Kapitel: 15

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>>Still jetzt.<< zischte der Zauberer uns an. >>Bis zur anderen Seite ist es Fußmarsch von vier Tagen.Lasst uns hoffen das unsere Gegenwart unbemerkt bleibt.<<
In dieser Leichen übersehten Mine werden wir wohl eher keine lebendigen Zwerge mehr begegnen. Aber was, wenn etwas in dieser Dunkelheit wandert, was weder ein Zwerg noch ein Ork gleicht. Was war, wenn es etwas in diesem Untergrund lebt, wovon wir noch weniger Ahnung haben, als sonst schon.
Innerhalb eines Tages hatte ich mehr erlebt, als in meinen ganzen vorherigen Leben und das was ich gesehen hatte, hat mir vollkommen gereicht.
Die Stille, die sich über uns gelegte hatte, schien so unendlich wie die Finsternis, die trotz Gandalfs Licht sehr viel Platz einnahm.
Wenn ich ehrlich war, hatte ich nicht wirklich Lust mit jemanden zu reden. Wahrscheinlich ging es den anderen auch so. Eine seelenlose Distanz lag in der faulen Eier riechenden Luft. Ob es an dem Gestank lag war unklar, doch ich tippe eher auf die Reaktionen, die wir verspürt hatten.
Am meisten hatte es dem sonst so mürrischen und übermütigen Zwerg abbekommen. Mit einen starren Blick nach unten gerichtet, trottete der Sohn Glóins neben mir her und kickte mit seinen runden Füßen, die Kieselsteine aus dem Weg.
Wehmütig öffnete ich den Mund, um etwas aufmunternes zu sagen, doch mir viel nichts ein, was ansatzweise originell gewesen wäre. Also schloss ich den Mund sofort und schüttelte frustriert den Kopf.
Eine gute Sache hatte dieser schweigsame Moment: Ich konnte in ruhe Nachdenken. Mein Blick wanderte von den enttäuschten Zwerg zu dem mutigen Aragorn,der durch seine Zucken des Schwertes noch immer entsetzt war. Vielleicht lag es noch an etwas anderem. Oder eher gesagt an jemanden.
Er hat sie nicht einmal beim Namen erwähnt, doch in seinem Blick, wenn er in die Ferne sieht, erkennt man, dass er an die bildschöne Arwen denkt und sie mit dem ganzen Herzen vermisst. Sein Körper ist hier, doch sein Verstand sehnt sich nach ihr und sein Herz liegt in ihren engelsgleichen Händen.
Wenn das keine bedingungslose und vollkommen reine Liebe ist, dann weiß ich auch nicht weiter.
In Gedanken versunken, schweifte ich weiter zu den Hobbits, den das Fassungslose im Gesicht geschrieben stand. Außer Pippin, dieser wirkte eher neugierig.
Wie muss es sich anfühlen, dass das Leben, das man hatte und eigentlich immer normal erschien, sich so ruckartig änderte und dann waren sie alle noch so jung.
Nun traf mein Blick den Elb, der ein kleines Stückchen vor mir lief und versuchte wie ich anmutig die Steine, Felsbrocken und Leichen zu überwinden, doch mit dem Unterschied, dass der furchtbar anstrengende Elb es hinbekam und ich nicht. Die glatten weißblonden Haare, die noch heller erschienen als die goldene Mähne der Sonne, hingen glatt und glänzende von seinen wohlgeformten Kopf. Die vorderen Strähnen wurden zu eine kleinen Zopf nach hinten gebunden. Obwohl er genauso wie ich unter einem Strauch gehockt hatte, gegen ein Wasserwesen gekämft hatte und fast von einer Mine erschlagen worden wäre, lag sein Haar perfekt. Keine einzelne Strähne war verrutscht. Nicht nur dies ließ mich neidisch werden, sondern zudem auch der Ausdruck auf seinem weichem Gesicht. Eine Mischung aus raffinierten Scharfsinn und zurückhaltender Nachsicht. Eine Miene, die mein Atem stocken ließ. Er sah aufeinmal so aus, als würde er so viele Gefühle spüren, dass man sie nicht mal alle aufzählen kann. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, wir beide seien gleich auf einen Art, die ich nicht erklären konnte. Als seien wir beide miteinander verbunden. Doch das war ein Hirngespenst.
Meine Augen fuhren seine Nase nach, die linear nach unten verläuft und einen runden Spitze als Abschluss des Ganzen glich. Mit jedem Atmenzug den er nahm, vergrößten sich seine Naselöcher und sorgten dafür, daß zarte Dellen auf den Nasenflügel entstanden, die mich zutiefst verzückten.
Wieso habe ich den Drang mit meinen Fingerspitzen über seinen hohen, doch zu gleich sanft wirkenden Wangen Knochen zu streifen? Wieso will ich die zarte Falte zwischen seinen Augenbrauen glatt streichen? Und wieso kribbeln meine Finger bei dem Gedanken seine Haut zu spüren?
Aber solche Fantasien darf ich nicht aufgreifen. Ein Blick auf die spitzen Ohren und schon vergingen mir meine Gedanken an die Berührung seiner Hülle.
Diese Ohren würden mich immer daran erinnern, dass ich es niemals wert bin auf dieser Erde zu wandeln.
Ich sollte so welche Gefühle zu einer Person, die mich sowieso nicht leiden kann, besser in mein Herz einsperren. Wenn etwas schon voraussichtlich keinen Sinn macht, sollte man es lieber nicht erst versuchen, sonst bricht es einem nur noch das Herz und mit einem gebrochenen Herzen erschwert es einem das Leben enorm.

Etwas Böses lauert im Dunkeln Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt