellt erschrocken fest, dass es schon halb sechs ist. Wieder widmet sie ihre Aufmerksamkeit mit einem, diesmal nicht sehnsüchtigem, sondern genervtem Seufzer, den Aufgaben auf dem Holztisch.

So wirklich vorwärts kommt sie mit dem Schreiben aber nicht. Alle paar Minuten schaut sie sich um und es scheint soals würden ihre Augen etwas oder jemanden suchen. Sie hat es geschafft dieser einen Person aus dem Weg zu gehen und nicht zu Gesicht zu bekommen. Hoffnungslos und misstrauisch redet sie sich ein, dass es dabei bleiben wird. Mist, warum musste Nacy sie alleine in der Halle lassen, dann wäre sie jetzt mindestens um das Doppelte weiter und wäre viel konzentrierter.

Plötzlich steht er hinter ihr. Sie fühlt seine Lenden an ihrem Rücken. Sie spürt die Erhebung unter seinerV-Linie. Langsam gleitet eine Hand ihren Hals entlang bis sie Izzys Hals komplett umschlossen hat. Er würgt sie leicht, sodass sie laut einatmet. Sie bemerkt, die Luft angehalten zu haben und versucht sich vergeblich zu entspannen. Der Druck um ihren Hals nimmt zu und die Hand presst ihren Kopf sanft zu seinemBauch. Sie versucht dagegen anzukommen, ist aber nicht erfolgreich. Das Mädchen spürt wie ein heißer Atem an ihren blonden Locken vorbei, ihr Ohr streicht.

„Halb neun Vertrauensschülerbad, Frey!", raunt eine tiefe, klare Stimme in ihr linkes Ohr.

Er lässt schlagartig ihren Hals los und läuft aus der Halle hinaus. Izzy wagt es nicht sich zu ihm umzudrehen, sie weiß auch so, ohne hinzusehen, dass er mit den Händen in den Hosentaschen, mit seinem lässigen, aber doch strengenGang sich entfernt. Erst, als das Tappen der Schritte endgültig verschwunden ist, sackt sie leicht merklich auf ihrem Platz zusammen. Ihr Blick streift durch den Saal. Fünf Schüler sitzen noch konzentriert, verteilt im Raum, jeweils an den eigenen Haustischen. Keiner hat was von der Begegnung mitbekommen.

Sie ist nervös, obwohl sie selber nicht genau weiß, wieso. Eine Stunde später, um acht Uhr, ist sie mit ihrer Abgabehausaufgabe fertig, pünktlich zum Abendessen. Die Schüler und Schülerinnen strömen in die große Halle. Die fünf Tische füllen sich mehr und mehr, doch Isabell kann Nacy nirgendswo entdecken. Ihre Augen suchen gegen ihren Willen nach dem Jungen, finden ihn zu ihrer Erleichterung jedoch nicht.

Um sie herum wird es ruhiger, Professor Dumbledore wünscht allen einen guten Appetit und schon erscheinen auf den langen Tafeln die Speisen. Berge von Kartoffeln, Würstchen, Kürbispasteten, Pfannkuchen, alle möglichen herzhaften Leckereien und wofür der Schulleiter zurzeit eine Schwäche hat: Rosinenbrötchen. Izzy nimmt sich zwei Kürbispasteten, die sie mit verzerrtem Gesicht ist. Die schmeckten ihr doch sonst immer. Sie beschließt, doch noch ein bisschen zu essen, schließlich braucht sie die Energie für den Unterricht, lässt es dann aber doch sein.

Isabell versucht so unauffällig wie möglich aufzustehen und verlässt zügigen Schrittes den Raum. Auf halbem Weg zum Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs bleibt sie abrupt stehen. Die Verabredung im Vertrauensschülerbad, natürlich hat sie es nicht vergessen, wie auch, sie will nur nicht, dass es diese Unterhaltung gegeben hat. Ein Gefühl steigt in ihr hoch. Eine Mischung aus Hass und Neugier macht sich in ihr breit. Neugierig was er wohl will. Izzy entscheidet sich zumindest mal dazu, anzuhören, was er zu sagen hat, wenn es für sie zu doof wird, kann sie ja einfach wieder gehen. Mit einem Nicken, zufrieden über ihren Entschluss setzt sie sich in Bewegung. Das Vertrauensschülerbad liegt im fünften Stockwerk von Hogwarts, aber dass es seltsam ist, sich in einem Bad zu treffen, ist ihr noch nicht aufgefallen, zumindest nicht bewusst. Mittlerweile kennt sie die Wege innerhalb des Schlosses auswendig und trotz der Schwierigkeit, dass die Treppen ständig ihre Richtung wechseln, ist sie in zehn Minuten vor der Tür beim Treffpunkt. Die Tür steht seltsamerweise offen.

Sie ist keine Vertrauensschülerin, Schulsprecherin oder Quidditch-Kapitänin also wäre sie nur mit Hilfe von ihm in den großen Baderaum gekommen. Normalerweise. Aber wieso ausgerechnet dieser Junge Vertrauensschüler wurde, ist ihr, wie den meisten, ein Rätsel. Untypisch neugierig Hufflepuff tritt sie vorsichtig und langsam mit einem Fuß nach dem andern in den, für sie, neuen Raum ein.

Mitten drin stoppt sie. Ihr Blick wandert von den großen Fliesen unter ihren Füßen an den hellen, rauen Mamorwänden entlang zu den Glasfenstern, durch die Tagsüber die darauf abgebildeten Meerjungfrauen von der Sonne durchstrahlt werden werden. Vor ihr liegt, die in den Boden versetzte poolartige Badewanne, die mit klarem Wasser gefüllt ist. In der Mitte des Beckens steht eine schön verzierte Säule mit ungefähr hundert Hähnen drum herum, aus welchen wahrscheinlich die verschiedenen Badeöle, -schäume, Shampoos, Konditioner und Duschgel fließen. Izzy kann keine Menschenseele sehen, bleibt aber an Ort und Stelle, schließt die Augen und genießt den frischen, aber süßlichen, Duft der in der Luft liegt. In ihrem Kopf bildet sich eine Frage, die sie mit bestem Willen nicht beantworten kann: 'Wieso möchte er sich in einem Bad treffen? Um mit ihr schwimmen zu gehen? Ich hab ja gar keine Badesachen dabei.'Stellt sie fest. 'Nackt baden? Mit ihm?' Innerlich lacht sie auf. Wieso sollte sie das tun? Naja wäre zumindest typisch für ihn, dauergeil und versuchend jeden ins Bett zu bekommen. Als Izzy die Augen wieder aufmacht, tief Luft holt und sich umdrehen will mit dem Beschluss, keine Lust auf eine weitere Konversation mit ihm zu führen, hört sie das einrasten vom Schloss in der Tür.

Oh, Fuck!  |  D. M. (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt