Kapitel: 20

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»Eine schmerzliche Wahrheit ist immer besser als eine Lüge.« hatte Mutter immer gesagt. Doch ist die Wahrheit immer besser? Ist eine kleine Lüge nicht sicherer als die kalte Wahrheit?
>>Claire? << höre ich Mary atemlos fragen. Wie angewurzelt stand sie neben einen Wachelb und in ihren Augen glitzerte pure Furcht.
Wie lange kam es mir vor, sie nicht gesehen zu haben? Doch jetzt wo ich tatsächlich vor ihr stand, bekomme ich weiche Knie und zittere vor Angst.
Sie hatte alles mitbekommen. Sie hat Galadriel gehört. Doch vielleicht weiß sie ja nicht wer gemeint ist? Schließlich stand sie ja noch nicht lange da. hoffte meine innere Stimme vergeblich.

Aber jeder würde erkennen, dass Gandalf nicht dabei war und den Rest kann man sich erschließen.
Dies hat auch etwas positives: Jetzt muss ich nicht mehr abwiegen, ob die Lüge oder die Wahrheit besser wäre.
>>Er wurde zugleich von Schatten und Flamme genommen. Ein Balrog von Morgoth. Denn unnötigerweise gingen wir in die Tiefen von Moria.<< erläuterte Legolas, während ich panisch versuchte nicht in ihr Gesicht zu blicken und die greifbare Trauer zu spüren.
Das Geräusch ihrer Schuhe auf den glatten Boden waren noch verängstigender als ihre vonTrauer verzerrte Gesicht, was ich im Augenwinkel, trotz meiner Versuche, wahrgenommen hatte.

Sie machte kehrt und verschwand von diesem Ort. Ich schluckte um mein staubtrockenen Hals zu befeuchten, doch alles was ich erreichte, war einen stechender Schmerz, der meinen Rachen durchzog.
>>Unnötig war keine von Gandalfs Taten im Leben. Wir durchschauen seine genauen Absichten noch nicht.<< erklärte die Herrin. Doch ich bekam kein einziges Wort mehr mit, da mein Herz sich laut über alles aufregte und mein Verstand zum erstenmal zustimmte.
Die Herrin richtete sich an dem mürrischen Zwerg >>Lasst die große Leere von Kazad-dûm nicht in dein Herz, Gimli, Gloins Sohn. Denn die Welt ist gefahrvoller als vormals. Und in allen Landen ist Liebe nun verwoben mit Trauer.<<

>>Was wird nun werden aus dieser Gemeinschaft? Ohne Gandalf ist die Hoffnung verloren.<< meinte Celeborn und ich stimmte ihm hysterisch zu.
Eine Reise ohne Gandalf wirkt so hoffnungslos, so sieglos.
>> Eure Fahrt steht auf Messers Schneide. Geht nur um ein Weniges fehl, und sie wird scheitern, was den Untergang für alle bedeutet.<< dachte Galadriel nach, während sie uns noch einmal musterte >>Und doch besteht Hoffnung, solange die Gemeinschaft treu ist. Lasst euch das Herz nicht schwer machen. Geht jetzt und ruht, denn ihr seid alle erschöpft nach so viel Plagen und Trauer. Heute Nacht schlaft in Frieden.<<

Galadriel und Celeborn beendeten somit ihr Gespräch und machten Kehr.
Wachen kamen und wollten uns zu unserem Betten bringen.
>>Herrin von Lothlorien.<< rief ich Galadriel hinter her und bemühte mich nicht zu krächzen.
Der Wachelb umgriff fest meinem Arm und wollte bereits gehen.
>> Schon in Ordnung. << befahl Galadriel und die Wachen traten Ruckartig zu Seite.
>>Worüber willst du mit mir sprechen, mein Kind? << Ihre Stimme war sanft, doch gleichzeitig rau und mächtig, sodass ich erschauderte.

>>Wieso ist sie hier? Sie sollte doch bei Elrond bleiben?<< Ich versuchte aufrecht zu stehen, um meinen Niederschlagenheit zu überdecken.
Meine Muskeln brannten und betteln nach Nahrung.
>>Herr Elrond hat sie hier her geschickt, da wir uns besser um sie kümmern können. Herr Elrond muss sich auf den bevorstehenden Krieg vorbereiten.<<erklärte sie mir gnädig und machte keine Anstalten für weitere Erklärungen.

Ein Krieg. So weit war es nun schon gekommen.
Benommen starrte ich auf meine braunen Schuhe, die mir Radagast gemacht hatte. Sie waren nicht wunderschön, doch durchaus praktisch. Eine gemütliche Sohle, doch stabilen Halt. Nun hatten sie ein Loch vorne, wo einer meiner Zehne hervor luckte und die Sohle löste sich leicht. Sie waren kaputt und verloren. Verloren wie ich.

Etwas Böses lauert im Dunkeln Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt